1154 - Dämonen-Trauer
oder im Bad lag. Angeschossen, blutend. Vielleicht schon tot oder im Sterben liegend.
Dieser Gedanke drückte seine eigene Vorsicht zurück. Er konnte nicht ewig auf dem Fleck stehen bleiben, und deshalb ging er den nächsten Schritt nach vorn in das Wohnzimmer hinein.
Nahe der Sitzecke blieb er stehen. Er sah den grauen Bildschirm des Fernsehers. Sein Blick fiel auch auf das Fenster, hinter dessen Scheibe die Dunkelheit lag, und seine Schritte waren durch den Teppichboden verschluckt worden.
Die Wohnung atmete!
Der Vergleich huschte plötzlich durch den Kopf des Inspektors. Ja, er glaubte fest daran, dass hier so etwas wie ein Atemgeräusch zu hören gewesen war. Es musste nicht unbedingt das Geräusch eines Menschen sein, aber er glaubte fest daran, sich nicht getäuscht zu haben. Da war etwas gewesen.
Er bewegte sich nicht mehr. Seine Haut hatte einen leichten Schauer bekommen. Die feinen Härchen richteten sich auf. Suko fühlte sich elektrisch aufgeladen. Er reagierte in diesen langen Augenblicken mehr als übersensibel. Um seinen Körper hatte sich ein elektrischer Käfig gebildet. Das kam nicht von ungefähr. Es lag auch nicht allein an ihm, da hielt sich etwas in diesem Raum auf, das dafür Sorge trug. Einen fremden Laut vernahm er nicht. Wenn jemand den Atem ausstieß, dann war er es.
Etwas Kühles streifte ihn…
Suko wollte herumfahren, als er abermals abgelenkt wurde. Wenn er sich nicht zu sehr irrte, hatte er die leichten Schritte vernommen, die sich durch den Raum bewegten, wobei er nicht einmal den Umriss eines Lebewesens sah.
Aber jetzt stand für ihn fest, dass er sich nicht mehr allein in der Wohnung aufhielt. Hier war etwas eingedrungen, das nicht unbedingt ein Mensch sein musste. Die Fantasie ließ ihm da genügend Spielraum. Sie sorgte allerdings auch für einen Anstieg seiner Spannung.
Zu sehen war nichts.
Auch nichts mehr zu hören!
Suko konzentrierte sich. Er war jemand, der das konnte. Zwar verließ der Geist den Körper nicht, aber er hatte bei sehr starker Konzentration einfach das Gefühl, schwerelos zu sein und über dem Boden zu stehen. Das passierte jetzt auch. Es war für ihn wichtig, sich auf Nebengeräusche zu konzentrieren und alles andere außen vor zu lassen.
Es war so still. Selbst die Geräusche des Verkehrs glitten nicht mehr an der Fassade des Hauses hoch. Auch vom Flur her hörte er nichts. Wäre ein normaler Mensch durch die Wohnung geschlichen, dann hätte er ihn hören müssen.
Wieder war der andere Hauch da. Diesmal erwischte er den Inspektor von vorn. Suko erwachte aus seiner Konzentration. Er war jetzt wieder voll da. Mit Leib und Seele, und er riss die Augen für einen winzigen Augenblick weit auf, weil er die Bewegung gesehen hatte, die in seinem Sichtbereich an ihm vorbeistrich.
War das ein Mensch?
Er konnte es nicht genau sagen. Für ihn war es ein Schatten, der auch kein Geräusch verursacht hatte. Ein Schatten ohne Form. Wie ein leicht über den Fußboden hinwegstreichender Hauch, der sich von rechts nach links bewegt hatte.
Suko drehte den Kopf.
Der Hauch oder die Schattengestalt waren verschwunden. Aufgesaugt vom grauen Dämmer zwischen den Wänden. Das Flurlicht reichte eben nicht weit genug ins Wohnzimmer hinein.
Für einen langen Moment dachte er an nichts und schloss einfach nur die Augen. Er wartete darauf, dass der andere oder wer immer es auch war, zurückkehrte und sich deutlicher zeigte. Dabei machte er sich nicht einmal Gedanken, wer es gewesen sein könnte. Bis er dann zusammenzuckte, als er hinter sich etwas spürte, das an ihm vorbeiwischte.
Suko fuhr herum - und sah!
Eine Gestalt. Durchscheinend. Noch nicht materialisiert. Leicht leuchtend, als stünde sie auf der Grenze zwischen zwei Welten, um sich für eine entscheiden zu müssen.
Er hielt den Atem an!
Die Gestalt war existent und auf eine andere Art und Weise war sie es trotzdem nicht. Sie starrte ihn an, und ihr Blick brannte sich in seinem Gesicht fest. Sie war mit ungewöhnlichen Augen ausgestattet. Sie wirkten gläsern und sehr klar, befanden sich aber trotzdem in Bewegung. Zudem konnte Suko durch die Gestalt hindurchschauen. Es war unheimlich. Jemand schien sie mit dünnen Pinselstrichen in die Luft über dem Fußboden gemalt zu haben.
Sie bewegte sich.
Locker ging sie vor.
Direkt auf einen, Sessel zu - und schwebte hindurch. Es gab für sie keinen Widerstand. Aber nach diesem Phänomen blieb sie stehen und drehte sich dem Inspektor zu.
Jetzt sah er sie von vorn,
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