1162 - Kampf um Terra
sagte er, während er sich nach dem Kübel umwandte, in dem das Zypergras in Hydrokultur wuchs und seine üppigen Blattschöpfe in anderthalb Metern Höhe ausbreitete. „Vielleicht hat es nicht genug Wasser. Oder es ist überdüngt worden."
Er beobachtete die neben dem Kübel schwebende Pflegeeinheit, die einer meterlangen Riesenlibelle nachempfunden war. Die lautlos schwirrenden Flügel dienten nebenbei der Luftumwälzung.
„Der Wasserstand ist optimal", erklärte der Computer. „Die Nährlösung hat eine Konzentration von 0,05 Prozent."
„Das ist genau richtig", sagte Bull, der die Pflege der Zimmerpflanzen zwar dem Servo-Computer überließ, theoretisch aber über alles informiert war, was mit Herkunft, Anzucht und Pflegeansprüchen zu tun hatte.
Zögernd erhob er sich und ging zu dem meterhohen Kübel. Als er davorstand, sah er, daß das ehemals frische Grün des Zypergrases verblaßt war. Er fuhr mit der Hand über die fiedrigen Blattschöpfe. Ein leises Rascheln ertönte.
„Es vertrocknet", stellte er unwillig fest.
Er beugte sich vor und las von der kleinen Kontrollplatte die Werte für Wasserstand, Düngerkonzentration und Wasserqualität ab. Alles entsprach ideal den Bedingungen, die Zypergras zu optimalem Gedeihen benötigte.
„Laß den Siebeinsatz herausnehmen!" befahl er, dann entdeckte er etwas Ungewöhnliches und sagte: „Nein, warte noch!"
Zwischen den Stielen im unteren Drittel der Pflanze befanden sich fünf dicke fleischige Stiele von dunkelgrüner Färbung, an denen fingerlange ovale Blätter hingen. An den Blattachseln saßen auf kurzen Stielen kugelförmige stachelige Kolben von etwa Tischtennisballgröße.
„Eine Schmarotzerpflanze?" überlegte er laut und schüttelte den Kopf.
„Ich hatte keine Ahnung, daß Zypergras von so etwas befallen werden kann. Am besten läßt du die Schmarotzerpflanzen entfernen. Vielleicht erholt es sich dann wieder."
Er sah zu, wie aus einer Öffnung, die sich in der Zimmerwand gebildet hatte, ein eiförmiger Arbeitsroboter schwebte und die Tentakelarme ausfuhr, um den Siebeinsatz mit dem Zypergras und der Schmarotzerpflanze aus dem Wasserkübel zu heben. Da summte der Telekommelder.
Bull kehrte zu seinem Arbeitstisch zurück und schaltete das Visiphon ein. Auf dem Bildschirm wurde das Abbild Julian Tifflors sichtbar.
Bull sah Tifflors Gesicht und wußte sofort, daß die vierte Plage sich gezeigt hatte.
„Was ist es?" fragte er, innerlich zitternd.
„Was es ist, wissen wir noch nicht", antwortete der Erste Terraner. „Bisher wissen wir nur, daß es sich als Verursacher von Metamorphosen bei Pflanzen auswirkt. Zuerst trat es auf dem Steppen-Areal des Central Parks auf, dann auf der Iris-Wiese einer Sonderschau. Inzwischen wurden bei rund dreißig Prozent der Pflanzen im Central Park und den anderen größeren Parkanlagen Terranias die gleichen Symptome festgestellt.
Pflanzen verkümmern und kränkeln und werden wahrscheinlich absterben, während zwischen ihnen neue, völlig unbekannte Gewächse erscheinen, die geradezu unheimlich schnell wachsen. In vielen Fällen sterben nur die oberirdischen Teile der alten Pflanzen ab und die neuen Pflanzen wachsen aus dem alten Wurzelsystem. Möglicherweise ist es sogar in allen Fällen so."
„Das Zypergras!" entfuhr es Bull.
Unwillkürlich blickte er zu dem Arbeitsroboter, der den wassertriefenden Siebeinsatz aus dem Hydrokübel gehoben und in einen Untersatz gestellt hatte, der sich auf einer Antigravplattform befand.
„Wovon sprichst du?" fragte Tifflor.
Bull erklärte es ihm, dann wandte er sich an seinen Servo-Computer und befahl ihm, den Siebeinsatz samt Inhalt vernichten zu lassen und eine einwandfreie Pflanze zu besorgen.
„Was wird gegen dieses Phänomen unternommen?" erkundigte er sich anschließend bei Tifflor.
„Wir spritzen Herbizide, obwohl Lai Nurgowa, unsere Öko-Architektin für Terrania, heftig dagegen protestierte. Es kommt jedoch erst einmal darauf an, alle veränderten Pflanzen zu vernichten, um eine Weiterverbreitung durch Samenbildung oder Ableger zu verhindern. Parallel dazu werden zellbiologische Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache der Veränderungen zu ermitteln. Alles das erfolgt natürlich auf der ganzen Erde.
Es sieht so aus, als bekämen wir die Sache ziemlich schnell unter Kontrolle."
„Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Gefahr sich so leicht bannen läßt", meinte Bull.
„Hast du schon mit Gal gesprochen?"
Tifflor nickte.
„Er ist zum
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