117 - Die Monster aus dem All
Mordsarbeit. Sie wäre beleidigt, wenn ich ihr Kunstwerk nicht tragen würde. Wenn ich sie bitte, strickt sie auch für Sie so’n Ding.«
Aston fühlte sich auf den Arm genommen. Seine Miene verfinsterte sich. »Sagen Sie mal, haben Sie nichts zu tun, Soskin?«
»Im Moment nicht, Sir.«
»Verdammt noch mal, dann suchen Sie sich irgendeine Arbeit. Was macht das denn für einen Eindruck auf unsere Kunden, wenn Sie hier herumlungern? Außerdem halten Sie auch noch Miß Moore von der Arbeit ab.«
Aston begab sich in sein Büro. »Peitschenknaller!« sagte Roger Soskin verächtlich. »Der arbeitet nicht, um zu leben. Er lebt, um zu arbeiten. In meinen Augen ist er ein ganz armes Schwein. Und zu Hause wartet ein zänkisches Weib auf ihn. Er kann einem fast leid tun… Gefällt Ihnen mein Pullover auch nicht?«
Pamela kam nicht dazu, ihm zu antworten, denn plötzlich brach die Hölle los.
***
Es begann mit einem dumpfen Dröhnen, das sehr schnell lauter wurde und in den Ohren schmerzte. Glas klirrte, der Boden vibrierte und bebte, die Angestellten der Bank sprangen entsetzt auf, Künden schrien verstört; einige von ihnen ließen sich in ihrem Schrecken fallen und brüllten vor Angst.
Gordon Aston kam aus seinem Büro geschossen. »Zum Teufel, was ist da los?«
Roger Soskin hob die Hände. »Ich bin das nicht, Sir.«
»Verdammt, lassen Sie die idiotischen Späße, Soskin!«
»Ein Erdbeben!« schrie jemand. Es war fast nicht mehr zu verstehen.
Draußen auf der Straße rannten Menschen, Panik im Blick. Es wurde auf einmal unnatürlich hell.
Als würde die Sonne auf Manhattan fallen, dachte Roger Soskin. »Das ist kein Erdbeben«, rief er. »Das muß irgendein anderes Naturereignis sein.« Er streckte der Neuen die Hand entgegen. »Kommen Sie, das sehen wir uns an!«
Ohne es eigentlich richtig zu wollen, ergriff Pamela Moore die Hand und stand auf, Roger Soskin rannte mit ihr aus der Bank, Waren es diese schrecklich lauten Schallwellen, die das Zentrum der Stadt erbeben ließen?
Alle schauten nach oben, dorthin, woher dieses unnatürliche Licht kam, das die Straßenschlucht zwischen den Wolkenkratzern voll ausleuchtete.
Auch Soskin und die Neue blickten nach oben. »O mein Gott!« entfuhr es dem Mädchen.
»Ich werd’ verrückt!« stieß Soskin überwältigt hervor. »Das ist ja wie im Kino: Krieg der Sterne. Die werden landen! Das hält man ja im Kopf nicht aus! Wir kriegen Besuch von Darth Vader!«
Über ihnen befand sich etwas, das wie eine große künstliche Sonne aussah. Sie sahen die Unterseite eines Raumschiffs; sie war goldgelb. Vielleicht bestand sie sogar wirklich aus Gold.
Sie war nicht glatt, sondern zeigte ein verwirrendes Muster. Soskin erkannte konzentrische Verstrebungen und bi-, zarre Spitzen an den Rändern.
Eine dünne violette Aura umgab das unbekannte Flugobjekt. »Gewaltig«, rief Soskin, um sich gegen den Lärm zu behaupten. »Haben Sie so etwas schon mal gesehen, Pam? Ich nicht. Ich sage Ihnen: Da kommen Außerirdische zu uns. Und wir dürfen es hautnah miterleben. Ist das nicht phantastisch?«
Das Dröhnen wurde so laut, daß sich Pamela Moore mit schmerzverzerrtem Gesicht die Ohren zuhielt. Roger Soskins Brustkorb vibrierte. Er war wohl der einzige, der keine Angst hatte, den dieses einmalige Schauspiel ungemein faszinierte.
Das goldene Raumschiff verlor rasch an Höhe. »Die wollen tatsächlich landen!« schrie Soskin. »Sie gehen im Central Park runter. Das muß ich unbedingt meinem Schwager erzählen. Ted ist Fotoreporter. Seit Jahren rennt er hinter einer ganz großen Sensation her. Jetzt kann er sie haben.«
Während das Raumschiff weiterflog, stürzte Roger Soskin in die Bank. Das Dröhnen und Beben wurde schwächer, das unnatürliche Licht verschwand aus der Straßenschlucht.
Alles normalisierte sich langsam wieder - und doch war nichts mehr normal, denn die Metropole am Hudson River war von einer tödlichen Bedrohung heimgesucht worden.
Von einer Bedrohung, die auf die ganze Welt übergreifen konnte. Doch dieses Ausmaß der Katastrophe konnte noch niemand abschätzen. Man erkannte das Ereignis noch nicht einmal als Katastrophe.
Für Roger Soskin zum Beispiel war es lediglich eine ganz irre, tolle Sensation. Mit vor Aufregung zitterndem Zeigefinger tippte er die Nummer der Jones’ in den Apparat. Jones, so hießen seine Schwester und sein Schwager. Sally und Ted Jones.
Sally meldete sich am anderen Ende der Leitung. »Hallo, Sally«, sagte Roger Soskin aufgewühlt.
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