Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne

Titel: 1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Minuten verwandelte sich die einsame Prärie in ein surrealistisches Konglomerat aus echter Technik und nachgemachter Natur.
    Vajtti war um das Wohl seiner Gäste besorgt. „Es wird hier ziemlich hektisch zugehen", erklärte er. „Jeden Augenblick kann es geschehen, daß der Feind angreift. Ich schlage vor, daß ihr euch in Sicherheit begebt."
    Ich zögerte. Ein Dutzend Gedanken gingen mir auf einmal durch den Kopf. Woher wußte er, der bis vor kurzem nicht einmal das verbogene Kreuz hatte finden können, daß es einen Gegner gab, der in Kürze angreifen würde? Wo war Sicherheit? Wäre es für uns nicht besser, wenn wir auf dem schnellsten Weg zur BASIS zurückkehrten? Bevor ich meine Bedenken sortieren konnte, antwortete Sato Ambush an meiner Stelle: „Wir nehmen deinen Vorschlag an. Wo finden wir Sicherheit?"
    „In den Unterkünften", sagte Vajtti hastig. Er winkte einem seiner Artgenossen, einem jüngeren Wesen, wie es schien. „Das ist Ryokki", stellte er vor. „Vertraut euch ihm an. Er bringt euch in eure Quartiere."
    „Was ist mit der Mannschaft unseres Schiffes?" wollte ich wissen.
    Die Frage stieß bei Vajtti auf Unverständnis. „Hat sie keine Anweisungen für den Notfall? Kann sie nicht von sich aus entscheiden, was gut für sie ist? Wenn du willst, lasse ich sie abholen ..."
    „Das ist nicht nötig", erklärte Sato Ambush. „Die Besatzung des Schiffes befindet sich nicht in Gefahr."
    Was sollte ich da noch sagen? Ich kam mir vor wie der greise Feldmarschall, der alle Entscheidungen seinem Stabschef überläßt, weil er nicht mehr schnell genug denken kann. Ryokki setzte sich in Bewegung. Wohl oder übel mußte ich ihm folgen. Ryokki strebte auf die Wand der großen Höhle zu. Ringsum war es inzwischen ausgesprochen lebendig geworden. In der Luft hingen Dutzende von Holobildern, von denen jedes einen anderen Aspekt der Operation eines Raumschiffsverbands darstellte. Mehrere Abbildungen zeigten computergestützte, auf diesen oder jenen Zweck spezialisierte Darstellungen des umgebenden Raumes. Ich fühlte mich sicherer, als ich sah, daß sich die Galaktische Flotte nach wie vor in unserer Nähe befand.
    Für Sato Ambush hatte ich mir ein paar nicht übermäßig freundliche Worte zurechtgelegt. Es ging auf die Dauer nicht an, daß er Entscheidungen über meinen Kopf hinweg traf. Aber bevor ich dazu kam, meine Strafpredigt vom Stapel zu lassen, wandte sich der Pararealist an mich. „Ich bitte um Nachsicht", sagte er. „Ich kenne deine Bedenken und hätte sie unter normalen Umständen mit dem angemessenen Respekt behandelt. Aber die Lage erforderte eine rasche Entscheidung. Wirst du mir verzeihen?"
    „Natürlich", antwortete ich überrumpelt. „Lage? Welche Lage?"
    Er nestelte am Halsausschnitt seiner Montur und brachte unter dem Translator ein zweites Gerät zum Vorschein. Ich kannte seine Funktion nicht, hatte noch nie etwas Ähnliches gesehen. Sato entging mein Mißtrauen nicht. „Ein Gerät eigener Konstruktion", erklärte er. „Es mißt, wenn du so willst, Entropietendenzen."
    „Was hat das mit der Lage zu tun, die eine rasche Entscheidung erfordert?"
    „Wir befinden uns im Bereich eines deutlich ausgeprägten Realitätsgradienten", antwortete er. „Es wird etwas Dramatisches geschehen. Ich spüre es."
     
    *
     
    Am Rand der großen Fläche gelangten wir in einen stollenähnlichen Gang, der schräg in die Tiefe führte. Die feuchten Wände waren von Moosen und Flechten bedeckt. Ein Ungewisses, düsteres Licht leuchtete uns den Weg. Die Nachbildungen der Natur reichten offenbar bis in den hintersten Winkel des Suwi-Raumschiffs. Ich war mittlerweile davon überzeugt, daß es an Bord dieses Fahrzeugs keinen einzigen Raum oder Gang mit geraden, glatten Wänden gab. Es mochte etwas damit zu tun haben, daß die Suwi alle Hoffnung, ihre Heimat jemals wiederzufinden, inzwischen längst aufgegeben hatten.
    Sie richteten sich darauf ein, ihr Dasein als ruhelose Sternenf ahrer bis ans Ende ihrer Tage fortzuführen. Die synthetische Natur, nahm ich an, sollte das Heimweh verdrängen.
    Wir kamen an eine Kreuzung. Ryokki blieb stehen und wies in die Stollen, die nach rechts und links führten. „Dort liegen die Quartiere der Mannschaft", erklärte er. „Ihr aber sollt in Wohnungen untergebracht werden, die für besonders ehrenwerte Gäste reserviert sind. Folgt mir."
    Mit diesen Worten schritt er geradeaus. Der Boden war uneben; außerdem zehrte die schier unablässige Folge verwirrender Eindrücke

Weitere Kostenlose Bücher