Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne

Titel: 1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Inhalts in den Mund rinnen ließ. „Du sagst mir nichts Neues", behauptete ich frech.
    Es war nicht einmal eine Lüge. Er sagte mir überhaupt nichts, weder Neues noch Altes. Von all dem, was er vorbrachte, hatte ich kein Wort verstanden. Das allegorische Geschwätz von der leuchtenden Spirale besagte mir nichts. Immerhin war es interessant zu hören, daß die beiden Hyänen Namen hatten: der Braune und der Graue Gardh.
    Yee Soong musterte mich mit mißtrauischem Blick. „Du wußtest all das schon? Das ist richtig; du bist ein Neuer. Dich hat man am Abgrund noch nie gesehen. Du kommst mit einer starken Flotte und umfangreichem Wissen. Vor dir müssen sich die Gardh-Brüder in acht nehmen."
    „Das ist so", bestätigte ich.
    Ich setzte die leere Schale vor mich auf die Decke. Zhu Rou, der bisher reglos vor uns gesessen hatte, interpretierte dies offenbar als Einladung, sich zu bedienen. Mit einem linkischen Satz sprang er vorwärts, auf die Schale zu. Ich saß noch vornübergebeugt. Er prallte mit mir zusammen. Es gab einen dumpfen Knall, als er mir seinen knochigen Schädel gegen die Stirn rammte. Ich fiel hintenüber.
     
    *
     
    „Du solltest besser aufpassen, wohin du trittst", sagte eine tadelnde Stimme.
    Ich schlug die Augen auf und sah Sato Ambushs besorgtes Gesicht unmittelbar über mir. Nicht weit entfernt ragten Ryokkis dünne, zylindrische Beine in die Höhe. Ich rührte mich nicht. „Was sagt dein Instrument über den Realitätsgradienten?" fragte ich den Pararealisten.
    Sato schüttelte den Kopf. „Er hat sich in Nichts aufgelöst. Ich glaube, meine Erwartungen waren etwas zu hoch geschraubt."
    Seine Miene war undurchdringlich. Ich betastete mir die Stirn. Eine schmerzhafte Schwellung war entstanden. Vom Sturz auf den harten Boden - oder vom Zusammenprall mit Zhu Rou? „Wie lange habe ich hier gelegen?" wollte ich wissen. „Ein paar Sekunden nur." Die Frage hätte ihn stutzig machen müssen. Aber er zeigte nicht das geringste Anzeichen von Überraschung. Mit anderen Worten: Er wußte, daß inzwischen etwas geschehen war; daß der Gradient nicht getrogen hatte. Er half mir auf die Beine. Wir setzten den Weg fort. Nach kurzer Zeit mündete der Stollen auf eine weite Wiesenfläche, die mit Bäumen bestanden war und von langen, geraden Reihen mannshoher Hecken durchzogen wurde. Die Decke des Raumes besaß eine flache Wölbung und strahlte in hellem, gelbem Licht.
    Die Beleuchtung war weitaus intensiver als droben in dem großen Höhlenraum, der die Zentrale des Suwi-Schiffs bildete. Ich sah, daß Ryokkis Augen sich schlössen. Nur einen winzigen, haarbreiten Sehschlitz ließen die Lider noch offen.
    Ich stellte bald fest, daß die Hecken einander kreuzten und quadratische Abteilungen von jeweils dreißig Quadratmetern Fläche bildeten. Ein kurioser Verdacht kam mir. Ryokki führte uns an einer Hecke entlang. An einer Stelle, an der eine Bresche in das Buschwerk geschnitten worden war, blieb er stehen. „Hier soll einer von euch beiden unterkommen", drang es Sekunden später aus dem Translator. „Der andere wohnt nebenan."
    Also doch! Die Suwi wohnten, wie bei uns auf der Erde die Schafe untergebracht waren: auf eingezäunten Rasenflächen. Das „Gemach" war im übrigen gar nicht so anspruchslos ausgestattet.
    Ich sah eine Reihe von Möbelstücken, die von hoher Qualität zu sein schienen, wenn es auch meiner terranischen Gestalt schwerfallen würde, sich ihren Formen anzupassen. Immerhin ließ sich das dick gepolsterte Gestell im Hintergrund, am Stamm eines der beiden Bäume, die zur Dekoration des Zimmers gehörte, als Liege benützen.
    Ryokki trat an mir vorbei. Ich sah nicht, was er tat, aber plötzlich wuchsen aus dem Boden ein paar kurze Säulen - die technische Ausstattung meiner Wohnung. Ich nehme an, es war Ryokki ebenso unklar wie mir, wie ich jemals ihre Bedienung erlernen solle. Aber er wies mit ausgestrecktem Arm ringsum, und die Geste war ganz offenbar eine des Stolzes, als wolle er sagen: Na, haben wir euch nicht fürstlich untergebracht?
    Sato Ambushs Quartier nebenan war ähnlich ausgestattet. Ryokki hatte es plötzlich eilig. Man brauche ihn in der Zentrale, erklärte er. Der Angriff der Hyänen könne jeden Augenblick erfolgen.
    Wir bedankten uns bei ihm. Er eilte davon, so rasch ihn seine langen Beine trugen.
    Ich streckte mich auf der Liege aus. Die Beule auf der Stirn schmerzte, die Knochen taten mir weh. Ich versuchte, mich zu erinnern, wie lange es her war, seit ich das letzte

Weitere Kostenlose Bücher