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1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne

Titel: 1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und Ereignisse an meiner Kraft. Ich stolperte. Sato Ambush wollte mir zu Hilfe kommen, aber bevor er noch die Arme ausstrecken konnte, schlug ich schwer zu Boden. Der Aufprall machte mich benommen. Ich spürte ein dumpfes Pochen im Schädel. Ich blieb ein paar Sekunden liegen, um mich zu erholen, und wunderte mich, warum Sato noch immer nicht zugegriffen hatte. Schließlich stemmte ich mich mühsam in die Höhe.
    Der Hund musterte mich mit nachdenklichem Mißtrauen. Er hechelte ein wenig, als sei er rasch gelaufen. „Zhu Rou", sagte ich überrascht. „Kommst du mich wieder besuchen?" drang eine helle Stimme aus dem Hintergrund. „Sato!" Es war mehr ein Hilferuf. „Ist das der kleine Dürre mit dem dicken Kopf? Er ist nicht hier. Bis hierher reicht seine Weisheit noch nicht."
    Ich schüttelte mich wie ein Hund, wenn er aus dem Wasser steigt. Wenn ich nur die Verwirrung, das erbärmliche Gefühl der Hilflosigkeit hätte loswerden können. Ich sah mich um. Die beiden Stollen waren verschwunden, ebenso Ryokki und der Pararealist. Die Schwerkraft war intensiver als an Bord des Suwi-Schiffs. Die Luft war warm und feucht. Ich befand mich auf einer kleinen Lichtung. Die Gewächse, die sie ringsum einkreisten, besaßen tropischen Charakter.
    Am Rand der Lichtung saß Yee Soong. Er hatte seinen Beutel neben sich liegen und eine Decke vor sich ausgebreitet. Auf der Decke standen zwei Eßschalen. Yee Soong, die Verfaltung der Wirklichkeit und eine exotische Suppe - das war offenbar ein Dreifachereignis, das nur in dieser Kombination auftrat. Der Alte wies auf eine der Schalen. „Wie gut, daß ich jeweils auf deine Ankunft vorbereitet bin", sagte er. „Hat dir mein letztes Mal geschmeckt? Dann komm und nimm auch an diesem teil. Yuchitang. Ich bin, das darf ich ohne falsche Bescheidenheit sagen, ein Meister der Zubereitung."
    Es fiel mir schwer, Haltung zu wahren. Ich hätte ihm hundert Fragen stellen mögen. Wie kam ich hierher? Was hatte diese seltsame Verschiebung der Wirklichkeit zu bedeuten? Warum betraf sie immer mich? Wo war ich hier? Wer war Yee Soong? Aber ich wußte, daß ich von ihm keine einzige Antwort erhalten würde. Er spielte mit mir, und ich durfte mir nicht anmerken lassen, daß ich mich erniedrigt fühlte. Ich mußte so tun, als gehörten für mich Besuche verschiedener Wirklichkeitsebenen zum Alltag. Würde bewahren, Ritter, hämmerte ich mir ein.
    So aufrecht es ging, schritt ich zum Rand der Lichtung und ließ mich neben der Decke nieder. Er reichte mir eine der beiden Schalen, wie er es beim ersten Mal getan hatte. Ich aß gehorsam. Die Suppe war delikat. Während ich schlürfte, sagte er: „Du hast das schiefe Kreuz also gefunden. Wirst du auch weiter erkennen, wie der Weg verläuft?"
    „Ich erwarte keine Schwierigkeiten", antwortete ich mit vollem Mund. „Wir sind im Begriff, die Hand nach den Diademen auszustrecken. Freiheit und Gerechtigkeit sind so gut wie gerettet."
    Ich hatte keine Ahnung, woher mir diese Worte kamen. Sie drängten sich mir auf die Zunge. Ich sprach sie aus, weil mir nichts Besseres einfiel. Es blitzte in seinen Augen. Ein spöttischer Ausdruck erschien auf dem faltenreichen Gesicht. „Oho!" lachte er. „Und um die beiden Brüder machst du dir nicht einen Augenblick lang Sorgen?"
    „Um die Hyänen?" machte ich wegwerfend. „Ich habe sie nicht zu fürchten. Sieh die Flotte, die mir zur Verfügung steht."
    „Ja, die Flotte", nickte er. „Trotzdem sähe ich mich an deiner Stelle vor. Es gibt viele, die die Brüder nicht ernst nehmen wollten. Man hört nichts mehr von ihnen."
    Eine Zeitlang aßen wir schweigend, während Zhu Rou uns aufmerksam zusah. Mein Verstand versuchte fieberhaft, die Aussagen zu verarbeiten, die ich selbst gemacht hatte. Woher wußte ich, daß mit den beiden Brüdern die graue und die braune Hyäne gemeint waren? „Auf die Spirale mußt du achten", sagte Yee Soong. „Ihr Farbspiel zeigt an, ob der Braune und der Graue Gardh nahe oder fern sind. Gewöhnlich leuchtet sie in grellem Weißblau, so intensiv, daß es die Augen nicht ertragen. Das ist das Zeichen der Gefahr. Die Gardh-Brüder sind in der Nähe und vernichten jeden, der den Rand des Abgrunds zu überschreiten wagt. Dann aber kommt eine Zeit, in der das Leuchten schwächer wird und einen gelblichen oder gar roten Farbton annimmt. Dann mußt du zugreifen. Je roter die Farbe, desto weiter ist die Gefahr entfernt."
    Ich leerte die Schale, indem ich sie nach oben kippte und mir den Rest ihres

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