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1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne

Titel: 1170 - Abgrund unter schwarzer Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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verwendete. Die Galaktische Flotte stand im Begriff, sich selbst aufzufressen!
    Ein paar unter uns, die die ersten Symptome der Krankheit gespürt hatten, aber dem unseligen Drang nicht nachgeben wollten, waren auf eigenen Wunsch in Tiefschlaf versetzt worden. Auch ich hatte mir von einem Medoroboter die entsprechende Medikation verabreichen lassen. Ich kannte die turbulenten Ereignisse der vergangenen Tage nicht aus eigener Anschauung. Ich hatte mir darüber berichten lassen.
    Sato Ambush, der Pararealist, den bis dahin keiner der orthodoxen Wissenschaftler so richtig ernst genommen hatte, war über sich hinausgewachsen. Er hatte die Kräfte, die ihm das technische Arsenal der BASIS zur Verfügung stellte, auf die durch Chmekyrs Machenschaften verschobene Wirklichkeit einwirken lassen und die Halle des Fests aller Feste geschaffen, aus Formenergie und einer kuppeiförmigen Feldschirmhülle. Im Innern der Kuppel waren Tafeln mit den auserlesensten Mahlzeiten errichtet. Eine psychologisch geschickte Kampagne erzeugte Spannung unter der Besatzung, bis die Voller schließlich nur noch an eines zu denken vermochten: an das Fest aller Feste, und wie sie auf schnellstem Weg die Kuppel erreichen könnten, sobald das Startsignal gegeben wurde.
    Es kam, wie Sato Ambush es ge. plant hatte. Der Platz an den Tafeln reichte für die Millionen Eßlustiger nicht aus. Man stritt sich um die Kostbarkeiten. Es kam zu Prügeleien. Und als das erste Blut zu fließen begann, setzte eine merkwürdige Reaktion ein.
    Der Mensch erinnerte sich daran, daß er im Lauf vieler Jahrhunderte gelernt hatte, ein gesittetes Wesen zu sein. Es war in Ordnung, zu feiern, daß sich die Balken bogen - aber sich um kulinarische Leckerbissen zu prügeln, nein, das war der Barbarei zuviel. Den Immunen mußte es wie ein Spuk erschienen sein, als das Epikur-Syndrom haltlos in sich zusammenbrach, als sei es nie gewesen. Ernüchtert und verschämt kehrten die so plötzlich genesenen Voller an Bord ihrer Fahrzeuge zurück. Chmekyr gestand den Fehlschlag seines Planes ein. Die Terraner und ihre Verbündeten hatten die Prüfung bestanden. Die Duplikate des Pförtners entmaterialisierten. Es war plötzlich nur noch ein Chmekyr da, der sich an Bord der BASIS bereit erklärte, die erste Pforte des Loolandre zu öffnen.
    Als ob damit des Wunderbaren noch nicht genug geschehen sei, hatte Nachors Erinnerungsvermögen einen neuen Vorstoß unternommen und einen Teil des verloren geglaubten Geländes zurückerobert. Der erste Kodespruch fiel dem Armadaprinzen wieder ein. Er lautete: GIER UND SATTHEIT STEHEN DER EINSICHT IM WEGE.
    Chmekyr zog sich endgültig zurück. Die erste Barriere löste sich in ein Nichts auf. Die Galaktische Flotte rückte vor. Nur wenige Lichtminuten hinter dem ersten Hindernis wartete das zweite. Auch hier wurde ein Kodesatz gebraucht, und wenn er Nachor nicht rechtzeitig einfiel, würde es zu einer zweiten Verschiebung der Wirklichkeit kommen, zu einem weiteren Test des - ja, was war eigentlich getestet worden? Der menschliche Verstand? Die Gesittung des Zivilisierten? Hatte die Wissenschaft den Preis gewonnen oder die Moral? Wir wußten es nicht. Nachors Erinnerung war weiterhin unproduktiv. Er verbrachte den größten Teil des Tages im Zwiegespräch mit der Hamiller-Tube, die Tausende von Kennsätzen nach dem Schema des ersten fabrizierte und sie dem Armadaprinzen der Reihe nach vorspielte. Vielleicht, so hofften wir, würde sich Nachors Gedächtnis auf diese Weise aktivieren lassen. Bis jetzt allerdings sah es nicht so aus, als seien wir auf dem Wege des Erfolgs.
    Etwas anderes bedrückte uns. Wir verstanden nicht, was sich da draußen vor der ersten Pforte abgespielt hatte. Das Konzept der verschobenen Wirklichkeit war uns nicht vertraut. Der einzige, der damit umzugehen verstand, war Sato Ambush, der Pararealist. Er hatte der Hamiller-Tube den gesamten Umfang seiner Theorie der Pararealität zur Verfügung gestellt, und wer Verlangen danach spürte, konnte sich von Hamiller in dem neuen Wissenschaftszweig unterrichten lassen. Das Problem war: Unser Verstand machte die Sprünge, die zum Begreifen der verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit erforderlich waren, nicht mit. Noch nicht. In ein paar Jahren vielleicht würden wir die Pararealität verstehen. Bis dahin mußten wir uns damit abfinden, daß es Dinge gab, die außerhalb nicht nur unseres Verständnis-, sondern auch unseres Vorstellungshorizonts lagen - Dinge, Ereignisse, Prozesse, die wir

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