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1173 - Der irre Doc

1173 - Der irre Doc

Titel: 1173 - Der irre Doc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verstehst du?«
    »Nein.«
    »Sonst lösen mich immer andere ab.«
    »Welche denn?«
    »Jüngere Typen, die sich ein paar Pfund verdienen wollen. Man sagt auch Studenten. Aber das bist du ja nicht.«
    »In der Tat nicht.«
    »Deshalb wundere ich mich.«
    »Ich bin eben engagiert worden. Wahrscheinlich hat der Chef keine Studenten mehr bekommen. Ist ja auch kein normaler Job. Nun ja, ich war gerade frei. Da hat man mich eben vermittelt. Es gibt da so eine Stelle, die sich um Leute ohne Job kümmert.«
    Lamont nickte. »Ja«, sagte er, aber es klang nicht eben glaubwürdig. »Um einen Job kümmert. Ausgerechnet für dich.«
    »Eben.«
    »Du siehst mir nicht danach aus, als hättest du keinen Job. Einer wie du kann doch arbeiten.«
    »Hatte ich auch gedacht, aber da gab es einige Vorfälle…«
    Sein Lachen unterbrach mich. »Bist nicht eben der Ehrlichste gewesen oder so…«
    »Nun ja. Gestohlen habe ich nichts…«
    »Ach, egal.« Eric winkte heftig ab. »Das macht mir gar nichts. Hier kannst du nicht viel klauen. Es sei denn, du stehst auf Leichen.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Nicht unbedingt.«
    »Stimmt. Das ist nicht jedermanns Sache. Ich war auch kein Freund von ihnen, aber wenn man sich mit ihnen beschäftigt, können sie die besten Kumpel sein.«
    »Ja, das denke ich auch.«
    »Die tun keinem etwas. Die sind brav, richtig lieb. Man kann sich mit ihnen unterhalten, und sie werden alles für sich behalten. Keiner bewahrt die Geheimnisse so wie sie. Das ist eben einfach wie ein Naturwunder.«
    Er sprach noch weiter, doch ich hörte nicht richtig zu, weil ich mich umschaute. Wir befanden uns zwar in einem privaten Leichenhaus, aber so sah es nicht aus. Ich wollte auch nicht vom Gegenteil sprechen, denn diese Umgebung war nicht eben dazu angetan, sich wohl zufühlen. Abgesehen von der unnatürlichen Luft mit dem Parfümgeruch störte mich das Einheitsgrau. Es lag praktisch über allem. Graue Wände, ein grauer Boden, eine graue Decke und auch graue Türen, die in die verschiedenen Bereiche des Hauses führten. Die Fenster lagen recht hoch. Ich konnte nicht mal hindurchschauen, wenn ich in die Höhe sprang und mich dabei reckte. Eine Eisentreppe führte in die erste Etage und auch in die Höhe der Fenster, durch die das schmutzige Abendlicht sickerte und sich schwach verteilte.
    Der Alte hatte meine Blicke bemerkt und meinte dann: »Dass wir Vollmond haben, weißt du - oder?«
    »Ja, ist klar.«
    »Sehr gut.«
    »Was heißt das?«
    Er begann zu kichern. »Dann sind sie immer besonders aktiv, verstehst du?«
    »Nein.«
    Er schlug sich gegen die Lippen. »Ach, ist auch egal.«
    »Nein, Eric, nein.« Ich blieb hartnäckig. »Jetzt will ich es wissen. Los, heraus damit.«
    »Sind die Toten tot?«
    »Klar.«
    Eric lächelte. »Dann ist es gut. So muss man denken, aber man darf die Augen nicht verschließen. Es gibt Dinge, über die man nicht gern redet, aber sie existieren, denn manchmal sind die Toten eben nicht tot. Oder nicht so richtig. Dann fühlen sie sich gestört. Manchmal von den Menschen und auch vom Licht des Mondes, der es immer wieder schafft, hier in den verdammten Hinterhof zu scheinen. Ich sage dir das nur, damit du nicht überrascht bist, wenn du plötzlich etwas hörst, das in der Welt da draußen ganz normal klingt, hier jedoch einen ganz anderen Sinn bekommt. Da glaubst du sogar, das Stöhnen der Toten zu hören, als würden sie auf dem Weg in ihre neue Welt gefoltert und gequält. Es ist nicht leicht, damit fertig zu werden. Auch ich habe mich nicht daran gewöhnt.«
    »Kann ich mir denken«, sagte ich.
    »Nennt man die lebenden Toten nicht Zombies?«
    »Ja, so ungefähr.« Er schniefte und walkte seine Knollennase durch. »Aber nicht so, wie man sie aus den Filmen kennt. Da sind sie anders. Hier sind sie normaler. Und wir haben jede Menge Toter hier, die schön gemacht werden sollen.« Er lachte hoch und schrill. »Schön für das Jenseits. Vielleicht sogar für den Teufel.«
    Ich hatte ihn reden lassen. Meine Gedanken beschäftigten sich mit anderen Dingen. Ich schlug mir ja nicht zum Spaß hier die Nacht um die Ohren. Wobei ich hoffte, dass es nur bei einer bleiben würde. Es ging darum, dass hier gewisse Rätsel aufgeklärt werden sollten, denn jemand hatte Spaß daran, die Leichen zu zeichnen, um es mal mit gesetzteren Worten auszudrücken.
    Schänden, wäre der bessere Ausdruck gewesen. Jemand beschädigte sie. Schnitt sie ein und entnahm ihnen manchmal die inneren Organe. Angeblich hatte

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