1174 - Duell der Kosmokraten
überaus reizvoll. Das Jonglieren mit kaum kontrollierbaren Kräften war ihm zur liebsten Abwechslung geworden. Im übrigen war er immer noch der Meinung, daß man Vishna nur beikommen konnte, wenn man den Infosturm auf alle Virochips und das Virenimperium selbst übertrug.
Das konnte ihm nun zugute kommen.
Er steuerte seinen Jet entlang des 50. Längengrades nach Norden und bog über der Barents-See nach Westen ab. Nördlich von Lappland schwenkte er in die Jahres-Isotherme von 0 Grad ein und fuhr diese entlang bis nach Grönland.
Auf dieser Reise fischte er wahllos Infoblocks auf, die er auf den regulierten Strömen gen Norden schickte.
Heureka! Er würde den arktischen Infostau mit Daten voll stopfen, bis er platzte. Er klaubte Infos über die terranische Geschichte auf, sammelte Sterndaten, kosmische Koordinaten, alles kunterbunt.
„Und ab geht die Post!"
Als er die Isotherme verließ und über die Davis-Straße und das Baffin-Meer tiefer nach Norden vorstieß, sah er den Nordpolar-Stau schon von weitem. Bull war von diesem gigantischen Gebilde selbst beeindruckt.
Was für eine Ansammlung einander widersprechender und unverträglicher, irrationaler und fehlerhafter Infos. Geballter Nonsens, mit der Gewalt einer Sonnenbombe!
Bull beeilte sich, den Stau in die gewünschte Richtung zu leiten, bevor er kollabierte. Er fand eine geeignete Zapfstelle, warf sein Netz aus und zog es hinter sich her, während er seinen Jet in südliche Richtung steuerte. In seinem Sog bildete sich zuerst ein vergleichsweise dünner Faden, der jedoch immer mehr anschwoll und zu einem reißenden Infostrom wurde, je weiter er sich vom Zentrum entfernte. Immer rascher flossen die Infos aus dem Stau in diese Leitung ab.
Aller Druck aus dem Stau entlud sich durch dieses Ventil. Der Infostrom schwoll zu einem regelrechten Sturm an und raste hinter Bull her. Dieser holte das letzte an Geschwindigkeit aus seinem Jet heraus, um von der heranrollenden Flutwelle nicht eingeholt zu werden. Aber sie kam immer näher, Bull spürte bereits ihren Druck im Rücken.
Endlich erreichte er den Verteilerknoten des Vironetzes. Er legte mit dem Jet eine Spur, der die Flutwelle folgen mußte, und machte erst im letzten Moment einen scharfen Schwenk nach rechts.
Hinter sich hörte und fühlte er die Flutwelle heranrollen. Sie traf den Verteilerknoten mit voller Wucht. Für einen Moment sah es so aus, als würde sie an der Triggerbarriere zerbrechen und sich einen Weg zur Seite bahnen.
Das wäre Bulls Ende gewesen. Aber dann brach die Barriere, der Knotenpunkt blähte sich auf, als der Infosturm mit voller Wucht in ihn hineinfegte und tiefer ins Vironetz raste.
Er ließ sich von den seitlichen Ausläufern des Infosturms durcheinanderwirbeln, nur darauf bedacht, nicht abzustürzen, ließ die verschiedensten Eindrücke auf sich einwirken, genoß das Panorama aus abgeschwächten Bildern und Geräuschen, abebbenden Emotionen.
Für einen Augenblick erreichte ihn das Echo einer fernen, abklingenden Gefühlswallung: Der Todesschrei der im Mahlstrom vergehenden Trigger.
Bull hatte die Blockade durchbrochen und konnte wieder mit den anderen Virochips korrespondieren.
Ein ankommender Infostoß erreichte Bull. Er bestand nur aus einer Frage.
„War das nötig, Bully?"
„Für mich war das eine Frage des Überlebens, Geoffry", verteidigte sich Bull. „Entweder die Trigger-Hexe oder ich."
„Auch die Trigger sind, wie ursprünglich wir, nur Werkzeuge von Vishna", erklärte Geoffry. „Wir dürfen sie nicht so hart anpacken. Und genau besehen, haben sie sogar eine nützliche Funktion."
„Du heißt es gut, wenn sie uns isolieren?" wunderte sich Bull. „Wozu haben wir dann überhaupt gekämpft!"
„Vishna hat die Trigger für den Kampf gegen uns eingesetzt", sagte Waringer. „Aber sie erzielen einen Nebeneffekt, der uns sehr gelegen kommt. Sie dämmen den Infosturm ein, der andernfalls aus unserer Kontrolle geraten wäre."
Bevor Bull etwas darauf antworten konnte, erreichte ihn ein Infoblock von Galbraith Deighton. Daraus ging hervor, daß die Trigger alle wichtigen Außenposten besetzt hatten.
Darunter war zu verstehen, daß sie die Verbindungen zu den vishnatreuen Virochips kontrollierten.
„Du mit deiner Nachsicht, Geoffry", schimpfte Bull. „Das hast du nun davon. Die Trigger haben uns eingekesselt."
„Wir werden Wege nach draußen und zu anderen Virochips finden", erwiderte Waringer.
„Wichtiger ist aber, daß es zu einer Beruhigung der Lage
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