1175 - Der Zombie-Doc
malten sich auf dunklem Untergrund nur ein helles C und ein M ab.
»Schellen Sie mal«, sagte Suko.
»Das hat keinen Sinn!«, flüsterte Luke.
Der Hausmeister ließ sich nicht beirren. Er drückte auf den kleinen Klingelknopf. Hinter der Tür erklang eine Melodie, die allerdings keinen Bewohner zur Tür lockte.
»Sie ist wohl nicht da.«
»Dann schließen Sie auf«, sagte ich. »Auf Ihre Verantwortung.«
»Natürlich. Machen Sie schon.«
Er holte den Schlüssel aus der Tasche und schob ihn in das flache Schloss. »Abgeschlossen war nicht«, sagte er, als er die Tür aufdrückte und die Wohnung betreten wollte. Dagegen hatte Suko etwas. Er holte den Mann mit einem Griff an die Schulter zurück. »Nein, Mister, das hier ist allein unsere Sache. Danke für Ihre Hilfe.«
»Ich kann also gehen?«
»Wir haben nichts dagegen. Bleiben Sie bitte im Haus. Es kann sein, dass wir noch mit Ihnen reden müssen.«
Schmollend zog sich der Mann zurück. Wir warteten, bis sich die Tür des Lifts hinter ihm geschlossen hatte. Suko musste auch Luke Donovan zurückhalten, weil er mir die Chance geben wollte, die Wohnung als Erster zu betreten. Ich überstieg eine Fußmatte, erreichte einen kleinen Flur - und verkrampfte mich inner- und äußerlich.
Es war der Geruch, der mich dazu trieb.
Ich kannte ihn. Ich hatte ihn leider schon oft genug riechen müssen. Und hier wieder.
Es roch nach Blut!
Bevor ich tiefer in die kleine Wohnung hineinging, drehte ich mich um. Suko und Luke standen vor der Schwelle. Als der Inspektor meinen Blick und das Nicken sah, war er schon vorgewarnt. Aber auch Donovan war ich aufgefallen.
»He, was haben Sie denn?«
»Noch nichts. Aber bleiben Sie bitte ruhig. Ich sage Ihnen Bescheid.« Auf Suko konnte ich mich verlassen. Er würde Luke zurückhalten. In meinem Blickfeld verteilten sich mehrere Türen. Eine stand halb offen. In dieses Zimmer warf ich den ersten Blick. Es war ein Wohnraum, an den sich auch der Balkon anschloss. Auch dessen Tür war nicht zugedrückt worden. Ich sah eine Liege, einen Tisch und einen Stuhl. Auf dem Tisch stand ein Glas, in dem ein Softdrink schwamm.
Im Wohnzimmer lief die Glotze. Allerdings ohne Ton. Es konnte auch eine Kassette eingelegt worden sein. Über den Schirm huschten Models in abenteuerlichen Kostümen über einen Laufsteg hinweg. Einen Menschen entdeckte ich hier nicht.
Der Blutgeruch wollte nicht aus meiner Nase weichen. Ich spürte auch das Kribbeln auf meinem Rücken und ahnte, dass mir eine schlimme Entdeckung bevorstand.
Auf dem Weg zum nächsten Zimmer konnte ich einen Blick auf Suko und Luke werfen. Mein Freund hatte mit ihm wirklich Mühe. Er hielt ihn nicht nur fest, er musste ihn dabei auch regelrecht zurückziehen, um ihn vor irgendwelchen Dummheiten zu bewahren.
Alle Türen waren in der gleichen sanften rehbraunen Farbe gestrichen. Als ich meine Hand auf die Klinke legte, hörte ich den scharf geflüsterten Kommentar. »Sie ist tot. Carol ist tot. Ich weiß es. Ich weiß es verdammt genau!«
Die Tür öffnete ich vorsichtig. Sie schleifte dabei etwas über einen hellen Teppichboden hinweg.
Mein Blick fiel in ein Schlafzimmer. Nicht sehr groß. Für eine Person gerade ausreichend. In der Mitte stand ein Bett.
Und dort lag sie!
Plötzlich krampfte sich mein Magen zusammen. Luke hatte mit seiner Vermutung Recht gehabt.
Carol lebte nicht mehr. Sie lag mitten auf dem Bett. Sie war bis auf einen Slip nackt, und wer immer in die Wohnung hier eingedrungen war, als Mensch konnte ich ihn nicht mehr bezeichnen. Er war auch kein Tier gewesen, denn was er mit Carol Morton angestellt hatte, das tat auch kein Tier.
Bestie, fiel mir als Begriff ein. Es konnte auch sein, dass er das Blut bewusst gegen die Wände geschmiert hatte. Ich wusste es nicht, und ich wollte mir das grauenhafte Bild auch nicht länger ansehen.
Deshalb schloss ich die Tür wieder und drehte mich um.
Von der Tür her hatten mich Suko und Luke beobachtet. Einen Kommentar brauchte ich nicht abzugeben. Das knappe Nicken reichte.
Beide hatten es gesehen.
Suko blieb sehr still. Er umfasste Luke Donovan nur fester, und das war gut so, denn zwei Sekunden später begann der junge Mann zu schreien…
***
Zum Glück hatte Suko die Tür zugetreten, so rasten die Echos nicht in den Flur hinein. Es war ein Schreien der Verzweiflung, der unendlichen Trauer. Der tiefe Schmerz hatte sich wie Flammen in das Innere des Mannes hineingebohrt und musste sich jetzt einfach freie Bahn
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