1176 - Die Nichtwelt
Gedanken! Bleibt bei mir! Ich will euch helfen und euch beschützen, auch wenn eure Tage gezählt sind."
„Tja!" machte Bull und blickte Taurec erwartungsvoll an, denn er hatte vor, ihn ein wenig zu „kitzeln". „Es war vielleicht doch nicht so klug, auf Gorgengol zu landen."
Das Gesicht des Kosmokraten wurde abweisend.
„Es war jedenfalls notwendig, und ich würde jederzeit wieder auf Gorgengol landen."
„Natürlich würdest du das", sagte Moroch. „Niemand, der in die Nähe Gorgengols kommt, kann sich dem hypnosuggestiven Locken entziehen, das von der sechsdimensionalen Aura des Inertfelds ausgeht."
„Eine hypnosuggestive Beeinflussung?" rief Vishna. „Das hätten Taurec und ich gespürt."
„Sie ist so unterschwellig, daß niemand sie spürt", behauptete Moroch. „Ich selbst habe diese Tatsache nur durch die Befragung zahlloser Gestrandeter herausgefunden. Jede organische Intelligenz, die näher als zwanzigtausend Lichtjahre kommt, wird davon beeinflußt, ohne daß es ihr bewußt würde."
„Genau das Gegenteil sollte bewirkt werden", erklärte Taurec niedergeschlagen.
„Gorgengol sollte unentdeckt bleiben."
„Wie konnte dieses Gebilde dann so entarten?" fragte Bull. „Ist es nicht ein Erzeugnis der Kosmokratentechnik?"
Taurec lächelte spöttisch, dann wurde er wieder ernst.
„Gorgengol war eine perfekte Schöpfung, ein autonomer, sich selbst erweiternder Supercomputer von der Art des SYNTRONS, wie er euren Hyperphysikern vorschwebt", sagte er bitter. „Aber durch fremde Einflüsse kam es zu einer Pervertierung der Aufgabe Gorgengols. Diese negative Entwicklung blieb aber nicht stehen, sondern ging immer weiter."
Er wandte sich an Ellert.
„Wie Moroch sagte, ist der Wandernde Schlund aus der bionischen Komponente des Supercomputers entstanden. Ich nehme an, die Amöbenhaften sind die ins Riesenhafte entarteten ehemaligen Speicherzellen Gorgengols. Wenn das so ist, gibt es sie aber auch innerhalb des Inertfelds, also in dem Separatuniversum."
„Es wimmelt dort von ihnen", warf Moroch ein.
„Dann wäre es sinnlos, wenn Vishna, Bully und ich versuchten, zur Schlüsselgruft zu kommen", fuhr Taurec fort, weiterhin an Ellert gewandt. „Du aber wirst nicht angegriffen, weil Viren keine Organismen sind."
Er zog den Schlüssel von Gorgengol hervor, entfernte die Hülle und reichte dem Metamorpher den schwarzen Stab aus gefrorenen Gedanken.
„Nur du hast eine Chance, Schlüssel und Schloß zu vereinigen, Ernst. Ich bitte dich sehr herzlich darum, es zu tun. Vishna und ich werden Morochs Wrack verlassen und an der Oberfläche Unruhe stiften, um den Wandernden Schlund abzulenken - denn ich fürchte, wenn wir das nicht tun, wird er sich um dich kümmern, deine Absicht schließlich durchschauen und sie durchkreuzen."
Ellert blickte den Kosmokraten nachdenklich an, drehte den Schlüssel in seinen Händen und erwiderte: „Ich bin bereit. Aber ihr habt den gefährlicheren Teil der Mission übernommen. Seid ihr euch darüber klar?"
„Wir wissen es", antwortete Taurec. „Doch es muß sein."
„Außerdem werde ich euch helfen", erklärte Reginald Bull. „Zu dritt schlagen wir dem Wandernden Schlund sicher ein Schnippchen."
Moroch drehte seinen Kopf hin und her, dann sagte er: „Warum sollte ich nutzlos in diesem Wrack herumstehen! Ich werde Ernst Ellert begleiten und ihm in mancher Hinsicht behilflich sein können."
Die Kosmokraten und die Menschen sahen sich schweigend an. Ihnen war bewußt, daß es eigentlich noch viel zu sagen gab. Aber angesichts ihrer gefahrvollen Aufgaben und vielleicht auch angesichts eines baldigen Todes hielten sie weitere Gespräche für unangebracht.
Ernst Ellert drückte Bull, Vishna und Taurec die Hand, dann führte Moroch sie zu einer Nebenschleuse.
*
Ellert und Moroch hasteten durch das smaragdgrüne Leuchten, das die dünne Atmosphäre über dem unsichtbaren Inertfeld permanent erfüllte. Ab und zu reckten sich ein paar der rostroten Riesenzellen empor, wenn sie dicht an ihnen vorüberliefen, aber fast jedes Mal sanken sie desinteressiert und vielleicht sogar enttäuscht wieder zurück.
Nur dann, wenn sie an einer größeren Ansammlung dieser amöbenhaften Wesen vorüberkamen, lösten sich ein oder zwei Exemplare und folgten ihnen bis zur nächsten größeren Ansammlung.
„Sie halten uns unter ständiger Überwachung", stellte Ellert fest. Taurec hatte ihm seinen Translator mitgegeben, so daß die Kommunikation mit dem Roboter problemlos
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