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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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– 1 –
    Pip schnappte nach Luft. Sie erlebte das, was sie einen echten Schocker nannte, ausgelöst vom Aufkreuzen eines Prachtexemplars von einem Mann. In einem solchen Moment bekam das Wort atemberaubend eine ganz neue Dimension, denn der bloße Anblick des anbetungswürdigen Adonis kann schon zum Aussetzen der Lungenfunktion führen.
    Plötzlich nimmst du alles um dich herum nur noch in Zeitlupe wahr, dein Brustkorb spannt von der letzten Schnappatmung, deine Pupillen weiten sich, du reißt die Augen auf, dein Herz fängt an zu rasen, dein Bauch macht sich plötzlich ganz flach, als zöge eine unsichtbare Schnur daran, deren anderes Ende mit deinem sogenannten Schoß verbunden ist ...
    Es war auf dem Abschiedsessen passiert, mit dem ihr Freund und Kollege Clive nach sechsjähriger Mitarbeit in der Praxis in Bristol gebührend verabschiedet werden sollte.
    Chester Bakewell, der Chef-Tierarzt und Praxisinhaber mit der großen Klappe, dem großen Auto, den großen Füßen und dem großen Herzen hatte einen Tisch bei Pips Lieblingsitaliener im Stadtteil Clifton reserviert.
    Pip war immer noch untröstlich, dass Clive sie verlassen würde, denn wenn er nicht so ein verdammt guter Kumpel gewesen wäre, hätte sie sich durchaus in ihn verlieben können.
    Ja, gut, mit seinen Hasenzähnen und den feuerroten Haaren erinnerte er sie ein bisschen an Bugs Bunny, aber es kommt ja schließlich nicht allein aufs Aussehen an. Clive war witzig und schlau, lieb und sarkastisch, ein Meister des schrägen Humors und Liebhaber feuchtfröhlicher Mittagspausen. Seine ehrlichen Augen strahlten freundlich und weise, und er war nicht nur der unumstrittene Star in der Cliftoner Klein- und Großtierpraxis, sondern auch Pips Lieblingskollege.
    Zumindest war er das gewesen, bis er verkündete, man habe ihm einen anderen Job angeboten und er würde nach Irland zurückkehren.
    »Wie kannst du es überhaupt auch nur in Erwägung ziehen, mich hier allein zu lassen?«, hatte Pip zum wiederholten Mal traurig gefragt.
    »Sie haben mir ein Angebot gemacht, das ich nicht ablehnen konnte ...«, antwortete er geduldig mit einem Augenzwinkern.
    »Wie das denn? Du hast gesagt, es ist eine Landtierarztpraxis. Das heißt, du wirst den lieben langen Tag Schafen über schlammige Felder hinterherrennen und deinen Arm bis zur Schulter in Kuhhintern stecken ...«
    »Vielleicht ist das ja gerade das Angebot, das ich nicht ablehnen konnte«, witzelte er, schüttelte dann aber den Kopf, als er Pips langes Gesicht sah. »Nein, jetzt mal im Ernst, Pip: Das Angebot, das ich nicht ablehnen konnte, war das, nach Hause zurückzukehren.«
    Überrascht blinzelte Pip ihn an.
    »Aber ich dachte, du wolltest nie wieder zurück in das – wie nanntest du es noch – klaustrophobische Kuhkaff? Du hast gesagt, da wolltest du nicht tot überm Zaun hängen! Du hast gesagt, du würdest dich mit Zähnen und Klauen wehren, falls dich jemand dorthin zurückverschleppen wollte, du würdest so um dich schlagen, dass du es sogar mit einem aufgebrachten, vollgepumpten Mickey Rourke aufnehmen würdest.«
    Clive seufzte. Pip zitierte ihn ja ganz richtig. Und genau so hatte er das alles damals auch gemeint. Seine eigenen Worte aus Pips Mund machten ihn nachdenklich.
    »Ich weiß ...«, nickte er. »Ich hätte es ja auch nie für möglich gehalten, aber jetzt lockt mich tatsächlich die Heimat. Ich glaube, jeder landet in seinem Leben mal an dem Punkt, wo nicht mehr das einzige Ziel ist, so weit wie irgend möglich von Zuhause, von Eltern, Nachbarn und Schule wegzukommen, sondern die Brücken wieder aufzubauen, die man hinter sich abgebrochen hat. Irland fehlt mir, Pip. Meine Familie fehlt mir.«
    »Und ich werde dir nicht fehlen?«, seufzte Pip.
    »Doch, natürlich.« Er legte ihr den Arm um die Schulter und zog sie fest an sich. »Aber nur, weil ich von hier wegziehe, heißt das ja noch lange nicht, dass ich aus deinem Leben verschwinde. Wir sind doch Freunde fürs Leben, oder?«
    »Darin waren wir uns einig, ja.«
    »Und das wird sich auch nicht ändern, nur weil wir ab jetzt in unterschiedlichen Ländern leben, oder?«
    »Versprochen?«
    »Versprochen. Und vergiss nicht unseren Deal, ja? Wenn wir beide mit vierzig noch nicht verheiratet sind ...?«
    Pip hatte sich ein Lächeln abgerungen.
    »... hilfst du mir, Brad zu entführen, und ich helfe dir, Angelina zu entführen ...«
    »Die gute Nachricht ist, dass mein Nachfolger ein ziemlich netter Kerl zu sein scheint. Chester fand,

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