1178 - Lisas Totenruf
versteckt hinter seinem mächtigen Rücken gehalten hatte.
Als er sie hervorholte, stockte mir der Atem.
Es war eine Spitzhacke!
***
Ein Wort. Darauf folgten fünf Sekunden, die eine Szene völlig auf den Kopf stellen konnten.
Genau das wollte Suko und nichts anderes. Lisa hatte nicht wissen können, welche Trümpfe noch in seiner Hand steckten, und jetzt musste sie den Preis dafür zahlen.
Suko riss ihr zuerst die Waffe aus der Hand. Dann packte er sie und schleuderte sie von Goldman weg.
Auch er konnte sich nicht bewegen, war wie erstarrt. Erst als die fünf Sekunden vorbei waren, da merkte er, dass er zur Seite fiel und konnte sich im letzten Augenblick fangen.
Lisa war gegen die Wand des Totenhauses gewuchtet worden und über zwei Särgen zusammengebrochen. Sie lag dort wie ausgebreitet, aber sie war nicht tot.
Als sie sich wieder aufrichtete, hielt Suko seine Beretta in der Hand und bedrohte sie damit. Burt Goldman drehte er dabei den Rücken zu.
Auf einem Sarg blieb Lisa sitzen. Suko sah den Unglauben in ihren Augen, denn sie konnte nicht fassen, was hier passiert war. Auch wenn sie sprechen wollte, sie war einfach nicht in der Lage und schüttelte nur den Kopf.
»Jetzt halte ich die Trümpfe fest«, erklärte Suko. »Für dich ist das Spiel aus! Du wirst auf dem Friedhof hier keine Seelen mehr suchen. Das verspreche ich dir!«
Sie schaute an sich herab. Sie fuhr mit den Händen über ihren Körper hinweg, als wollte sie prüfen, ob noch alles so vorhanden war wie immer.
Plötzlich lachte sie. Dabei zerknüllte sie den Stoff des roten Kleides zwischen ihren Fingern. Der Mund stand halb offen, und sie saugte den Atem heftig ein.
»Du hast verloren, Lisa. Auch Sofia und ihre Leute können dir nicht mehr helfen. Ich weiß nicht, was mit dir genau passieren wird, aber du wirst dich auf jeden Fall vor Gericht verantworten müssen. Du hast unter Zeugen einen Menschen umgebracht, und du hast weitere…«
»Dafür wird sie büßen!«, keuchte Burt Goldman. Er stand hinter Suko und sprach weiter. »Ich habe ihr etwas versprochen! Geh mir aus dem Weg, verdammt!«
Suko drehte sich um.
Er ging dabei nicht aus dem Weg und blieb zwischen Lisa und Goldman stehen.
Der zielte mit der Waffe auf ihn. »Sie hat den Tod verdient. Hau endlich ab!«
»Nein, ich bleibe!«
Er lachte kurz auf. »Ich habe beide Läufe geladen, verstehst du? Eine Ladung ist für dich, die zweite für Lisa. Und glaub mir, das ist kein leeres Versprechen…«
***
Der Ghoul hatte seine Arme und auch die Spitzhacke in die Höhe gerissen. Er war noch einen Schritt näher an mich herangekommen, um eine bessere Schlagposition zu erhalten, und aus der Bewegung heraus drosch er zielgenau zu.
Das Ding wäre durch meinen Bauch gefahren und hätte mich am Boden festgenagelt, wenn ich nicht schneller gewesen wäre und den entscheidenden Augenblick abgepasst hätte.
Ich rollte mich zur Seite, was mir auch als Gefangener des Netzes gelang, und die spitze Seite der Hacke drang neben mir in den Boden ein, der recht weich war. So konnte sie tief hineinhauen und klemmte für einen Moment fest.
Ich richtete mich auf.
Es war nicht einfach, denn das Netz lastete als schweres Gewicht auf mir. Deshalb konnte ich mich nicht so schnell bewegen wie ich eigentlich wollte.
Der Ghoul hatte die Hacke aus dem Boden hervorgezerrt. Er packte den Griff mit beiden Händen und holte wieder aus. Dabei drehte er sich zu mir hin.
Sein Gesicht war von Anstrengung gezeichnet. Bei ihm bedeutete das, dass sich einige Tropfen aus der Schleimmasse lösten und in langen Bahnen nach unten rannen. Seine Fratze erinnerte mich an eine Masse aus Teig, die allmählich zerlief.
Ich kniete.
Das Netz lag auf mir, aber es behinderte mich nicht in meiner Aktion.
Mit der rechten Hand holte ich die Beretta hervor. Der Ghoul sah es, die Hacke aber befand sich noch nicht auf dem Weg nach unten, als ich zweimal hintereinander abdrückte.
Beide Kugeln wurden durch nichts aufgehalten.
Der Ghoul gehörte zwar zu den widerlichsten Abarten der Dämonenwelt, aber im Prinzip auch zu den Schwächsten. Er war gegen das geweihte Silber nicht gefeit.
Ich hatte gesehen, wie die Kugeln in seinen schleimigen Leib schlugen. Ich wusste auch, dass die große Gefahr damit noch nicht vorbei war, denn auch im Sterben konnte er nach vorn fallen und mit der Spitzhacke zuschlagen.
Das trat nicht ein.
Er blieb stehen, die Arme noch erhoben. Aber in seinem Körper geschah etwas. Ich hörte das Knistern,
Weitere Kostenlose Bücher