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118 - Der Unersättliche

118 - Der Unersättliche

Titel: 118 - Der Unersättliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Trance zu steigern, denn dann konnte er aus einem unerschöpflichen Kraftreservoir schöpfen.
    Xango!
    Er peitschte seinen Körper voran, ließ die Beine und die Adja wirbeln.
    Xango - die Welt versinkt. Lonrival, du bist das Universum. Von dir geht alles Leben aus. Du hast die Macht der Schöpfung. Lonrival, du bist die Schöpfung. Xango!
    Schicke deinen Ruf in die sterbende Nacht hinaus. Schreie es dir aus der Seele. Ich bin die Macht. Xango!
    Körper wiegten sich mit ihm. Sie waren Feuer. Sie waren Sturm. Und er, Oga, beherrschte sie… Doch plötzlich, als die Trance für einen Augenblick von ihm wich,
erkannte
er, daß die Mädchen sich nicht ihm unterworfen hatten. Er hatte sie anlocken können, doch nun paßten sie sich nicht seinen Tanzschritten an. Sie gehorchten einer ganz anderen Melodie. Die Gitarren schlugen nicht mehr den Rhythmus der Samba. Ihren Saiten entströmte ein fremdartiger, disharmonischer Klang. Und diesem hatten sich die Mädchen unterworfen. Sie mußten einem Schema folgen, das in krassem Gegensatz zu Lonrivals Absichten stand.
    Er kam sich plötzlich inmitten der fünfzig Mädchen wie ein Fremdkörper vor.
    Er schrie auf, um die Aufmerksamkeit der Mädchen auf sich zu lenken.
    „Ich bin euer Oga! Gehorcht mir, eurem Herrn!"
    Die Mädchen ignorierten ihn, als existiere er überhaupt nicht.
    Lonrival zog seine beiden Macheten. Er ließ sie vor einem der Mädchen wirbeln. Er erkannte Marcia da Rochas. Sie blickte durch ihn hindurch.
    Außer sich vor Enttäuschung und ohnmächtiger Wut - in Trance entfesselt - hieb er mit den Macheten auf Marcia ein. Er ließ die Klingen kreuz und quer über ihren Leib streichen, zerschnitt das magische Buchstabenquadrat.
    Marcia brach mit einem Aufschrei zusammen. Auf ihrem Unterleib zeichneten sich unzählige Blutspuren ab.
    Lonrival kam zur Besinnung. Er beugte sich über das Mädchen, und während er ihr die Wunden mit seinen heilsamen Händen wegmassierte, redete er auf sie ein.
    „Marcia, schönes Kind. Ich bin es, dein Oga. Lonrival da Silva. Kannst du mich hören?"
    „Ja", antwortete sie mit entrückter Stimme. Der Blick ihrer Augen war klar. Sie blickte zum Himmel hinauf, wo die beginnende Morgendämmerung die letzten Sterne verblassen ließ.
    „Ja, ich höre dich", sagte sie wieder, diesmal mit festerer Stimme. „Ich bin aus einem bösen Traum erwacht. Die Berührung deiner Hände tut mir gut, Curandeiro."
    Sie hatte ihn erkannt! Das bedeutete, daß er sie aus dem Bann des Monsters gerissen hatte. Marcia war gerettet! Nun wußten er, daß er auch die anderen Mädchen dem Leben zurückgewinnen konnte.
    Lonrival da Silva war so sehr mit Marcia beschäftigt gewesen, daß er nicht bemerkte, was um ihn herum vor sich ging.
    Jetzt schreckten ihn unheimliche Geräusche in seinem Rücken auf. Als er sich umdrehte, sah er das Monster aus den Fluten steigen. Es war größer als zuvor. Es mußte um gut fünf Meter gewachsen sein. Die Mädchen, die sich vor ihm auf dem Strand wiegten, nahmen sich dagegen wie winzige Insekten auf.
    Das Monster bückte sich. Seine großen grünen Augen starrten gierig auf eine der Tänzerinnen, die verzückt schien, weil sie seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
    Eine Pranke des Monsters schoß blitzschnell nach vorn, packte das Mädchen und schob es in das speicheltriefende Maul. Die anderen Mädchen tanzten weiter, als sei nichts geschehen.
    Ihr Tanz lockte das Monster vollends aus dem Meer. Es bückte sich und streckte sich der Länge nach auf dem Strand aus. Aus seinem Rachen kam ein heißeres Krächzen.
    Marcia, die nun wieder Herr ihrer Sinne war, erkannte das Grauen in vollem Ausmaß und versuchte, schreiend zu fliehen.
    Wieder schoß die Pranke des Monsters vor. Finger, dick wie Baumstämme, umfaßten ihren Leib und führten sie dem riesigen Maul zu. Aber er verschlang Marcia nicht, sondern starrte verwirrt auf sie.
    Lonrival ahnte, was in dem Ungeheuer vor sich gehen mochte. Es spürte an dem winzigen, zappelnden Wesen nicht die Ausstrahlung des magischen Buchstabenquadrats. Es vermißte die Anziehungskraft, die von dem Geschöpf hätte ausgehen müssen. Denn diese Anziehungskraft war es, die diese Winzlinge von den anderen unterschied. Sie stellten für Kether eine besondere Nahrung dar. Marcia aber war ein Fremdkörper unter den Auserwählten.
    Lonrival nutzte die Verwirrung des auf den Strand hingestreckten Monsters. Ohne lange zu überlegen stürzte er mit-wirbelnden Macheten nach vorn.
    Vor ihm erhob sich die Hand,

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