Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1180 - Der Drachenschatz

1180 - Der Drachenschatz

Titel: 1180 - Der Drachenschatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
schlimm?«
    »Nein, nein, sicher nicht!« Leon schüttelte den Kopf. Er spürte noch die Röte in seinem Gesicht, was ihn ärgerte. »Es ist überhaupt nicht schlimm, aber du siehst aus wie ich, wie ich… wie…« Er verstummte, weil das Gesicht seines Gegenübers Ungläubigkeit zeigte.
    Wieder lächelte Joel. »Brüder?«
    »Ja, ja, so ähnlich. Aber besser noch. Zwillinge, wenn du weißt, was ich damit meine.«
    »Ich glaube schon. Ich kenne Zwillinge. Ich habe sie mal gesehen. Nicht auf dem Schiff, aber in der Stadt. Aber sie waren alt und hingen in Ketten.«
    »Das ist ja bei uns nicht der Fall.«
    »Wie meinst du?«
    Leon winkte ab. »Ist nicht weiter schlimm.« Er schluckte und stellte fest, dass er sich an die Situation gewöhnt hatte. Zwar machte es ihm keinen Spaß, aber er kam damit zurecht und sah es eher als ein Abenteuer an. Nicht grundlos war er so oft hier zur Drachenküste gegangen, um seinen Träumen nachgehen zu können. Denn nirgendwo hatte er die Chance, seiner Fantasie derartig freien Raum zu lassen wie gerade an der Drachenküste.
    Joel interpretierte den nachdenklichen Blick des anderen Jungen falsch. »Warum schaust du so in dich hinein?«
    Leon lächelte. »Das kann ich dir auch nicht sagen. Weiß nicht…«
    »Wieso? Was habe ich an mir?«
    »Das ist schwer zu sagen. Ich kann einfach nicht glauben, dass du lebst und existiert. Ich habe erleben können, dass du kein Geist bist. Du gehörst ja nicht hierher in unsere Zeit. So etwas ist schwer für mich zu begreifen. Das habe ich bisher nur in Filmen und Romanen erlebt. Verstehst du?«
    »Nein, bestimmt nicht. Was sind denn Filme und Romane?«
    Leon musste lachen, als er Joels erstauntes Gesicht sah. Es hatte keinen Sinn, wenn er es jetzt mit längeren Erklärungen versuchte. Er musste den Tatsachen ins Auge sehen und sich damit abfinden, dass es gewisse Dinge gab, die auch außerhalb bestimmter Regeln und Gesetze ihren Platz gefunden hatten.
    Es entstand zwischen ihnen eine Pause der Verlegenheit. Bevor sich Leon wieder gefasst hatte und eine nächste Frage stellen konnte, musste er wirklich eine innere Barriere überwinden. »Darf ich dich anfassen, John?«
    »Du mich? Ja, warum denn nicht? Ist das so etwas Schlimmes?«
    »Nein, nein, nicht im Prinzip. Für mich schon, weil du ja…«, er winkte ab. »Ach, ist auch egal. Ich fasse dich an, denn ich will es endlich wissen.«
    »Bitte, tue es!«
    Joel war so freundlich geblieben wie immer. Es war wirklich kein Akt, ihn zu berühren. Dass Leon trotzdem ein Schauder über den Körper rann, sah er als natürliche Reaktion auf das Erlebte an. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden, und er hielt die Lippen fest zusammengepresst.
    Joel machte es ihm zudem leicht. Er stellte sich mit ausgebreiteten Armen hin, und der andere Zwilling ging einen leichten Schritt auf ihn zu.
    Dicht vor ihm blieb er stehen. Er streckte seinen rechten Arm aus und legte die flache Hand auf Joels Schulter.
    Ja, er war aus Fleisch und Blut. Er war kein Geist. Er konnte angefasst werden. Leon spürte den Widerstand, aber er spürte auch etwas anderes, das ihn von Joel unterschied.
    Er vermisste bei dem Jungen aus der Vergangenheit die normale Körperwärme, die er von sich kannte. Joel fühlte sich zwar nicht unbedingt kalt an, aber die Haut unter der Kleidung war doch kälter als die eines normalen Menschen.
    Leon schauderte es. Er musste sich zwingen, die Hand länger auf der Schulter liegen zu lassen, und er wollte es noch genauer wissen. Langsam bewegte er sie auf das Gesicht zu, fuhr mit der Innenseite an Joels Hals entlang bis hoch zu dessen Gesicht und legte die Hand gegen seine Wange.
    Auch sie war kälter!
    Leon hatte noch nie in seinem Leben einen Toten angefasst. Er wollte es auch nicht tun. In diesem Fall allerdings hatte er den Eindruck, keine lebendige Person zu berühren. Die Hand lag an der Haut eines Toten, und seine freie krampfte sich zur Faust zusammen.
    »Ist alles gut so?«, fragte Joel leise.
    »Ja, schon.« Leons Lächeln sah etwas verzerrt aus. Seine Lider bewegten sich flatternd. Er dachte an die Münze in seiner Tasche und verglich den Fund mit dem Auftauchen des fremden Jungen, der ihm fast aufs Haar glich. Das alles passte nicht in sein Weltbild. Trotzdem erlebte er hier die Wahrheit und keinen Spuk.
    Und er spürte noch etwas. Plötzlich war das unsichtbare Band zwischen ihnen entstanden. Es glich schon einer Brücke, über die das Gefühl der Sympathie zwischen den beiden Jungen hin

Weitere Kostenlose Bücher