1181 - Die Clansmutter
drei Füßen auf die am Boden liegende Tür.
Das Metall mußte sich inzwischen bereits weitgehend abgekühlt haben - es war zwar sicher noch heiß, aber keineswegs glühend. Puka war jedoch schon immer sehr wehleidig gewesen, und sobald sie auch nur den kleinsten Schmerz verspürte, vergaß sie jede Art von Würde. Sie stürzte schreiend vorwärts, ohne Sinn und Verstand, nur in dem Bestreben, ihre schmerzenden Füße in Sicherheit zu bringen.
Dabei rempelte sie Stillog an, und dessen Schuß fuhr wirkungslos in die Wand.
Eine Flut von Schimpfwörtern ergoß sich über die neue „Clansmutter", während Stillogs Anhänger die psychologische Niederlage auszubügeln versuchten, indem sie ihrerseits hereindrängten.
Stira hatte sich inzwischen unbemerkt der Clansmutter genähert, indem sie stets darauf achtete, daß die Pflegerinnen zwischen ihr und Stillog waren. Puka rettete sich in die Nähe der Wand, kauerte sich dort jammernd nieder und begann, ihre Füße zu untersuchen. Als sie feststellte, daß keine sichtbaren Verletzungen entstanden waren, richtete sie sich wieder auf - und sah Stira dicht hinter den Pflegerinnen stehen.
Ihre versengten Füße vergaß sie augenblicklich. Sie stürzte sich mit einem Wutschrei auf die Erste Wächterin, und ehe Stira noch recht wußte, wie ihr geschah, war sie in einen erbitterten Kampf verwickelt. Sie nahm verschwommen wahr, daß Stillogs Leute die widerstrebenden Pflegerinnen wegzuzerren versuchten, während der Rebell ein ums andere Mal schrie, sie sollten ihm aus dem Weg gehen, damit er seine Waffe gebrauchen konnte.
Voche waren nicht an Waffen gewöhnt, sondern regelten Unstimmigkeiten auf handgreifliche Weise. Darum hatte Stillog mit seinen Befehlen keinen Erfolg, und schließlich wurde seine Wut so unermeßlich groß, daß er bereit war, sogar seine eigenen Leute zu opfern. Es zischte, ein fremdes, furchterregendes Zischen, das sogar Puka für einen Augenblick innehalten ließ.
Zwei der Pflegerinnen und ein männlicher Voche wanden sich schreiend am Boden.
Stira hatte das seltsame Gefühl, daß die Zeit plötzlich langsamer lief. Sie sah, wie die männlichen Voche mit alptraumhaft trägen Bewegungen zurückwichen. Puka hatte aufgehört zu kämpfen und floh - ebenfalls merkwürdig langsam - in den entferntesten Winkel. Die anderen Pflegerinnen waren wie zu Stein erstarrt. Die drei Verletzten schrien immer noch, aber selbst ihr Blut schien unnatürlich langsam über den Boden zu fließen.
Blut - hier, in F'durnaddes Gemächern!
Stira erkannte plötzlich, daß sie die Gefahr niemals richtig hatte einschätzen können. Sie hatte gewußt, daß Stillog kämpfen würde, aber mit einem so furchtbaren Geschehen hatte sie nicht gerechnet. Nicht rechnen können, denn nie zuvor hatten Voche gegen Voche mit Waffen gekämpft, nie hatte einer von ihnen einen Artgenossen absichtlich so schwer verletzt. F'durnaddes Einfluß hatte solche Kämpfe verhindert. Die Clansmutter ließ es zu, daß ihre Kinder miteinander rauften, aber sie hinderte sie daran, sich gegenseitig ernste Verletzungen zuzufügen.
Trotzdem war es jetzt geschehen, und Stira fühlte sich plötzlich schwach und schwindelig. Als sie sich aufrichtete, verlor Stillog endgültig die Nerven. Seine Waffe zischte dreimal, und das Schreien der Verletzten verstummte.
Stira fühlte das Verlangen, davonzulaufen und sich irgendwo zu verkriechen. Sie zuckte zusammen, als das Zischen abermals aufklang, aber diesmal folgte kein Schrei. Sie nahm es nur am Rande wahr, erreichte die Pflegerinnen und schob zwei von ihnen zur Seite.
Dann sah sie F'durnadde.
Die Pflegerinnen im inneren Kreis bemühten sich immer noch um die Clansmutter, massierten sie, versuchten, die erstarrenden Schuppen glattzustreichein und schienen nicht zu bemerken, daß es zu spät war. Vielleicht wollten sie es auch nur nicht sehen. Nach einiger Zeit bemerkten sie Stiras Anwesenheit, und sie sahen verzweifelt und fragend zu der Ersten Wächterin auf. „Es ist vorbei", sagte Stira leise, und obwohl Kampfeslärm die Gemächer erfüllte, verstanden die Pflegerinnen sie und ließen sich wie betäubt zu Boden sinken.
Stira blieb stehen. Sie war sich selbst noch nicht ganz sicher, ob sie es wirklich verstand, ob das alles überhaupt geschehen war, oder ob sie nicht vielleicht in einem gräßlichen Alptraum gefangen war. Wie konnte die Clansmutter tot sein, wenn doch jeder Voche wußte, daß sie unsterblich war?
Sie sah sich um.
Nein, das war kein Traum. Dort
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