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Blitz und Vulkan

Blitz und Vulkan

Titel: Blitz und Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Farley
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Die dreifache Krone

    Alec Ramsay saß still und aufrecht im Sattel, als bemerke er die auf ihm ruhenden Blicke der Tausende von Zuschauern nicht. Er trug eine pechschwarze Jockeybluse und eine ebensolche Kappe. Die Blässe seines Gesichts bildete einen starken Kontrast dazu, zumal auch der große Hengst, den er ritt, schwarz war wie die Nacht, nur mit einem kleinen weißen Stern auf der Stirn.
    Alec hatte den dritten Platz in der Reihe der für das klassische Belmont-Stakes-Rennen angetretenen Pferde. Es machte ihm Sorge, daß er die Nummer drei gezogen hatte; eine weiter außen gelegene hätte ihm besser gepaßt, weil sie weiter ab vom Zaun gewesen wäre. Sein alter Freund Henry, der Trainer seines Hengstes, hatte ihn instruiert, Vulkan bis zur Mitte der Zielgeraden zurückzuhalten; dort erst sollte er vorstoßen. Und das wäre viel leichter einzuhalten gewesen, wenn er nicht so in der Nähe des Zaunes hätte reiten müssen.
    Die Pferde hatten jetzt das Klubhaus passiert und paradierten vor den Tribünen. Alec brauchte nicht hinzusehen; er wußte ohnedies, daß sie überfüllt waren von Zuschauern; das Stimmengewirr bezeugte es. Er wußte genau, daß aller Augen auf Vulkan ruhten, denn sie waren gespannt, ob der mächtige Rapphengst die Belmont Stakes ebenso leicht gewinnen würde wie in den vergangenen Wochen das Kentucky Derby und das Preakness-Rennen. Gelang es ihm, würde er zu den wenigen auserwählten Vollblütern gehören, die diese dreifache Krone des Turfs trugen! Alecs einzige Bedenken betrafen den Zustand der Bahn: nach einem langen heftigen Regen am Vormittag war sie knöcheltief aufgeweicht, und der Himmel des Junitages war immer noch grau verhangen und legte einen feinen Regenschleier über die Landschaft.
    Auch die sachkundigen Zuschauer fragten sich: „Wird Vulkan in diesem Morast wie gewohnt laufen können? Seine bisherigen Siege hat er alle auf trocknem, hartem Geläuf errungen.“
    Alecs Hand fuhr beruhigend den muskulösen Nacken entlang, als Vulkan plötzlich zur Mitte der Bahn ausbrach. Er sprach ihm liebevoll zu. Die schweren Ohren legten sich zurück beim Klang seiner Stimme; der Hengst beruhigte sich schnell und ließ sich ohne Widerstand zurück in die Reihe dirigieren, als das Feld die Tribünen passiert hatte.
    Aus der den Zaun dicht umlagernden Menge rief eine Männerstimme herüber: „He, Ramsay, denkst wohl, hier wär ‘ne Pferdeschau?“ Alec hörte die Worte, aber er hielt die Augen unentwegt auf das moorige Geläuf gerichtet, das er zwischen Vulkans gespitzten Ohren sehen konnte.
    „Vielleicht ein Schönheitswettbewerb?“ schrie der Mann wieder.
    Da erst merkte Alec, daß er viel gerader im Sattel saß als die anderen Jockeys. In sein blasses Gesicht schoß plötzlich das Blut, aber er änderte seine Haltung nicht, denn es war die einzige Möglichkeit, sein temperamentvolles Pferd bei der Stange zu halten.
    „Bring ihn nur ebenso fein vor allen anderen ins Ziel wie im Kentucky Derby und im Preakness-Rennen!“ schrie eine andre Stimme.
    Nachdem sie die Zuschauerplätze im Schritt passiert hatten, erlaubte Alec Vulkan einen leichten Galopp. Er hob sich in den Steigbügeln, lehnte sich vor und preßte sein Gesicht dicht an seines Pferdes Hals.
    Henry hatte behauptet, das weiche Geläuf würde Vulkan nichts ausmachen, und er mußte es ja wissen, denn er hatte mit dem Hengst den Winter über und im Frühjahr bei jedem Wetter gearbeitet, während Alec die meiste Zeit auf dem College verbracht hatte. Henry hatte ihm berichtet, daß der starkknochige Hengst trockenes und nasses Geläuf gleich gut meisterte, und Alec wußte, daß er Henrys Worten vertrauen konnte. Er hatte Vulkan in diesem Jahr nur in den bereits erwähnten beiden großen Rennen laufen lassen. Jedesmal war die Bahn trocken und hart gewesen, und er hatte leicht mit mehreren Längen gesiegt.
    Er nahm jetzt seinen riesigen Rappen an den Außenzaun und folgte den beiden Pferden mit den Nummern eins und zwei. Er ließ ihn weit außen um die Biegung gehen und wurde seiner Sache völlig sicher, als er merkte, wie unbeirrt der Hengst in seinen gewohnten weitausgreifenden Galopp fiel, trotz des weichen Geläufs, in das er bis zu den Sprunggelenken einsank. Sein stetes Entzücken an den schnellen, machtvollen Bewegungen der enormen Muskeln zwischen seinen Knien überfiel ihn wieder, doch schließlich hob er sich noch höher in den Bügeln und zog die Zügel an, bis Vulkan sein Tempo zu einem kurzen Trab gemäßigt hatte.
    Alec

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