119 - Der Diamantendolch
wirkten, bedeckten Wände, Decken und Säulen.
Etwa hundert Personen befanden sich in der Höhle, die von elektrischem Licht hell erleuchtet war. Die Padmas hatten hier ihr Hauptquartier eingerichtet. Die meisten wohnten auch in der Höhle, unter sehr einfachen Verhältnissen. Aber die auf das Geistige ausgerichteten Padmas stellten keine großen Ansprüche an Luxus und Komfort. Ein paar Decken, einen Krug Wasser und eine Handvoll Reis und Früchte am Tag, mehr brauchten sie nicht. Dabei meditierten sie und priesen Padma.
Wie viele indische Glaubensgemeinschaften und Sekten neigten auch die Padmas dazu, durch Entsagung und Askese zur Erfüllung und zum Heil zu gelangen.
„Das ist eine Seitenhöhle", sagte Reena. „Der Zugang zu den Haupthöhlen ist abgesperrt. Niemand stört uns hier."
„Ich will jetzt mit den Padma-Oberen sprechen", verlangte Unga. „Und mit Colonel Bixby." Padma-Anhänger traten zu der Gruppe und trugen die Toten in den linken Seitengang. Die Padmas in der Höhle waren meistens Inder, aber es gab auch Angehörige anderer Länder und Rassen. Unga sah ein paar Leute, die zweifellos Amerikaner sein mußten oder Europäer. Auch ein Neger und einige Asiaten waren unter den Padmas. Sie trugen westliche Kleidung, indische oder auch Kutten in verschiedenen Farbtönen. Ein leuchtendes Gelb war die Farbe der höheren Ränge bei den Padmas, die sich auch den Schädel kahlrasiert hatten.
Unga und Don Chapman wußten nicht, wohin sie zuerst schauen sollten. Die Wandmalereien mit Götter-, Tier- oder Blumendarstellungen zu betrachten, hatten sie keine Zeit. Sie sahen Asketen, die auf Nagelbrettern lagen, und Männer und Frauen, die barfuß über glühende Kohlen gingen. Ein paar Padma-Sadhu hatten sich mit Dolchen und Schwertern durchbohrt, ohne daß sie bluteten oder Schmerz empfanden. Vier schwebten in der Luft, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, die Augen geschlossen, das Gesicht entspannt, die Hände über der Brust gefaltet.
Unga hatte das schon beim Kailasanath-Tempel gesehen. Es waren keine Gauklerkunststücke, die die Padmas aufführten. Sie wollten mit diesen Übungen darstellen, wie sehr die Kraft des Padmas sie erfüllte. Und sie boten all ihre geistigen Fähigkeiten auf, um das Unheil zu bekämpfen, das ihnen von ihren dämonischen Gegnern drohte.
Reena führte Unga und Don Chapman zu den Gurus und Yogins, den hohen Rängen der Padma- Sekte. Die kahlköpfigen Kuttenträger saßen im Lotossitz auf dem nackten Felsboden und meditierten. Obwohl sie völlig ruhig und ihre Gesichter entspannt waren, merkte man ihnen die zwingende geistige Kraft an, die von ihnen ausging. Die sechs Männer und die eine Frau, deren Kopf ebenfalls kahlrasiert war, ruhten völlig in sich selbst und waren im Einklang mit dem Universum.
Ihre Körper konnten vernichtet werden, aber selbst der qualvollste Tod konnte ihren inneren Frieden und ihr Karma nicht zerstören.
Die sieben Gurus und Yogins saßen im Hintergrund der großen Höhle. Zwei von ihnen erhoben sich, als der Cro Magnon, der Zwergmann und das schöne Hindumädchen Reena kamen. Freundlich begrüßten sie Unga und Don Chapman.
„Wo ist Colonel Bixby?" fragte der Cro Magnon gleich.
„Er gehört zu denen, die beim Dämonentempel des Ravana Wache halten", sagte einer der beiden Gurus auf englisch. „Wir sind froh, daß ihr gekommen seid, denn wir spüren, daß die Stunde der Entscheidung herangerückt ist. Der Auserwählte der Chakras nähert sich dem Tempel des Ravana. Wir tun alles, um ihn aufzuhalten, aber wir wissen nicht, ob unsere Kräfte genügen werden."
„Dann ist es höchste Zeit, daß wir eingreifen", sagte Unga. „Don und ich werden uns sofort mit einer Gruppe von Padmas zum RavanaTempel begeben." Er hob den Kommandostab. „Ich will versuchen, den Karma-Diamanten mit meinem magischen Stab zu vernichten. Dann wären all diese Probleme beseitigt."
Der Guru nickte zustimmend. „Geht sofort, im Namen Padmas! Reena wird euch mit zwanzig Leuten begleiten."
Unga und Don hielten sich nicht länger auf. Unga verzichtete darauf, die Padma-Gurus zu fragen, warum sie so lange mit seinem Einsatz gezögert hatten. Wenn es so dringend war, wäre es besser gewesen, ihn gleich nach seiner Ankunft zum Ravana-Tempel zu bringen. Aber vielleicht hatte sich die Situation auch erst in den letzten Stunden so dramatisch zugespitzt.
Auf einen geistigen Befehl hin machten sich zwanzig Padmas, Männer und Frauen, zum Abmarsch bereit.
„Gibt es keinen Weg,
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