119 - Der Diamantendolch
Menschen verschwinden."
„Der geistige Einfluß der Padmas verhindert eine offizielle Einmischung", antwortete Reena. „Dies ist ein Konflikt, der mit weltlichen Mitteln nicht gelöst werden kann. Soldaten oder ein Großaufgebot an Polizei würden nichts besser machen und alles nur komplizieren."
Der Cro Magnon, der Zwergmann und die schöne Inderin Reena erreichten nun die Gruppe der Padma-Sadhu. Die Padmas falteten die Hände in Brusthöhe und sagten: „Namaste." Es war der traditionelle Gruß der Hindus.
Reena, Unga und auch Don Chapman erwiderten ihn. Dann begann der Marsch durch den Dschungel. Zwei von den Männern waren mit Karabinern bewaffnet, eine Frau trug eine Pistole in der geschlossenen Gürtelhalfter.
Unga schwenkte den Kommandostab. Er war sehr gespannt darauf, Colonel Bixby, den er bei Ellora kurz getroffen hatte, wiederzusehen. Bixby, ein Mitglied der Besatzung von Castillo Basajaun und des Kreises um den Dämonenkiller, war ein geheimnisumwitterter Mann. Er hatte sich als ein Padma-Anhänger entpuppt und war keiner vom niedersten Rang. Unga hoffte, von ihm wichtige Dinge zu erfahren. Immer mehr kam er zu der Überzeugung, daß Colonel Bixby eine Schlüsselfigur war. Reena hatte schon in Ellora nach dem Massaker im Kailasanath-Tempel versprochen, Unga und Don Chapman zu Colonel Bixby zu bringen.
Flüchtig dachte Unga an Manjushri. Er spürte den Schmerz nicht mehr so sehr. Manjushri war tot, ihre Seele im Nirwana. Das harte und grausame Leben des Kämpfers der Weißen Magie forderte sein Recht.
Der Angriff erfolgte unvermittelt mitten im Dschungel.
Uri Lüthi, der Schweizer Großwildjäger, stand plötzlich mitten auf dem Pfad. Bevor jemand reagieren konnte, hatte er schon sein Gewehr angelegt und einen Padma-Sadhu durch die Stirn geschossen. Zugleich sprang sein Tiger aus dem Dschungel und zerriß einen Padma.
Die Padma-Sadhu erkannten jetzt, wen sie in dem Tiger vor sich hatten.
„Das ist Rudra, der Tiger!" schrien sie.
Brüllende Chakras sprangen hinter den Bäumen hervor, Männer und Frauen mit dämonisch verzerrten Gesichtern, ebenso in indischen Trachten wie die Padmas. Sie hielten zischende Schlangen in den Händen. Offenbar beherrschten die Chakras die giftigen Reptilien besonders gut. Auch die Meuchelmörder, die in der Nacht in Ungas Zimmer im zweiten Stock gekommen waren, hatten die giftigen Kobras einfach in der Hand getragen.
„Denkt an Padmasambhawa Bodhisattwa!" rief der Yogin, der die Gruppe anführte. „Benutzt die Kraft des Padma!"
Uri Lüthi schoß einen weiteren Padma-Anhänger nieder. Die Kugel traf den Mann ins Herz.
Die Padmas blieben ruhig stehen und verschränkten die Arme vor der Brust. Die meisten von ihnen hatten die Augen geschlossen.
Unga sah, wie Uri Lüthis Gewehr sich in seinen Händen verbog, als sei der Lauf aus weichem Wachs. Der Tiger wollte einen weiteren Padma-Sadhu anspringen, aber es war, als hemmte eine unsichtbare Riesenfaust ihn. Er fauchte und brüllte, schlug mit den Pranken in die Luft und wühlte die Erde auf.
Die Giftschlangen aber, welche die Chakras in den Händen hielten, wandten sich gegen sie. Sie bissen die Aufschreienden, soweit diese sie nicht schnellstens wegschleudern oder erwürgen konnten.
Der Angriff der Chakras brach zusammen. Zwei von ihnen wurden in die Luft gehoben und mit ungeheurer Wucht gegen Baumstämme geschleudert. Tot oder sterbend blieben sie liegen.
Unga hatte schon beim Kailasanath-Tempel bei Ellora die übernatürlichen Fähigkeiten der Padmas erlebt; aber diese Demonstration erstaunte ihn aufs neue. Er begriff, daß die im menschlichen Geist schlummernden Kräfte selbst der Magie überlegen waren.
Die Chakras flüchteten schreiend, soweit sie sich nicht, von Schlangen gebissen, auf dem Boden krümmten. Uri Lüthi warf sein nutzlos gewordenes Gewehr weg und tauchte im Dschungel unter. Der Tiger kauerte über der gräßlich zugerichteten Leiche des Mannes, den er gerissen hatte, und fauchte und knurrte.
Unga trat vor, den Kommandostab in der Faust, den er dem Tiger in die Flanke rennen wollte.
Rudra der Tiger wurde wie von einer riesigen Hand auf den Boden gepreßt. Er krümmte und wand sich. Dann kam er frei und verschwand mit einen gewaltigen Satz im Unterholz.
Die Padmas blieben allein auf dem Dschungelpfad zurück.
„Groß ist Padma!" intonierte der Yogin. „Groß ist seine Kraft, die uns beschützt und errettet, die uns über die weltlichen Dinge erhebt!"
Die Männer und Frauen der
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