11.9. - zehn Jahre danach: Der Einsturz eines Lügengebäudes (German Edition)
Bedrohung für – mit den Worten des damaligen Energieministers Spencer Abraham – »den nationalen Wohlstand, die nationale Sicherheit und buchstäblich unsere gesamte Lebensweise«. Der Inhalt der ernsten Erwachsenengespräche bleibt indes vertraulich. Was die hier beschriebene Energy Task Force unter Leitung von Vizepräsident Cheney im März 2001 an Maßnahmen verabschiedete, ist aller FOIA-Anfragen, Erkundigungen des US-Bundesrechnungshofs GAO und aller gerichtlichen Klagen von Spielverderbern wie Judical Watch und Sierra Club zum Trotz bis heute Staatsgeheimnis.
Dick sei Dank: Man behelligt uns nicht mit der Wahrheit, denn die ertragen wir nicht. Man sagt nicht: »Wir kämpfen dort für unsere nationale Sicherheit. Ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsabhängigkeit muss wissen, dass auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, um ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen – negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen.« Das heißt, man sagt es vielleicht doch, wenn auch mit geringfügig anderen Worten, und wird dann für diese Wahrheit aus dem Schloss Bellevue gemobbt (denn die Worte oben waren – nur marginal angepasst – jene, die Horst Köhler umgehend Ruf und Job kosteten). Aber schon gar nicht sagt man so etwas, öffentlich, als Amerikaner. Oder gar den Amerikanern.
Man sagt nicht: Wir müssen vor Ort präsent sein. Wir müssen unsere Ölversorgung sichern. Und da mancher Ölbesitzer es nicht so gern sieht, dass wir sein Öl kontrollieren und verbrauchen, bedeutet dies Truppen, bedeutet dies: Krieg.
Denn Krieg, das ist der Gipfel der politischen Unkorrektheit. Krieg mag die klimatisierte SUV-Fahrerin nicht. Sie mag nicht einmal das Wort. Erst recht nicht das, was es beschreibt. Sie will nicht, dass man in ihrem Namen tötet, erst recht will sie ihre Kinder nicht fallen sehen. Und so lässt sich Krieg nicht problemlos anzetteln, jedenfalls nicht in Zeiten des Wohlstandes, mit hochgejazzten Internetbörsen und Präsidenten, die nichts Gravierenderes in Unordnung bringen als die Frisuren ihrer Praktikantinnen. Aber dass Kriege unvermeidbar waren, das wussten die verantwortungsvollen Landesväter schon, bevor sie durch die fragwürdige Präsidentenwahl des Jahres 2000 auf alle entscheidenden Posten zurückkehren konnten.
Was fehlte, um die dringend erforderlichen Kriege beginnen zu können, mit dem Rückhalt der eigenen Bevölkerung, war ein »neues Pearl Harbor«, wie das der neokonservative Thinktank Project for a New American Century eindrucksvoll detailliert herausarbeitete (die Schrift Rebuilding America’s Defenses aus dem Jahr 2000 finden Interessierte weiterhin im gut sortierten Netz) und Zbigniew Brzezinski, Jimmy Carters Sicherheitsberater zu Zeiten der russischen Invasion in Afghanistan, bereits 1997 in seinem Buch The Grand Chessboard explizit formuliert hatte. Die verantwortungsvollen neuen Führer und Bewahrer des westlichen Lebensstils waren sich mithin im Allerklarsten darüber, dass sie aus psychologischen Gründen einen verheerenden feigen Anschlag auf die eigenen Leute dringend benötigten. Denn ohne ein neues Pearl Harbor wäre es unmöglich gewesen, den notwendigen Krieg zu führen.
9/11 musste passieren.
Nun kann man natürlich von einer tragischen, gleichwohl glücklichen Fügung sprechen, wenn einer sich ein welterschütterndes Ereignis wünscht, das seinen Zielen dient, und wenn dies dann tatsächlich eintritt und ihm die Gelegenheit bietet, zu tun, was ohnehin notwendig ist. Andererseits enthebt einen der vermutete Hinweis auf »göttliche Fügung« eben nicht der Pflicht, sich den einen oder anderen Gedanken über die wahrscheinlicheren Gründe zu machen. Sprich – und mehr ist in Sachen Dreh- und Angelpunkt der veränderten Weltlage zunächst nicht erforderlich: Fragen zu stellen und nach erfolgter Widerlegung der offiziellen 9/11-Verschwörungstheorie mit der ergebnisoffenen Überprüfung zunächst der besseren, weil wahrscheinlicheren alternativen Theorien zu beginnen.
Im Wissen, dass uns das Ergebnis so oder so nicht vernichten wird. Im Wissen aber auch um die unangenehm mitschwingende Frage, ob nicht vielleicht doch wir selbst indirekt die Profiteure ( cui bono ) dieses verheerenden Anschlags waren und sind.
Wir? Wer, wir?
Wir sind keine Amerikaner.
Richtig, einerseits. Andererseits: bequem.
Denn wir haben
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