11.9. - zehn Jahre danach: Der Einsturz eines Lügengebäudes (German Edition)
nicht dazu bringen, ihre Waffen niederzulegen. Zu sagen, dass Gewalt manchmal notwendig ist, ist keine Aufforderung zum Zynismus – es ist eine Erkenntnis der Geschichte.«
Cynthia McKinney, seit jeher Kritikerin der 9/11-Legenden, frühere Kongressfrau und inzwischen Kandidatin der amerikanischen Grünen für das PräsidentInnenamt, konstatierte, mit der Amtseinführung Obamas hätten zuletzt nun auch noch sie und ihre schwarzen Mitbürger, die keinen dieser Kriege wollen oder je gewollt hatten, ihre Unschuld verloren, und in der Tat hat der »Change«, die Unique Selling Proposition der Marke Obama, stattgefunden – allerdings anders als gedacht: Das schon unter George W. Bush obszöne Pentagon-Budget befindet sich auf historischem Rekordniveau, die diesbezügliche Transparenz in historisch finsterstem Tal, potentielle Whistleblower werden massiv bedroht und verfolgt, »Landesverräter« wie Bradley Manning und ausländische Staatsfeinde wie Julian Assange sind zu Folter oder Abschuss freigegeben. Und die Aussichten bleiben unverändert: Das Empire rechnet wegen der »asymmetrischen Bedrohungen« – insbesondere durch Terrorismus und Cyberwarfare – fest mit Krieg als Dauerzustand. Was schon
der heimliche Vorgänger des selbsternannten Kriegspräsidenten
Barack Obama offen aussprach, allerdings ohne dass dieser, Dick Cheney, dafür einen Friedensnobelpreis benötigt hätte: »Dies hier ist etwas anderes als der Golfkrieg, und zwar insofern, als es nie beendet sein wird – jedenfalls nicht, solange wir leben.«
Die Frage, die sich uns, seinen europäischen Zuhörern, stellt, ist allerdings, ob auch wir lebenslänglich Krieg für unvermeidlich halten. Und unsere Antwort auf diese Frage hängt entscheidend von unserer Position ab, unserem Weltbild. Um jedoch wenigstens die Gültigkeit unseres derzeitigen Weltbildes angemessen beurteilen zu können, müssen wir uns zunächst vom Irrglauben befreien, es würde durch eine angemessene Betrachtung des 11. September zerstört.
Deshalb gestatten wir uns an dieser Stelle den abschließenden Versuch einer Versöhnung von Glauben, Hoffnung und Fakten. Eine Formulierung im Konjunktiv, beginnend notwendigerweise mit der alles entscheidenden Feststellung: Erwiese sich, dass Elemente der US-Regierung und -Geheimdienste 9/11 »orchestriert« hätten, dann wäre unser Glaubenssystem eben nicht im Kern beschädigt. Das Eingeständnis, dass nicht die Sonne um die Erde kreist, sondern vice versa, würde uns nicht vernichten.
Es wäre alles schlimm. Aber nur halb so schlimm.
Die Demokratie weiterhin lebendig, wenn auch nicht die amerikanische, der Glaube an die freie Marktwirtschaft weiterhin berechtigt, wenn auch nicht der Glaube an den amerikanischen Raubtierkapitalismus. Die Freiheit immer noch unser höchstes Gut. Wenn auch nicht die amerikanische Freiheit, die eben nicht dort endet, wo die des anderen beginnt.
Wer sich den unter den Kürzeln »Lihop« und »Mihop« versammelten Theorien, wahlweise also dem »Let it / Make it happen on purpose«, unter stillschweigender oder aktiver Beteiligung amerikanischer Regierungs- und Geheimdienstkreise, zumindest stellen will, dem hilft nur Aufrichtigkeit. Denn die nüchterne Bereitschaft, sich selbst nichts vorzumachen, ist die Voraussetzung für jede Aufklärung. »Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen«, diese Überzeugung verbindet Jesus und die CIA, aus deren Empfangsmarmorfußboden im Hauptquartier in Langley, Virginia, jeden Besucher diese gravierten Worte aus dem Johannes-Evangelium begrüßen. Wir sind uns also einig.
Versichern aber sicherheitshalber nochmals, ehe wir im Schweinsgalopp ans Eingemachte gehen: Wäre es so, wären Cheney, Rumsfeld, die CIA und die Bush-Familie involviert – dann schiene es zwar im ersten Moment, als verdienten sie für dieses ihr Verhalten einen Ehrenplatz auf dem elektrischen Stuhl, bei genauerer und gerechterer Betrachtung der zugrunde liegenden Motive jedoch wären sie nicht mehr ohne weiteres zu verdammen oder gar zur bestrafen, sondern – zu begnadigen.
Wie das?
So: Machen wir uns für einen Augenblick nichts vor, im Großen und Ganzen. Die Weltbevölkerung wächst und wächst weiter, und nur etwa zehn Prozent – nämlich wir Amerikaner und Europäer – verzehren frei nach dem heiteren Motto »Fleisch ist mein Gemüse« täglich zerhackte Lebewesen, die nicht nur zeitlebens erderwärmendes Methan furzen, sondern deren Aufzucht und Hege bis zu
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