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1190 - Die stählerne Spinne

Titel: 1190 - Die stählerne Spinne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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klingendes Geräusch wie von einer kleinen Glocke tönte durch den Leib des Raumboots. Im Hintergrund des Bewußtseins registrierte der Waffenmeister, daß er ein wenig fester auf den Beinen stand als bisher. Von der schimmernden Stange ging ein Schwerefeld aus, das sich der künstlichen Gravitation der LIZAMAR hinzuaddierte.
    Leo Dürk trat näher an die Bildfläche. Das schimmernde, metallene Rohr verriet nichts über seinen Daseinszweck. Es war von rundem, annähernd kreisförmigem Querschnitt; sein Durchmesser betrug zwanzig Meter. Die Oberfläche, an der die Space-Jet klebte, war glatt und fugenlos. „Worauf warten wir noch?" sagte Clifton Callamon. „Wir sollten versuchen, hier wieder fortzukommen."
    „Ich stelle mir das nicht allzu einfach vor", antwortete Leo Dürk. „Wer immer uns hierher bugsiert hat, wird uns nicht so einfach wieder ziehen lassen."
    „Ich pflichte dem bei", erklärte Fritz. „Das Traktorfeld ist verschwunden. An seine Stelle ist ein anderer Einfluß getreten, der das Fahrzeug an die Metallfläche der Stange bindet."
    Leo Dürks Unbehagen wuchs. Wenn Fritz von einem „anderen Einfluß" sprach, dann bedeutete das, daß er die Kraft, die davon ausging, nicht zu identifizieren vermochte.
    Callamon hatte eine Erwiderung auf der Zunge. Aber bevor er das erste Wort über die Lippen brachte, begann der Boden zu zittern. Es war ein deutlich spürbares Vibrieren, als führe irgendwo in nicht zu großer Ferne ein schweres Radfahrzeug vorbei. Das Phänomen dauerte vier Sekunden lang an. Dann war es wieder still.
    Wie auf Verabredung blickten die beiden Männer in die Richtung, aus der Fritz üblicherweise zu ihnen sprach. Die Frage brauchte nicht ausgesprochen zu werden. Der Computer wußte, was von ihm verlangt wurde. „Ich bin noch am Analysieren", mahnte er, als spüre er die Ungeduld seiner Zuhörer. „Die Schwingungen gingen von der Metallstange aus und teilten sich dem Fahrzeug mit. Sie kamen von oben..."
    Die Existenz eines künstlichen Schwerefelds machte es möglich, zwischen oben und unten zu unterscheiden, so willkürlich und für alle praktischen Zwecke wertlos eine solche Unterscheidung auch sein mochte. Die Überlagerung zweier Gravitationsfelder - des der LIZAMAR und jenes, das von der Metallstange ausging - resultierte in einem Vektor, der nicht genau senkrecht zum Boden der Kommandozentrale hin zeigte. Die Zentrale erschien geneigt, und der auf der Bildfläche sichtbare Teil der Stange schien schräg nach oben in die Lichtfülle zu führen.
    Eine Minute verging, während Callamon und Dürk mit wachsender Ungeduld auf das Ergebnis der Analyse warteten. Leo Dürk glaubte zu spüren, wie der Boden von neuem zu zittern begann. Aber der Effekt war so geringfügig, daß er sich ebensogut getäuscht haben konnte. Dies war indes nicht der Fall, wie Fritz ihn alsbald belehrte. „Ich weiß nicht, ob ihr es gemerkt habt", sagte die Computerstimme, „aber soeben kam die Reflexion der Schwingungen hier vorbei. Die Stange muß weiter abwärts irgendwo befestigt sein. An dieser Stelle wurden die Erschütterungen reflektiert.
    Sobald ich ermittelt habe, aus welchem Material die Stange besteht, kann ich die Schallgeschwindigkeit errechnen. Dann läßt sich bestimmen, wie weit der Ort der Befestigung von hier entfernt ist."
    Er hatte kaum zu Ende gesprochen, da begann das Zittern abermals.
    Fritz meldete sich, während die letzten Vibrationen allmählich verklangen. „Schlechte Nachrichten für euch", erklärte er. „Es nähert sich uns etwas. Es bewegt sich auf der Stange, die es offenbar als eine Art Schiene benützt."
    „Groß? Bewaffnet?" schnappte Clifton Callamon. „Das ist das Schlechte an der Nachricht", antwortete der Computer. „Über die Bewaffnung weiß ich nichts. Aber die LIZAMAR kann sich bequem viermal in dem Ding verstecken, wenn meine Berechnungen richtig sind."
    Leo Dürk begegnete Callamons Blick. „'Raus hier", sagte er.
     
    *
     
    Sie kletterten hinaus in die luftleere Helle. Clifton Callamon ließ sich so viel Zeit, daß der Waffenmeister um ein Haar wieder nervös geworden wäre. Als er schließlich unter dem Schleusenschott auftauchte, schob er eine kleine Schwebeplattform vor sich her, auf der ein Großteil der Waffentechnik untergebracht war, die Leo Dürk hatte an Bord bringen lassen.
    Sie hatten die Gravo-Paks aktiviert. Die geringfügige Schwerkraft, die von der metallenen Stange ausging, erschien ihnen unzuverlässig. „Was hast du mit dem Zeug vor?"

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