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Das Attentat

Das Attentat

Titel: Das Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    B einahe jeder Ort, und möge er noch so bescheiden sein, ist besser als die
Mordabteilung. Ich klopfte höflich an die Tür von Captain Parkers Büro und trat
ein.
    »Sieh
da, die Rückkehr des verlorenen Sohns!« Parker grinste mich hinter seinem
Schreibtisch sitzend an. »Wir werden das gemästete Kalb schlachten müssen.«
    »Wenn
Sie damit einen gewissen Lieutenant namens Hammond meinen«, sagte ich, »so
können Sie ihn von mir aus jederzeit abschlachten — Sie brauchen dazu keinen
besonderen Anlaß abzuwarten.«
    »Aber
es handelt sich um einen besonderen Anlaß«, beharrte er. »Die Rückkehr des
unorthodoxen Polizeibeamten Al Wheeler, des hellen Jungen, der zum Büro des Countysheriffs abgestellt wurde, bis ihn der Countysheriff wieder an die Mordabteilung zurückbefördert
hat. Willkommen daheim, Wheeler!«
    »Schön,
es ist beschissen, wieder zurück zu sein«, sagte ich. »Was gibt es Neues aus
diesem kahlen Fleck hinter Ihren Augenbrauen?«
    Parker
nahm einen Schnellhefter von seinem Schreibtisch und warf ihn mir zu. Ich fing
ihn ungeschickt auf.
    »Als
ich hörte, daß Sie zurückkommen, habe ich diesen Spezialfall für Sie
aufgehoben«, sagte er. »Es handelt sich um einen Mord, maßgeschneidert für Ihre
ganz besonderen Talente, Wheeler.«
    Ich
betrachtete mißtrauisch den Schnellhefter, ohne ihn zu öffnen. »Okay. Was
stimmt denn nicht daran?«
    »Eine
Kleinigkeit«, sagte er. »Wir haben die Leiche bis jetzt noch nicht gefunden.«
    »Dann
ist das Sache der Vermißtenabteilung — Sie brauchen
diese spezielle Kleinigkeit, um den Fall hier zu übernehmen.«
    »Ich
habe eine Ahnung, daß es sich bei der Sache um einen Mord handelt«, knurrte
Parker. »Und Sie haben auf meine Ahnungen zu hören, Wheeler, da Sie Lieutenant
und ich Captain bin — sonst sind Sie in nullkommanichts wieder Sergeant.«
    »Sie
haben eine natürliche Gabe, sich deutlich auszudrücken, Captain«, sagte ich
düster. »Es handelt sich also um einen Mord.«
    »Einen
acht Tage alten Mord«, sagte er heiter gestimmt. »Also fangen Sie am besten
gleich an.«
    »Acht
Tage alt?« wiederholte ich. »Das bedeutet, daß bereits jemand Ermittlungen
angestellt hat?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wer
zum Beispiel?«
    »Zum
Beispiel Ihr alter Freund Lieutenant Hammond«, sagte Parker freundlich. »Ich
weiß, wie eng ihr beiden befreundet seid — ich dachte, es wäre vielleicht ein
besonderer Anreiz für Sie, wenn Sie hören, daß Hammond sich mit der Sache befaßt und nichts als Nieten gezogen hat.«
    »Wenn
ich schon zurück bin«, sagte ich ehrlich, »kann ich ebensogut herumsitzen und nichts tun — genau wie Sie.«
    »Die
Tür ist hinter Ihnen, Wheeler«, sagte er kalt. »Machen Sie sie hinter sich zu,
wenn Sie hinausgehen — ich möchte Ihnen nicht gleich den ersten Tag, an dem Sie
wieder hier sind, dadurch verderben, daß ich Sie wegen Ungehorsam im Dienst
melde.«
    Ich
schloß die Tür leise hinter mir und nahm den Schnellhefter mit zur Klagemauer, zugleich
auch als Dienstzimmer der Kriminalbeamten bekannt. Zwei Burschen, die ich
kannte, befanden sich bereits dort: Lieutenant Hammond und Sergeant Bannister.
Zwischen uns dreien herrschte eine Art gegenseitiger Respekt — von der Art,
daß, wenn einer von uns plötzlich tot umgefallen wäre, keiner von den beiden
anderen in Gelächter ausgebrochen wäre. Jeder hätte bis zur Beerdigung
gewartet.
    Hammond
ist ein neugieriges Individuum, und ich war schon mal auf die Idee gekommen,
daß er seinen Kopf in dem Augenblick in ein Zimmer hereingesteckt haben mußte,
als jemand die Tür zuknallte, denn sein Gesicht hat nach wie vor ein solch
scharfes, spitzes Aussehen. Das Begrüßungsgrinsen war von derselben
Aufrichtigkeit wie das einer Bordellmutter, wenn ihr der Kunde — natürlich
hinterher — mitteilt, er sei knapp bei Kasse.
    »Wissen
Sie was?« sagte er mit seiner nasalen Stimme. »Ich habe gehört, Sheriff Lavers habe weniger etwas dagegen gehabt, daß er überall im
Büro Zigaretten geschnorrt hat, aber als er feststellte, daß seine Sekretärin
ihre Kaffeepause im Evaskostüm zu machen pflegte...«
    »Ja.«
Bannister nickte feierlich. »So etwas untergräbt den Ruf eines Sheriffbüros —
wenn sich eine Sekretärin nicht einmal leisten kann, sich Kleider zu kaufen!«
    »Wenn
ihr die Wahrheit hören wollt«, sagte ich, — »Parker hat den Sheriff angefleht,
mich wieder zu ihm zu schicken. Alles, was er in seinem Büro habe, sagte er,
sei ein Trio von

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