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1195 - Der Engelskerker

1195 - Der Engelskerker

Titel: 1195 - Der Engelskerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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meine Welt, die auch bald deine sein wird. Du wirst wieder die Welt erleben, aus der du gekommen bist. Du kannst dich in der gleichen Stadt bewegen, aber du wirst auch überrascht sein, wie stark sie sich verändert hat. Die Zeiten sind nicht stehen geblieben, und die Menschen haben sich entwickeln können. Trotz der Fremde wirst du es schaffen, dich zurechtzufinden. Und wenn nicht, wirst du jemand finden, der dir dabei hilft.«
    »Wer denn?«
    »Ich weiß es nicht genau und will dir auch keine falschen Hoffnungen machen, aber es könnte sein, dass du mit deinen Rufen tatsächlich Erfolg gehabt hast…«
    Zum ersten Mal sah ich es in ihren Augen aufschimmern. Ein Schauer rann über ihr Gesicht. »Ich werde die Engel zu Gesicht bekommen? Meine Hoffnung wird sich erfüllen?«
    »Es kann sein.«
    »Das ist gut.«
    »Kommst du mit mir?«
    Es war die wichtigste Frage, und es würde auch die wichtigste Antwort sein. Denn von ihr allein hing ab, wie sich das Leben in Zukunft gestaltete.
    Ich war enttäuscht, als sich Michaela von mir wegdrehte. Aber sie blieb nicht stehen, um in eine andere Richtung zu schauen, sondern vollendete ihre Drehung, bis sie wieder vor mir stand und dann nickte.
    »Du kommst mit?«, fragte ich sicherheitshalber.
    »Ja bitte…«
    Es war wie ein kleines Wunder, und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich wollte auch sehen, wie Dagmar Hansen und Harry Stahl sich verhielten und schaute in die entsprechende Richtung, um den Blick in das Lokal zu erhaschen.
    Es war mir nicht möglich. Oder nicht so klar, wie ich es mir gewünscht hätte.
    Ich sah die beiden schon, doch zwischen uns hatte sich eine neblige Wand geschoben. Sie verzerrte den Blick, auch wenn sie nicht absolut dicht war.
    Der nächste Blick galt den im Hintergrund lauernden Gestalten. Von irgendwoher drang farbiges Licht. Dunkle Rottöne bis hin zum Violetten drängten sich aus der Tiefe dieser Welt hervor und malten auch die hässlichen Fratzen der beiden im Hintergrund lauernden Monster an. Michaela hatte sie als Dämonen bezeichnet. Aus ihrer Sicht hatte sie Recht. Man konnte viele dieser Gestalten als Dämonen ansehen, auch wenn ich sie anders kannte.
    Aber das war jetzt zweitrangig. Ich wollte die junge Frau einfach aus dieser Hölle wegholen. Und es war eine Hölle, auch wenn ihr körperlich kein Leid angetan worden war. Doch ohne innere Wärme und Hoffnung zu leben, war ebenso schlimm.
    Ich reichte ihr meine Hand.
    Das Kreuz ließ ich stecken, da ich nicht wusste, wie sie darauf reagierte.
    Michaela senkte den Blick. Sie überlegte noch. Erst als sie mein geflüstertes »Bitte«, hörte, ging ein Ruck durch ihre Gestalt, und sie griff zu.
    Ihre Haut fühlte sich nicht kalt und nicht warm an. Sie kam mir neutral vor. Ich warf auch keinen letzten Blick auf die beiden Bewacher, ich wollte diese Dimension nur so schnell wie möglich verlassen.
    Hoffentlich war das Tor nicht geschlossen. Eine Entfernung war schlecht zu schätzen. Immerhin sah ich die Umrisse meiner beiden Freunde, und sie sahen mich bestimmt auch.
    Die jungen Frau blieb an meiner Seite. Sie hielt meine Hand sehr fest, als wollte sie mich nicht mehr loslassen.
    Wie ein Paar schritten wir auf den Ausgang zu und mussten noch einen Schritt gehen, dann stießen wir gegen das »Tor« - und erlebten keinen Widerstand.
    Die Welt ließ uns frei.
    »John - endlich!« Dagmars leicht schrill klingende Stimme empfing mich. Sie stand ebenfalls unter einem großen Druck und hatte mir die Daumen gedrückt.
    Ja, wir hatten es hinter uns. Es gab die Welt der Monster nicht mehr. Ich konnte wieder frei durchatmen, und das Gleiche passierte auch mit meinem Schützling. Ich führte sie am Tisch vorbei, sodass wir in die unmittelbare Nähe meiner Freundin gelangten.
    Dort ließ ich Michaela los und gab ihr Gelegenheit, sich umzuschauen.
    Genau das nutzte sie auch aus. Sie sah aus wie jemand, der tatsächlich nach langer Zeit eine bestimmte Welt und eine Fremde verlassen hatte, um sich in der neuen Umgebung umzuschauen.
    Sie staunte. Genau dieses Gefühl breitete sich auf ihrem gesamten Gesicht aus. Wir hörten sie atmen und auch leise stöhnen. Aber sie konnte nichts sagen, nicht, weil ihr die Zunge herausgeschnitten war - das war in der anderen Dimension gewesen -, sondern weil diese Umgebung völlig fremd für sie war.
    Wir ließen sie so lange in Ruhe, bis sie eine Frage stellte: »Wo bin ich hier?«
    »Im Engelskerker«, antwortete Dagmar.
    »Nein, nein… so sieht es nicht aus.

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