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1195 - Der Engelskerker

1195 - Der Engelskerker

Titel: 1195 - Der Engelskerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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reagierte. Der schmale Griff in die Tasche. Das ebenfalls schnelle Berühren, und dieser leichte Wärmestoß reichten für mich aus.
    Es war immer wieder ein Wunder für mich, auch wenn die anderen Welten nicht nur positive Überraschungen für mich bereithielten. Ich hätte mich gern nur auf Michaela konzentriert, was nicht möglich war, denn die im Hintergrund lauernden dämonischen Gestalten durfte ich nicht aus den Augen lassen.
    Sie blieben stumm. Ich hörte nichts. Es war, als wären sie von einer mächtigen Kraft zurückgehalten worden. Ich konnte nur hoffen, dass es so blieb und sie nicht den umgekehrten Weg nahmen.
    Neben Michaela blieb ich stehen. Sie hätte mich eigentlich bemerken und den Kopf drehen müssen, aber sie hatte ihre Haltung nicht verändert und schaute nach wie vor nur in eine bestimmte Richtung. Auf mich achtete sie dabei nicht.
    Jetzt sprach ich sie mit sanfter Stimme an. »Du hast mich gerufen, Michaela. Ich bin da.«
    Sie schwieg.
    Ich wollte nicht noch mal das Gleiche sagen und fasste sie deshalb an. Mit der Hand berührte ich ihren nackten Arm. Ich hatte noch immer leise Zweifel gehabt, die jedoch verschwanden, als ich ihre Haut unter meinen Fingern spürte.
    Sie war tatsächlich vorhanden. Sie war keine Halluzination, obwohl ich sie nicht unbedingt als einen Menschen aus Fleisch und Blut ansehen wollte. Aber es gab sie, und das war wichtig für mich. Nur bewegte sie sich selbst nicht. Und so ließ sie es geschehen, dass ich sie zu mir herumdrehte und ich in ihr Gesicht schauen konnte, das so wunderbar weich und fraulich war, trotz ihrer Jugend.
    Junge Frauen wie sie waren anderen Frauen zu den damaligen schlimmen und frauenverachtenden Zeiten oft ein Dorn im Auge gewesen. In der Schönheit sahen sie eine Rivalin, hatten auch Angst um die Treue ihrer Männer, und deshalb wurden Frauen wie Michaela oft provoziert und des Hexentums angeklagt.
    Erst jetzt erwachte sie. Sie nahm mich wahr. Sie öffnete die Augen weiter und schaute mich endlich an.
    »Ich bin jetzt da. Du hast mich gerufen. Ich habe deine Rufe ge- und erhört.«
    »Ja«, sagte sie. »Ich will nicht mehr bleiben. Ich will raus aus der Gefangenschaft. Sie haben mich nicht verwesen lassen. Ich sollte meine Schönheit behalten, und das ist auch geschehen. Aber um mich herum war nur Leere und Hoffnungslosigkeit. Keine Liebe mehr, kein Vertrauen, nur die Kälte. Es ist eine Welt ohne Gott gewesen. Ja, sie war ohne den Allmächtigen. Ich habe mich geirrt. Ich wäre am besten gestorben wie die anderen Menschen auch.«
    »Wer bist du?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht mehr, wer ich bin. Ich bin zwar noch ein Mensch und eine Frau, aber ansonsten bin ich nur gefangen. Ich kenne keine Zeit mehr. Ich habe mich immer danach gesehnt, so zu werden wie ein Engel. Ich liebe sie. Ich habe mich für sie eingesetzt, aber sie haben mir nicht geglaubt und mich in den Kerker geworfen, den sie Engelskerker nannten. Nach mir, weil ich eben so viel von ihnen gesprochen habe. Sie meinten, dass mir die Engel ja wohl zur Seite stehen würden. Doch das stimmte nicht. Es waren keine Engel. Es kamen andere. Die Feinde der Engel. Sie holten mich ab, und ich wehrte mich nicht. Ich habe die Engel verflucht, weil sie mir nicht halfen. Mein ganzer Glaube hat mir nichts genutzt, und so habe ich mich auf die andere Seite gestellt.«
    »Aber die Engel haben dich nicht vergessen«, flüsterte ich ihr zu. »Das weiß ich sehr genau. Sonst würde ich jetzt nicht vor dir stehen, Michaela.«
    Sie dachte einen Moment nach, dann sprach sie wieder. »Es ist so viel Zeit vergangen. Ich habe all die Jahre im Kerker verbracht. Und irgendwann kehrten meine Gedanken und Wünsche wieder zurück. Da habe ich dann an sie gedacht. Mir fiel wieder mein früheres Leben ein und auch all das, wofür ich lebte. Sie waren wieder da, und noch mal schöpfte ich Hoffnung. Ich habe nach ihnen geschrieen. Ich habe versucht, sie auf meine Seite zu ziehen, und ich hoffte stark, dass es mir auch gelang. Ich brauchte einen Boten, der meine Nachrichten weitergab, und den habe ich auch gefunden.«
    »Deshalb bin ich hier.«
    »Aber du bist kein Engel.«
    »Nein, aber ich habe den Ruf gehört. Du hast mich erreicht. Deine Stimme wurde durch andere verstärkt, und sie haben mich gebeten, dir zu helfen.«
    Sie nahm die Worte hin, dachte aber zugleich sehr intensiv darüber nach und fragte dann: »Was hast du vor mit mir?«
    »Ich werde dich wegbringen.«
    »Wohin?«
    »Ich nehme dich mit in

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