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1195 - Der Engelskerker

1195 - Der Engelskerker

Titel: 1195 - Der Engelskerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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etwas über sie erzählen willst?«
    »So ungefähr.«
    »Dann höre ich.«
    Clarissa Mignon griff nach ihrem Glas, dachte noch kurz nach und räusperte sich. »Sie ist älter als ich, und sie ist schon eine Frau. Aber sie ist wunderschön.«
    »Hast du sie gesehen?«
    Meine Besucherin hob beide Hände und zeigte mir die Innenflächen. »Nein und ja.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Nicht in der Wirklichkeit, John. Ich weiß, dass es Michaela gibt, und es geht ihr schlecht.«
    »Deshalb auch die Rufe nach Hilfe«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Und weshalb geht es ihr schlecht? Was ist mit ihr geschehen? Was hat man ihr angetan?«
    »Sie ist gefangen, John. Man hat sie eingekerkert. Sie leidet, und es ist grauenhaft. Sie will aus dem Kerker raus, aber sie kann es nicht. Deshalb auch ihre verzweifelten Schreie, die ich einfach nicht mehr hören kann.«
    Das war für mich verständlich, denn auch ich hatte die Schreie gehört. Ich blickte in Clarissas Gesicht und stellte fest, dass sie sehr intensiv bei der Sache war. Der ernste Ausdruck deutete darauf hin. Sie spielte mir nichts vor, sie litt wirklich, und ich stellte ihr die nächste Frage.
    »Jetzt bist du also zu mir gekommen, weil ich dir bei deinem Problem helfen soll?«
    »Ja, John, du musst Michaela befreien.«
    Ich runzelte die Stirn. »Hört sich leicht an. Dabei weiß ich nicht mal, wer sie ist und wo sie sich aufhält. Wie soll ich dann an sie herankommen?«
    - Das Mädchen rieb seine Hände gegeneinander, als würde es dort besonders frieren. »Wer sie genau ist, das weiß ich auch nicht. Aber ich hörte, dass sie zu uns zählt.«
    »Ist sie ein Engel? Oder ein Zwitterwesen?«
    »Das kann sein.«
    Ich winkte ab. »Gut, vergessen wir das mal und kommen wir zu anderen Dingen. Wo hält sich Michaela denn auf? Hier in der Nähe? Überhaupt in London?«
    »Nein. Man hat sie gefangen. Im Engelskerker. Ich weiß, dass er sich in einem anderen Land befindet.« Clarissa senkte die Stimme noch weiter, sodass nur noch ein Flüstern zu hören war. »Man muss über das Wasser, aber nicht über das große, denn sehr weit ist es nicht. Es ist Deutschland, Germany. In einer nicht sehr großen Stadt, aber in der Mitte, glaube ich.«
    »Den Namen kennst du sicherlich auch - oder?«
    Clarissa nickte, musste aber überlegen. Als sie knapp lächelte, da wusste ich, dass sie die Lösung hatte. »Die Stadt heißt Goslar. Ich weiß nicht, wo man sie finden kann, aber dort hält man sie gefangen. Da musst du hin.«
    Wusste ich Bescheid? Im ersten Moment nicht. Ich stellte mir die Karte des Landes vor. Clarissa hatte von der Mitte des Landes gesprochen, da dachte ich an eine Nahtstelle zwischen der ehemaligen DDR und dem Westen.
    »Okay, die werde ich schon finden.« Ich lächelte der Kleinen zuversichtlich zu. »Aber mich bedrängt eine andere Frage. Warum hilfst du ihr nicht? Kannst du Michaela nicht befreien?«
    Sie presste die Lippen zusammen, schaute zur Seite und schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht stark genug.«
    »Und was ist mit Raniel?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Elohim auch nicht?«
    »Nein.«
    Das konnte ich nicht glauben. Ich kannte die Kraft des Gerechten. Raniel war jemand, der sich so leicht von keinem Menschen ins Bockshorn jagen ließ. Ich merkte, wie ich innerlich etwas ärgerlich wurde, weil ich den Eindruck hatte, benutzt werden zu sollen, aber zugleich stellte ich fest, dass meine junge Besucherin noch etwas sagen wollte.
    »Wir sind nicht in der Lage. Sie… sie… wird bewacht. Schreckliche Wächter passen auf sie auf. Es müssen Dämonen sein. Sie sorgen dafür, dass niemand an sie herankommt.«
    »Aber ich soll es - oder?«
    »Du musst es versuchen, John. Du bist der Einzige. Du hast auch die Kraft. Du hast die Waffen.«
    »Da weißt du ja gut über mich Bescheid.«
    »Man hat es mir gesagt. Du bist uns eine sehr große Hilfe. Oder sollst sie sein.«
    Da hatte sie mich natürlich in eine Zwickmühle gebracht. Tatsächlich war es meine Aufgabe, die Mächte der Finsternis zu bekämpfen und alles, was damit zusammenhing. Das hatte ich getan. Das war mehr Berufung als Beruf. So hatte ich es stets gesehen, und so würde ich es auch weiterhin sehen.
    Hinzu kam, dass ich Hilferufe vernommen hatte. Die Gefangene selbst hatte Kontakt mit mir aufgenommen und möglicherweise das Kreuz als Verstärker benutzt. Also sah die andere Seite in mir die letzte Chance. Dass sich Raniel und Elohim dagegen sperrten, wunderte mich schon, und es wunderte mich auch, dass sie

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