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1195 - Der Engelskerker

1195 - Der Engelskerker

Titel: 1195 - Der Engelskerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lange nachzudenken, um zu der Überzeugung zu gelangen, dass sie eine Botschaft waren, die mir irgendjemand mitteilen wollte.
    Nur - wo steckte dieser Jemand? In meiner Wohnung? Nein, daran glaubte ich nicht. Wenn es diese Person tatsächlich gab, musste sie sich außerhalb meines Sichtkreises aufhalten und damit außerhalb der normalen Dimension.
    Schreie aus dem Unsichtbaren. Aus dem Nichts. Verzweifelte Hilferufe einer gepeinigten Kreatur, die sich - aus welchen Gründen auch immer - an mich wandte.
    Ich blieb nach wie vor auf meinem Platz sitzen und lauschte in die Stille hinein.
    Es blieb still. Ich hörte nichts. Kein Jammern, keine lauten Schreie. Nicht der verzweifelte Ruf nach Hilfe. Es war noch alles so weit entfernt geblieben, aber ich wusste genau, dass es mit meinem Feierabend vorbei war.
    Mein Kreuz hatte ich nach dem Duschen wieder umgehängt. Ohne den leichten Druck des Talismans auf meiner Brust fühlte ich mich unwohl, und jetzt fuhr ich mit meinen Fingerkuppen über das Metall hinweg, um zu fühlen, ob es sich erwärmt hatte.
    Nein, das war nicht der Fall.
    Und auch die Schreie in meinem Kopf wiederholten sich nicht. Es blieb alles normal.
    Ich stand langsam auf. Die mit Kaffee gefüllte Tasse ließ ich stehen. Mit nicht eben forschen Schritten betrat ich das Wohnzimmer, blieb an der Tür stehen und konnte von dort auch den kleinen Flur überblicken und ebenfalls einen Blick in das Schlafzimmer werfen, dessen Tür ich auch nicht geschlossen hatte.
    Da bewegte sich niemand. Ich war in meiner Wohnung allein und hatte trotzdem die Schreie gehört.
    Sonnenlicht und dunklere Stellen wechselten sich in den Räumen ab. Meine Augen bewegten sich, und ich konzentrierte mich wieder auf meinen Kopf.
    Keine Schreie. Nur ein leichter Druck lag noch hinter der Stirn. Eine Folge der vergangenen Nacht.
    Wer hatte mich da gerufen? Wem sollte ich helfen? Nichts anderes kam mir in den Sinn. Das musste jemand gewesen sein, der in der Klemme steckte und per Gedankenübertragung diese akustische Botschaft zu mir gebracht hatte.
    Für mich stand auch weiterhin fest, dass es sich um den Hilferuf einer Frau handelte. Je mehr ich darüber nachdachte, umso unruhiger wurde ich. Auf dem Rücken spürte ich das Kribbeln und merkte, dass ich immer nervöser wurde.
    Ich wünschte mir jetzt die Schreie herbei. Ich wollte, dass es wieder zu einer Veränderung kam, und die gab es auch. Allerdings anders, als ich sie mir vorgestellt hatte.
    Meine Türklingel schlug an.
    Damit hatte ich nicht gerechnet. Dass auch Geisterjäger zusammenschrecken können, dafür war ich der lebende Beweis. Der Schreck fuhr mir in die Glieder, und ich stand in den nächsten Sekunden wie erstarrt da.
    Das Klingeln konnte eine völlig harmlose Ursache haben. Wahrscheinlich traf das auch zu. Ich allerdings befand mich in einem sensibilisierten Zustand und reagierte zunächst mal nicht.
    Ich wartete darauf, dass sich das Klingeln wiederholte, und so war es auch.
    Meine Wohnung ist mit einer Gegensprechanlage ausgestattet, und die Tür mit einem Spion, durch den ich kurz schaute und niemand draußen vor der Tür sah.
    Das musste nichts bedeuten; denn der Besucher konnte sich auch versteckt haben.
    Als es zum dritten Mal geklingelt hatte, meldete ich mich und hörte die Stimme des Hausmeisters.
    »Ah, Mr. Sinclair, Sie sind ja doch da.«
    »Sicher.«
    »Gut, Sie haben Besuch.«
    »Ach, wer ist es denn?«
    Ich hörte den Hausmeister leise lachen. »Eine junge Dame möchte zu Ihnen. Nun ja, mehr ein Mädchen. Jemand zwischen Kind und Teenager, aber Ihr Name wurde erwähnt.«
    »Und wie heißt die Kleine?«
    Ich hörte, wie er nach ihrem Namen fragte. Eine leise Stimme gab ihm Antwort. Dann war wieder das Organ des Hausmeisters zu hören. »Sie heißt Clarissa Mignon, Mr. Sinclair…«
    »Lassen Sie sie hochkommen«, erwiderte ich mit tonloser Stimme…
    ***
    Mehr hatte ich auch nicht sagen können, denn ich war einfach zu perplex. Ich atmete tief durch, während durch meinen Kopf die Erinnerungen huschten.
    Natürlich kannte ich Clarissa Mignon. Sie war ein Templerkind, das ich nach Alet-les-Bains zu Abbé Bloch und seinen Templer-Brüdern hatte bringen sollen.
    Es war mir nicht gelungen. Wir waren nur soeben aus dem Heim herausgekommen, als eine andere Person eingegriffen hatte. Elohim, der Junge mit dem Jenseitsblick, hatte sie mir praktisch geraubt, und beide waren vor meinen Augen verschwunden.
    Ich hatte diesen Fall als Niederlage eingestuft, trotz der

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