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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Formulare ausfüllen und per FedEx nach Washington rauf-schicken. Aber es würde keine schlechte Presse geben, weil ein FBI-Agent einen Kidnapper am selben Tag erschossen hatte, an dem das Verbrechen begangen worden war.
    Wahrscheinlich würden bei den Ermittlungen Beweise da-für auftauchen, dass noch weitere Verbrechen dieser Art auf das Konto dieses Mistkerls gingen. Eine gründliche Hausdurchsuchung stand noch aus. Die Beamten waren im 33

    Haus bereits auf eine Digitalkamera gestoßen, und es wür-de niemanden überraschen, wenn sich herausstellte, dass dieser Irre auf seinem Dell-PC Aufzeichnungen früherer Verbrechen gespeichert hatte.
    Wenn dem so wäre, hätte Caruso mehr als einen Fall abgeschlossen. Und wenn dem wiederum so wäre, würde in Carusos FBI-Mappe bald ein fetter goldener Stern prangen.
    Als wie fett sich dieser Stern später wirklich herausstellte, konnten zu diesem Zeitpunkt weder Harding noch Caruso ahnen. Die Talentsucher würden auch auf Dominic Caruso aufmerksam werden.
    Und auf noch jemanden.

    34

Kapitel 1
Der Campus
    Das Städtchen West Odeon, Maryland (die Bezeichnung
    »Stadt« wäre übertrieben), bestand hauptsächlich aus einem Postamt – dem einzigen weit und breit –, ein paar Tankstellen und einem 7-Eleven. Hinzu kamen die üblichen Fastfood-Restaurants, wo sich Pendler auf der Fahrt von Columbia, Maryland, nach Washington D.C. mit einem fetthal-tigen Frühstück versorgen konnten. Außerdem gab es noch ein Bürogebäude: einen unauffälligen, neun Stockwerke hohen Bau, etwa 800 Meter von dem bescheidenen Postge-bäude entfernt. Auf dem weitläufigen Rasen davor stand ein kleiner Monolith aus grauem Backstein, der in silberfar-benen Buchstaben die Aufschrift HENDLEY ASSOCIATES
    trug. Wer oder was Hendley Associates war, blieb unklar.
    Auf dem Flachdach – einer geteerten Stahlbetondecke mit Kiesbelag – befanden sich der Maschinenraum der Auf-zugsanlage sowie ein weiterer rechteckiger Aufbau, dessen Funktion nicht zu erkennen war. Er bestand aus weißem Fiberglas, das Funkwellen durchließ. Das Gebäude selbst wies nur eine Besonderheit auf: Es war mit Ausnahme einiger alter Tabakspeicher, die jedoch kaum über 25 Meter 35

    hoch waren, das einzige Haus mit mehr als zwei Stockwer-ken, das auf der Sichtlinie zwischen dem Hauptquartier der National Security Agency in Fort Meade, Maryland, und dem der CIA in Langley, Virginia, lag. Es hatte noch weitere Bauvorhaben für Standorte auf dieser Sichtlinie gegeben, die jedoch sämtlich daran scheiterten, dass die Baugenehmigung aus dem einen oder anderen vorgeschobenen Grund verweigert wurde.
    Hinter dem Gebäude stand ein kleiner Antennenwald, wie man ihn von regionalen Fernsehsendern her kannte –
    ein halbes Dutzend Sechs-Meter-Parabolschüsseln, auf verschiedene kommerzielle Kommunikationssatelliten ausgerichtet und umgeben von einem vier Meter hohen Ma-schendrahtzaun, auf dessen oberem Rand Messerdraht gespannt war. Der gesamte Komplex – der eigentlich gar nicht so komplex war – nahm knapp sieben Hektar von Howard County in Maryland ein. Die Leute, die dort arbeiteten, nannten ihn den »Campus«. Nicht weit davon entfernt befand sich das Labor für angewandte Physik der Johns Hopkins University, eine Einrichtung, die seit langem mit allem gebotenen Feingefühl die sensible Aufgabe erfüll-te, beratend für die Regierung tätig zu sein.
    Für die Öffentlichkeit war Hendley Associates ein Bör-senhandelsunternehmen, das Aktien-, Anleihen- und Devisengeschäfte machte, dabei allerdings seltsamerweise kaum öffentlich in Erscheinung trat. Es schien keine Kunden zu haben, und auch über seine sonstigen Aktivitäten sickerte nichts Konkretes zu den Medien durch – das Unternehmen hatte nicht einmal eine PR-Abteilung. Gerüchteweise hieß es, Hendley Associates fördere im Stillen gemeinnützige Zwecke vor Ort, wobei als Hauptnutznießer dieser Wohltä-
    tigkeit die Johns Hopkins University School of Medicine genannt wurde. Unlauterer Machenschaften wurde das Unternehmen nicht verdächtigt – allerdings scheute der Direktor aufgrund seiner bewegten Vergangenheit jede Publicity und hatte sich ihr bei den seltenen Gelegenheiten, 36

    bei denen er ins Rampenlicht zu geraten drohte, mit ebenso viel Geschick wie Charme entzogen. Schließlich hörten die Lokalmedien auf, Fragen zu stellen.
    Hendleys Angestellte wohnten in der Umgebung, überwiegend in Columbia, zählten dem Lebensstandard nach zur gehobenen Mittelschicht und waren

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