Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
engagieren musste, um den Juden zu täuschen, konnten sie nicht wissen, wer und was er war. Yuriy hatte ihn gewarnt, es könne immer etwas geben, das man nicht wusste, andererseits könne aber auch übergroße Vorsicht einem zum Verhängnis werden, denn gerade daran würde jemand, der einen eher beiläufig beobachtete, womöglich erkennen, wer oder was man war. Professionelle Geheimagenten kannten Tricks, derer sich sonst niemand bediente – und wenn jemand scharf aufpasste, konnte er solche Tricks bemerken.
    Dieses Geschäft war wie ein großes Rad, das sich unablässig drehte und immer wieder in dieselbe Stellung zurückkehrte. Es stand nie still und wich nie von seinem gewohnten Lauf ab. Und er war nur ein Zahn an diesem Rad. Ob seine Funktion darin bestand, es anzutreiben oder zu bremsen, war etwas, das er nicht wirklich durchschaute.
    »Ach was.« Er schüttelte diesen Gedanken ab. Er war mehr als ein Zahn am Rad. Er war einer der Motoren. Vielleicht kein großer Motor, aber ein wichtiger. Vielleicht würde sich das große Rad auch ohne ihn weiter drehen, aber gewiss nicht mit derselben Schnelligkeit und Zuverlässigkeit. Und so Allah wollte, würde er es weiter in Bewegung halten, bis es seine Feinde, des Emirs Feinde und Allahs Feinde zermalmt hätte.
    Mohammed schickte seine Nachricht an Gadfly097 ab.
    Anschließend bestellte er sich Kaffee aufs Zimmer.
    584

    Rick Bell hatte dafür gesorgt, dass die Computer rund um die Uhr besetzt waren. Seltsam, dass man es beim Campus nicht von Anfang an so gehalten hatte, aber immerhin hatte man sich jetzt dazu entschlossen. Auch der Campus konnte noch dazulernen, ebenso wie alle anderen auch, unabhängig davon, auf welcher Seite sie standen. Im Augenblick hatte Tony Wills Dienst. Das Wissen, dass zwischen Mitteleuropa und der amerikanischen Ostküste ein Zeitunter-schied von sechs Stunden bestand, wirkte höchst motivie-rend auf ihn. Als guter Computerjockey hatte er die Nachricht von MoHa an Gadfly fünf Minuten nach ihrer Versen-dung heruntergeladen und umgehend an Jack weitergeleitet.
    Der Vorgang selbst nahm weniger Zeit in Anspruch als der bloße Gedanke daran. Jetzt wussten sie also, wer ihre Zielperson war und wo sie anzutreffen wäre. Sehr gut. Jack griff zum Telefon.
    »Schon wach?«, tönte es Brian aus dem Hörer entgegen.
    »Jetzt ja«, knurrte er zurück. »Was gibt’s denn?«
    »Komm mal schnell auf einen Kaffee rüber. Und bring Dom mit.«
    »Aye, aye, Sir.« Klick.
    »Ich hoffe für dich, dass du einen guten Grund hast, uns in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett zu trommeln«, sagte Dominic. Seine Augen sahen aus wie Pisslöcher im Schnee.
    »Wer sich am Morgen mit den Adlern in die Lüfte schwingen will, darf sich nachts nicht mit den Schweinen suhlen. Bleib mal locker. Ich habe Kaffee bestellt.«
    »Danke. Und, was gibt’s?«
    Jack ging zu seinem Notebook und deutete auf das Dis-play. Dominic und Brian beugten sich vor, um zu lesen.
    »Wer ist dieser Typ?«, fragte Dominic, während er grübel-te – Gadfly 097…?
    »Er ist ebenfalls gestern aus Wien hier angekommen.«

    585

    Etwa der von der anderen Straßenseite?, fragte sich Brian, und gleich darauf: Hat er mein Gesicht gesehen?
    »Okay, ich würde sagen, wir nehmen den Termin wahr.«
    Brian sah Dom an, der mit erhobenem Daumen seine Zustimmung signalisierte.
    Wenige Minuten später wurde der Kaffee gebracht. Jack schenkte ein. Leider war das Gebräu, wie sie übereinstim-mend feststellten, unangenehm körnig, von der Machart her türkisch, dabei aber wesentlich schlechter als das, was man bei den Türken vorgesetzt bekam. Immer noch besser als gar kein Kaffee. Sie sprachen nicht über die anstehende Aktion. Wohlweislich redeten sie nicht übers Geschäft, solange sie sich in einem Raum befanden, der nicht auf Wanzen kontrolliert worden war – wozu sie weder die nötige Fachkenntnis noch eine entsprechende Ausrüstung besa-
    ßen.
    Jack stürzte seinen Kaffee hinunter und ging unter die Dusche. Dort gab es eine rote Kette, die wohl für den Fall gedacht war, dass man einen Herzinfarkt bekam – so elend fühlte er sich jedoch nicht. Was Dominic anging, war Jack sich diesbezüglich nicht so sicher, denn sein Cousin sah aus wie Katzenkotze. In seinem Fall wirkte die Dusche jedoch Wunder, und als er nach einer Weile frisch abgerubbelt und rasiert wieder aus dem Bad kam, war sein Tatendrang vol-lends erwacht.
    »Am Essen ist hier ja wirklich nichts auszusetzen«, bemerkte er. »Aber der

Weitere Kostenlose Bücher