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12 - Im Auge des Tigers

12 - Im Auge des Tigers

Titel: 12 - Im Auge des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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checkte die Mails in seinem Computer. Mahmoud war ebenfalls in Rom
    – er war am Abend zuvor eingetroffen. Und ziemlich weit oben in 56MoHas Posteingang fand sich eine E-Mail von Gadfly097, der um ein Treffen bat. Mohammed dachte kurz nach und beschloss, seinen Humor wieder mal unter Beweis zu stellen.
    Mohammed antwortete: »Ristorante Giovanni, Piazza di Spagna. 13.30 Uhr. Lass Sorgfalt walten.« Damit meinte er, Mahmoud solle gut Acht geben, dass er nicht observiert wurde. Es gab zwar keinen konkreten Grund anzunehmen, dass bei dem Verlust von drei Agenten binnen kurzer Zeit etwas nicht mit rechten Dingen zugegangen war, aber Mohammed war im Geheimdienstgeschäft nicht 31 Jahre alt geworden, weil er naiv war. Er glaubte, die Fähigkeit zu besitzen, die Harmlosen von den Gefährlichen unterscheiden zu können. David Greengold war ihm vor sechs Wochen in die Falle gegangen, weil der Jude das Spiel des Unter-falscher-Flagge-Segelns nicht durchschaut hatte, und das hatte ihm den Hals gebrochen – beziehungsweise ihm ein Messer im Genick beschert, dachte Mohammed in der Erinnerung an den Moment mit einem hämischen Grinsen.
    Vielleicht sollte er in Zukunft das Messer doch wieder bei sich tragen, nur so, als Glücksbringer. Auch in seiner Branche glaubte man an Talismane. Möglicherweise hatte der Emir Recht gehabt.
    Den Mossad-Agenten umzubringen war ein unnötiges Risiko gewesen, da es ihnen Feinde machte. Und davon hatte die Organisation bereits genug – auch wenn diese Feinde nicht mal wussten, wer und was die Organisation überhaupt war. Für die Ungläubigen mussten sie ein Schatten bleiben… ein Schatten in einem dunklen Raum, unsichtbar und unbekannt. Der Mossad war unter Mohammeds Kollegen verhasst, vor allem deshalb, weil sie ihn fürchteten. Mit 582

    den Juden war nicht zu spaßen. Sie waren bösartig, und sie waren clever. Kein Mensch wusste je, über wie viele Informationen sie verfügten – Informationen, die womöglich arabische Verräter mit amerikanischem Geld für jüdische Zwecke gekauft hatten. Es gab keinerlei Anzeichen für einen Verräter in den Reihen der Organisation, aber Mohammed hatte die Worte des russischen KGB-Offiziers Yuriy noch gut in Erinnerung: Nur wem man vertraut, der kann einen verraten. Inzwischen bereute er, dass sie mit dem Russen so kurzen Prozess gemacht hatten. Er war ein erfahrener Agent gewesen, der im Laufe seiner Karriere hauptsächlich in Europa und Amerika zum Einsatz gekommen war, und vermutlich hätte er ihnen noch unzählige lehrreiche Geschichten erzählen können. Mohammed erinnerte sich noch sehr gut an die Gespräche mit ihm und daran, wie sehr ihn die enorme Erfahrung und das Urteils-vermögen des KGB-Offiziers beeindruckt hatten. Instinkt war gut und wichtig, konnte aber auch krankhafte Züge annehmen, wenn er zu ungehemmter Paranoia ausartete.
    Yuriy hatte mit beachtlicher Ausführlichkeit erklärt, wie man sich ein Urteil über Menschen bildete und wie man einen Profi von einem harmlosen Zivilisten unterschied.
    Dieser Mann hätte noch viel zu erzählen gehabt, wäre da nicht dieses Neun-Millimeter-Geschoss gewesen, das ihn viel zu früh in den Hinterkopf traf. Streng genommen war der Mord an ihm ein Verstoß gegen die Vorschriften des Propheten in puncto Gastfreundschaft gewesen. Wenn ein Mann dein Salz isst, und sei er auch ein Ungläubiger, genießt er den Schutz deines Hauses. Nun ja, es war der Emir gewesen, der gegen diese Vorschrift verstieß und sich anschließend etwas halbherzig damit rechtfertigte, der Russe sei Atheist gewesen und habe deshalb außerhalb des Gesetzes gestanden. Mohammed hatte dennoch einiges von dem Mann lernen können. Er verschlüsselte seine sämtlichen E-Mails mit dem besten Programm, das es auf dem Markt gab. Es war individuell auf seinen Computer zugeschnitten, sodass 583

    niemand außer ihm selbst die codierten Texte lesen konnte.
    Folglich war seine Korrespondenz absolut sicher. Er sah nicht wie ein Araber aus. Er klang nicht wie ein Araber. Er kleidete sich nicht wie ein Araber. In jedem Hotel, in dem er abstieg, achtete er darauf, in der Öffentlichkeit Alkohol zu trinken, denn in solchen Hotels wusste man, dass Muslime nicht tranken. All das gab ihm ein Gefühl völliger Sicherheit. Na gut, der Mossad wusste, dass jemand wie er dieses Schwein Greengold getötet hatte, aber Mohammed konnte sich nicht vorstellen, dass sie ein Foto von ihm besaßen.
    Wenn ihn also nicht gerade der Mann verraten hatte, den er

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