1201 - Die Windjäger
macht sich bei mir allerdings ein verdammt ungutes Gefühl breit.«
»Daran gewöhnt man sich.«
»In deinem Job.«
Suko lächelte nur.
»Stell dir mal vor, die Cannon hätte auch noch von mir einen Ausweis verlangt.«
»Hat sie aber nicht.«
»Du bist gut.«
»Reine Nervensache, Max.«
Die Ärztin legte die Handflächen gegeneinander und schüttelte den Kopf, während sie sich nach vorn beugte. »Ich frage mich auch jetzt noch, ob uns die Cannon den Bluff abge nommen hat.«
»Sieht ganz danach aus.«
»Okay, Suko. Wenn das tatsächlich so ist, dann muss auch dieser Professor Elax uns den Bluff abnehmen.«
»Klar.«
»Himmel, das sagst du so leicht dahin. Ich habe meine Zweifel, ob wir das schaffen.«
»Mach dir jetzt keinen Kopf, Max. Lass alles auf uns zukommen. So sind wir es gewohnt. John und ich reagieren immer nach den Gegebenheiten, das ist es.«
»Ihr vielleicht. Ich bin jemand, der doch eine gewisse Planungssicherheit haben möchte.«
»Ist das Leben denn zu planen?«
Max schüttelte den Kopf.
»Leider nicht, teilweise. Vielleicht ist das auch gut so. Was wäre ein Leben ohne Überraschungen?«
»Genau.«
Die Tierärztin stand wieder auf.
»Im Prinzip gebe ich dir ja Recht, Suko. Überraschungen sind das Salz in der Suppe, aber man muss auch Acht geben, die Suppe nicht zu versalzen.«
Sie philosophierten nicht mehr weiter, weil sich hinter der Glastür wieder die Gestalt der Wissenschaftlerin abzeichnete.
Als sie in den Wartebereich trat, war an ihrem Gesicht nicht abzulesen, was sie dachte.
»Haben Sie den Professor erreicht?«, fragte Suko.
»Ja.«
»Und was sagt er?«
»Sie haben Glück, sehr großes Glück. Professor Elax ist bereit, Sie zu empfangen.«
»Danke.«
»Kommen Sie!«
Dr. Cannon ging vor. Suko und Maxine blieben hinter ihr.
Der Inspektor warf der Tierärztin einen triumphierenden Blick zu, den Maxine so nicht erwiderte.
Sie hatte unter starkem Herzklopfen zu leiden, weil sie einfach davon ausging, dass das Leben nicht immer so glatt verlief wie in der letzten halben Stunde…
***
So heftig hatte Rosys kleines Herz noch nie geschlagen. Und sie hatte sich auch noch nie zuvor in einer derartigen Situation befunden, an die sie sich noch immer nicht gewöhnt hatte.
Sie war allein, sehr allein. Sie lag eingeklemmt zwischen den beiden Sitzreihen in einem Auto, und über ihr lag glücklicherweise eine Decke, die sie vor der Kälte schützte, die in den Wagen eindrang.
Auf der Herfahrt hatte sie das alles noch als Abenteuer angesehen. Spätestens als sie auf das Gelände gefahren waren, hatte sie es mit der Angst zu tun bekommen. Genau diese Angst war mit fortschreitender Zeit immer mehr gewachsen, denn Rosy hatte ihr auch einen Namen gegeben.
Babur!
Sie konnte den brutalen Verbrecher nicht vergessen. Der Anblick wollte ihr nicht aus dem Kopf. Immer wieder sah sie ihn in der Küche vor sich, und sie sah auch seine Waffe mit dem Schalldämpfer. Er hätte sie eiskalt erschossen, einfach so.
Eine Kugel durch den Kopf, und das bei einem Kind.
Sie hatte Glück gehabt, aber Rosy glaubte nicht daran, dass ihr Glück für immer anhalten würde. Sie bereute es auch, mitgefahren zu sein. Es wäre vielleicht besser gewesen, in der Stadt zu bleiben, aber das ließ sich jetzt nicht mehr ändern.
Sie war gefangen.
Die Zeit unter der Decke wurde Rosy verdammt lang. Sie hatte sich aus Angst auch nicht bewegt. Wenn jemand einen Blick durch die Scheiben geworfen hätte, wäre er misstrauisch geworden, und das hätte alles verderben können.
Aber sie konnte nicht immer in der gleichen Haltung bleiben.
Sie musste sich bewegen, und sie wollte etwas sehen und auch hören.
Sie schob die Decke vorsichtig zur Seite. Der raue Stoff rutschte über ihren Kopf hinweg und an ihrem Gesicht entlang nach unten. Allmählich wurde die Sicht frei, und Rosy schaffte es auch, normal zu atmen. Die Luft war ohne den Filter der Decke besser.
Sie hatte sich in die Mitte des Fahrzeugs gehockt. Jetzt drückte sie sich zurück und brachte es auch fertig, die Beine auszustrecken. Die Gelenke schmerzten ihr vom langen, unbequemen Sitzen, aber es tat gut, sie jetzt zu spannen.
Einige Male zog sie die Beine an und streckte sie wieder aus.
Es klappte immer besser, und die Beweglichkeit gab ihr auch neuen Mut. Nur das Alleinsein passte ihr nicht. Sie fühlte sich von aller Welt verlassen.
Wie lange waren Suko und Maxine schon fort?
Rosy konnte es nicht sagen. Sie hatte auch nicht auf die Uhr geschaut,
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