1201 - Die Windjäger
von dem Knebel erlöste.
Wenig später hatte ich ihn ebenfalls ausgeschaltet und konnte jetzt beruhigter sein.
Carlotta hatte stumm zugeschaut. Als ich mich aufrichtete, zwang sie sich zu einem Lächeln. »Wärst du nicht gewesen, hätten sie mich gehabt.«
»So einfach ist das nicht.«
»Und wie geht es jetzt weiter?«
»Hast du alles gehört?«
Sie nickte.
»Gut. Wir müssen die Augen offen halten. Acht Wärter sind unterwegs. Sie suchen das Gelände ab. Einen kleinen Vorsprung haben wir, denn die beiden hier können vorerst keine Meldungen abgeben. Ob sie damit rechnen, dass wir zum Institut oder zur Firma wollen, weiß ich nicht. Jedenfalls dürfen wir uns keinen Fehler erlauben.«
»Sollen wir nicht doch fliegen?«
Der Vorschlag war nicht schlecht. Jedenfalls kamen wir schneller voran. Wenn wir uns dicht oberhalb der Bäume hielten und gewisse Lücken zwischen ihnen ausnutzten, könnte das durchaus klappen.
»Es ist dir hier nicht zu eng?«
»Nein, John.«
»Okay, dann können wir einen Versuch starten. Aber denke immer daran, dass die Männer mit Gewehren bewaffnet sind. Und auch mit Revolvern.«
»Sie töten mich nicht, John. Sie wollen mich zurückhaben. Um dich habe ich mehr Angst.«
»Ich werde es schon schaffen.«
Wir schauten uns an, weil zwischen uns eine Schweigepause entstanden war. Der Blick in die Augen der jeweils anderen Person bewies uns, dass wir uns gegenseitiges Vertrauen schenkten. Wir konnten uns aufeinander verlassen.
»Schicksalsge meinschaft?«, fragte Carlotta.
»Da stimme ich voll zu!«
»Hand drauf!«
Ich tat ihr den Gefallen.
Dann drehte sie mir den Rücken zu. »Du kennst dich ja mittlerweile aus, John.«
Wieder zweifelte ich, ob sie mein Gewicht überhaupt tragen konnte, aber warum sollte sie jetzt weniger Kraft haben als beim ersten Mal? Ich ließ mich nach vorn sinken, und schon bald berührte ich mit meiner Vorderseite ihren Körper.
Sie sackte etwas in die Knie ein. Wenig später erlebte ich den Gegendruck. Zugleich bewegten sich rechts und links neben mir die Flügel.
Und dann ging es hoch.
Beim ersten Mal war alles glatt gegangen. Ich konnte nur hoffen, dass uns das Schicksal auch diesmal zur Seite stand…
***
Mit dem Auftritt einer Frau hatten weder Maxine Wells noch Suko gerechnet. Sie waren beide verblüfft.
Shirley Cannon wirkte sehr selbstsicher, wenn nicht sogar etwas hochmütig. Das mochte an ihren hochgezogenen Augenbrauen liegen, und sie ließ sich auch Zeit, denn sie wollte, dass die Besucher antworteten.
Suko übernahm das Wort. »Nichts gegen Sie, Doktor, aber eigentlich haben wir den Professor erwartet.«
»Es tut mir wirklich leid, aber Professor Elax ist sehr beschäftigt. Sie müssen schon mit mir vorlieb nehmen.«
»Das wollen wir aber nicht«, erklärte Maxine.
Ein spöttischer Blick traf sie. »Pardon, aber das hier ist ein privates Gelände. Ich denke nicht, dass Sie hier etwas zu sagen haben. Es sei denn, sie erscheinen hier mit einem richterlich abgesegneten Durchsuchungsbefehl, aber den haben Sie wohl nicht - oder?« Nach dem letzten Wort reckte sie ihr Kinn vor.
»Nein, den haben wir nicht«, erklärte Suko.
»Aber Sie sind Polizisten?«
»Ja.«
»Einen Ausweis haben Sie auch?«
Suko war verpflichtet, ihn zu zeigen. Er hoffte nur, dass Shirley Cannon nicht auch den seiner Begleiterin verlangte.
Gelassen zog Suko das Dokument hervor und reichte es der Frau.
Sie trat damit in ein etwas besseres Licht und schaute sich das Dokument genau an, bis sie es Suko kommentarlos zurückgab.
»Möchten Sie meinen Ausweis auch sehen?«, erkundigte sich Maxine. Sie ging mit dem Bluff aufs Ganze.
»Nein, danke. Aber ich würde gern wissen, was mir die Ehre Ihres Besuches verschafft.«
»Das wollten wir mit dem Professor bereden.«
»Sie müssen mit mir vorlieb nehmen!« Die Cannon blieb hart. »Dabei fällt mir ein, dass ich Ihren Namen nicht weiß, Madam.«
Suko war schneller. »Meine Kollegin heißt Glenda Perkins.«
Maxine zeigte keine Reaktion nach dieser Notlüge. Sie konnte sich denken, warum Suko nicht den richtigen Namen genannt hatte. Es war durchaus möglich, dass er dem Professor und auch seiner Assistentin, denn als nichts anderes musste man Shirley Cannon ansehen, bekannt war.
»Okay. Da jetzt alle Unklarheiten beseitigt sind, kommen wir wieder auf den Grund Ihres Besuchs zu sprechen. Die Polizei dazu noch Scotland Yard - ist ja nicht erschienen, um eine High-Tech-Firma zu besichtigen.«
»Das nicht«, sagte
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