1201 - Die Windjäger
Elax drehte den Kopf so, dass er Maxine anschauen konnte. Sie empfand den Blick seiner kalten, dunkelblauen Augen schon mehr als unangenehm und wäre ihm am liebsten ausgewichen, aber sie hielt seinem Blick trotz allem stand.
»Sie stehen auch zu der Geschichte, Mrs. Perkins?«
»Unbedingt.«
»Dann sind auch Sie eine Lügnerin.«
Max schrak zusammen. Aber sie zeigte es nicht.
»Bitte, ich möchte nicht, dass Sie so von mir reden, und werde deshalb…«
»Sie werden gar nichts, Mrs…«, er lächelte widerlich und auch wissend, »Perkins. Oder sollten Sie -«, Elax drückte die Spitze seines rechten Zeigefingers gegen sein Kinn, »- gar nicht Glenda Perkins heißen, Madam?«
Max erschrak noch einmal. »Wie kommen Sie darauf?«
»Ganz einfach. Ich sehe es Ihnen an. Ich bin der perfekte Rater. Ich kann erkennen, wenn man mich belügt, Mrs. Maxine Wells!«
Die letzten beiden Worte hatte er mit einer süffisanten Genugtuung ausgesprochen.
Die Tierärztin fühlte sich plötzlich wie in einer Eissäule sitzend und war nicht in der Lage, ein Wort zu sagen.
Auch Suko schwieg. Er war ebenso überrascht gewesen wie seine Begleiterin, doch er hatte seine Überraschung besser verbergen können und zeigte keine Reaktion nach außen hin.
Innerlich schrillten längst sämtliche Alarmglocken, und für ihn stand fest, dass sie in einer Falle steckten. Dieser Mensch wusste verdammt gut Bescheid. Woher nur?
Es kam eigentlich nur eine Person in Betracht. Das war seine Assistentin. Die jedoch gab keine Antwort. Sie saß nach wie vor auf der Schreibtischkante und zeigte nicht nur einen spöttischen Gesichtsausdruck, sondern auch viel Bein.
»Sie sagen nichts, meine Herrschaften? Was ist mit Ihnen? Hat es Ihnen die Sprache verschlagen?«
Maxine konnte nicht anders. Sie musste jetzt das Wort übernehmen. »Woher kennen Sie meinen richtigen Namen?«
Der Professor musste lachen. »Nicht nur den kenne ich, Mrs. Wells. Ich weiß sogar, dass Sie dem Beruf der Tierärztin nachgehen. Ist das nicht ein kleines Wunder für Sie?«
Maxine war nicht in der Lage, eine Antwort zu geben.
»Nun ja, ich sehe, dass ich Sie überrascht habe. Ich mag es nicht, wenn man bei mir mit verdeckten Karten spielt. Da werde ich verdammt sauer. Sie müssen das verstehen. Ich forsche auf einem Gebiet, auf dem ich ein ASS bin. Und die Konkurrenz lässt sich immer viel einfallen, um an meine Ergebnisse heranzukommen. Sogar mit falschen Zeugen, mit falschen Angaben und…«
»Moment mal!«, mischte sich Suko ein. »Es stimmt. Mrs. Wells ist nicht meine Kollegin. Aber Dr. Cannon hat nur einen Ausweis verlangt, und zwar meinen. Nicht den von Mrs. Wells. Wenn Sie die Dinge so sehen, liegen wir nicht mehr weit auseinander. Wir haben also nicht bewusst gelogen.«
»Ja«, sagte der Professor, »so kann man es auch sehen. Aber ich bin ein misstrauischer Mensch. Ich gebe auch zu, dass mir ein Fehler passiert ist, selbst ich bin nicht perfekt, aber ich hasse es, wenn man mich hinters Licht führen will. Das kann ich nicht vertragen. Ich glaube Ihnen die Geschichte mit dem Mörder einfach nicht. Sie sind aus einem anderen Grund gekommen.«
Suko und Maxine wussten, dass die Karten für sie schlecht verteilt waren. Nur dachte der Inspektor nicht daran, bestimmte Dinge zuzugeben, er versuchte, das »Genie« aus dem Konzept zu bringen.
»Sorry, aber wir sind nicht von der Konkurrenz hergeschickt worden, um zu spionieren. So einfach lassen sich Polizisten nun wirklich nicht kaufen.«
»Das habe ich auch nicht behauptet. Für mich gibt es einen anderen Grund.«
»Dürfen wir ihn erfahren?«
»Klar, deshalb sind Sie doch hier. Sie werden sogar noch vieles zu Gesicht bekommen, wovon andere nur träumen können. Ich denke, dass sie eine bestimmte Person getroffen haben.«
»Welche denn?«
»Sie heißt Carlotta!«
Maxine und Suko schwiegen.
Elax leckte wieder über seine Lippen. »Ja, Carlotta. Das Mädchen, das man als Wunder bezeichnen kann. Als mein Wunder. Als meinen Windjäger. Ich habe es so erschaffen. Ich bin ihr Erbauer, wenn Sie so wollen. Carlotta ist mein Geschöpf. Sie kann der Prototyp einer neuen Generation von genmanipulierten Lebewesen werden, aber leider ist sie mir zu früh entkommen. Carlotta war noch nicht reif für die Welt, verstehen Sie. Aus diesem Grunde musste ich sie mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zurückbekommen. Das musste auch Ihnen klar sein, wenn Sie sich mal in meine Lage versetzen. Ich brauchte Carlotta zurück, und
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