1202 - Sturz durch die Zeit
Mentales Gelächter klang in ihm auf. War da nicht eine Stimme, die ihn verhöhnte? Ein Film? Wieso ein Film?
Der Bursche versucht, dich zu verwirren, erkannte Rhodan. Er verfolgt eine bestimmte Taktik, mit der er irgendetwas erreichen will. Aber was? Was ist sein Plan? Was will er von dir? Du musst herausfinden, was er beabsichtigt, damit du seinen Plan durchkreuzen kannst. Abermals vernahm er das Gelächter Kazzenkatts, dann begann sich die Blase aus Formenergie plötzlich um ihn zu drehen. Die Bilder verschwammen. Rhodan versuchte, irgendwo Halt zu finden. Das Gelächter des Sarlengorts verstärkte sich, und ein Gefühl der Schwerelosigkeit stellte sich ein. Rhodan glaubte zu schweben. Vor seinen Augen wurde es dunkel. Und dann war mit einemmal alles ganz anders als erwartet.
Er spürte festen Boden unter den Füßen. Laub raschelte, und fremdartige Gerüche drangen ihm in die Nase. Die Rufe von zahllosen Tieren erfüllten die Nacht. Rhodan blickte durch lichtes Laub zum Himmel empor. Das Licht von drei kleinen Monden fiel durch rasch vorbeiziehende Wolken auf ihn herab. Lange, röhrenförmige Flugtiere flatterten über ihn hinweg.
Er schaltete das Funkgerät ein, das mit dem Chronometer kombiniert war, und rief die BASIS. Wiederum klang das höhnische Gelächter Kazzenkatts in ihm auf. Doch er ließ sich nicht beirren. Er wusste, was der Träumer ihm mit diesem Lachen zu verstehen geben wollte. Für wie dumm hältst du mich eigentlich?
Die BASIS meldete sich nicht. Das hatte der Terraner auch nicht erwartet. Natürlich entführte Kazzenkatt ihn nicht, um ihm gleich anschließend die Möglichkeit zu geben, die BASIS zu verständigen. Dennoch durfte er keinen Versuch auslassen, sich zu befreien.
Geduldig setzte er seine Notrufe etwa eine halbe Stunde lang fort, dann schaltete er das Funkgerät aus und sah sich um. Er befand sich mitten in der Wildnis. Nirgendwo war ein Lichtschimmer über dem Land zu erkennen, de- auf bewohntes Gebiet hingewiesen hätte. Durch tiefes Gras ging er zu einem Hügel hinauf, von dem aus er hoffte, eine bessere Aussicht zu haben. Äste brachen in seiner Nähe unter den Füßen eines offenbar großen Wesens, und der Boden erzitterte unter ihm. Unwillkürlich griff er zur Hüfte. Doch seine Hand fuhr ins Leere. Er hatte keine Waffe bei sich. Erschrocken ließ er sich in die Hocke sinken und horchte. Er vernahm das Schnauben und Keuchen eines Tieres, das witternd in seiner Nähe verharrte und dann langsam weiterzog. Rhodan erhob sich und ging vorsichtig weiter. Vergeblich suchte er nach einem Versteck, in das er sich bis zum Tagesanbruch zurückziehen konnte.
Einige Meter von ihm entfernt blitzte es auf. Ein Feuer brannte mit kleiner, grünlicher Flamme ab. In seinem Widerschein glaubte der Terraner einen Totenschädel zu sehen, der den von der Flamme aufsteigenden Rauch einatmete. Bevor er irgendetwas sagen konnte, war die Erscheinung wieder verschwunden. Rhodan wartete, wobei er sich immer wieder um sich selbst drehte, um sich nach allen Richtungen hin abzusichern. Erneut fragte er sich, was Kazzenkatt beabsichtigte. Wollte er ihn doch umbringen? Hatte er ihn auf diese Welt gebracht, um ihn in der Wildnis von irgendeinem Tier zerreißen zu lassen? Bestimmt nicht! dachte Rhodan. Ein Wesen wie Kazzenkatt überlässt nichts dem Zufall. 'Will er mich auf diesem Planeten isolieren? Soll ich den Rest meines Lebens in dieser Wildnis verbringen? Auch das kommt nicht in Frage.
Kazzenkatt ist alles andere als ein barmherziges Geschöpf, das davor zurückschreckt, mich umzubringen. Die Stunden vergingen, ohne dass etwas geschah. Einige Male kam das Knurren und Brüllen großer Tiere bedrohlich nahe,. doch keines der Tiere griff Rhodan an. Blassrot ging die Sonne auf, und Nebel stieg durch das Laub bis über die Baumkronen auf. Etwa dreißig Meter von dem Terraner entfernt erschien eine menschliche Gestalt zwischen den Büschen. Obwohl sie von Nebel umhüllt wurde, erkannte Rhodan dass sie eine violette Haut hatte.
Der Totenschädel! durchfuhr es ihn. Er sah, dass er sich in der Nacht nicht geirrt hatte. Das Wesen hatte in der Tat einen knöchernen Schädel, wie er zu einem lebenden Geschöpf nicht zu passen schien. Eine faltenreiche, ungemein dünne Haut überspannte ihn. Rhodan hob grüßend einen Arm, doch im gleichen Moment wurde der Nebel dichter, und er konnte den Fremden nicht mehr sehen, der nur etwa anderthalb Meter groß und bis auf einen Gurt und einen kurzen Rock unbekleidet
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