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1204 - Der Häuter

1204 - Der Häuter

Titel: 1204 - Der Häuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Ich habe Ihnen befohlen, die Sense wegzuwerfen. Verdammt noch mal, ich will, dass das endlich passiert!«
    »Ja, ja, schon gut, alter Mann. Mach ich - mach ich doch glatt!« Wieder musste er kichern. Er senkte dabei den Kopf und warf der Waffe einen bedauernden Blick nach, als er sie schließlich aus den Händen gab.
    Die Sense blieb auf dem Boden liegen, und der Steinmetz trat sie sogar freiwillig zur Seite. Die Arme hielt er angewinkelt, die Hände befanden sich ungefähr in Brusthöhe.
    »Ist das okay?«, höhnte er meinem Vater entgegen. »Sind Sie zufrieden?«
    »Bis jetzt noch!«
    »Was soll ich tun?«
    »Knien Sie sich hin. Danach legen Sie sich auf den Bauch und verschränken die Hände hinter dem Kopf. Dann sehen wir weiter.«
    »Du kennst die Regeln, wie?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Bist du auch ein Bulle? Ein alter Bulle?«
    »Reden Sie nicht, auf die Knie!«
    Ich war nur froh, dass mein Vater die Initiative übernommen hatte, so konnte ich mich mehr um mich selbst kümmern. Ich stellte erst jetzt fest, dass ich an der rechten Kopfseite blutete, und auch mein Ohr hatte etwas abbekommen. Aber da musste ich durch. Es war eine Lappalie gegen das, was mir bevorgestanden hätte. Mein Vater war tatsächlich im letzten Moment als Lebensretter aufgetaucht, sonst hätte ich hier schon in meinem Blut gelegen.
    Der Killer hatte sich zwar von mir weggedreht, ich sah aber sein rechtes Profil. Da fiel mir die hochgebogene Nase besonders auf.
    Er kniete jetzt.
    Aber er grinste noch.
    Was gab es da zu grinsen, wenn jemand von einer Waffe bedroht wurde? Eigentlich nichts. Es sei denn, der Bedrohte hatte noch einen Trumpf in der Hinterhand, von dem der Andere mit der Waffe nichts ahnte. Das schoss mir durch den Kopf, und ich hätte schon längst darauf kommen können, wäre ich durch die Schmerzen nicht zu stark abgelenkt worden.
    Irgendwas war hier nicht in Ordnung.
    Die fragende Stimme des Killers unterbrach meine Gedanken.
    »Bist du zufrieden, alter Mann?«
    »Noch nicht, Killer. Ich will, dass du deine Hände hinter dem Kopf zusammenlegst.«
    Navis lachte plötzlich.
    Genau dieses Lachen sorgte bei mir für Alarm. Er hatte noch eine Waffe! Meine Beretta steckte in der Brusttasche des Overalls.
    »Achtung, Dad, er ist bewaffnet!«
    Ich hatte die Warnung keine Sekunde zu früh gerufen, denn Ben Navis setzte alles auf eine Karte. Die rechte Hand des Killers stieß in die Tasche hinein, und ich musste zugeben, dass er sich verdammt schnell bewegte.
    Es fiel ein Schuss!
    Nicht aus einer Pistole. Mein Vater hatte abgedrückt, und ich kannte diesen Klang des Gewehrs. Wie gesagt, er konnte schießen, und auch diesmal schoss er nicht vorbei.
    Es gelang Ben Navis nicht mehr, an meine Beretta heranzukommen. Die Kugel war einfach zu schnell. Sie traf ihn irgendwo in der Brust, und die Wucht schleuderte ihn auf den Rücken. Beide Hände zuckten dabei in die Höhe, aber keine von ihnen schaffte es noch, die Waffe aus der Tasche zu reißen.
    Er blieb auf der Stelle liegen. Aus meiner Position erkannte ich den Blutfleck auf der rechten Seite des Overalls, und ich war erstaunt darüber, wie rasch sich mein Vater noch bewegen konnte. Wie ein junger Bursche sprang er auf den Killer zu, blieb neben ihm stehen und drückte ihm die Gewehrmündung gegen den Hals.
    »Das war's«, flüsterte er.
    Navis sagte nichts. Er lag da wie ein alter Käfer. Mit der Gewehrmündung schob mein Vater die in der Tasche steckende Beretta so weit in die Höhe, dass sie aus der Tasche hervorrutschte und am Körper des Liegenden entlangglitt, zu Boden fiel und von meinem Vater einen Tritt bekam, damit sie in meiner Nähe liegen blieb. Ich brauchte nur die Hand auszustrecken, um sie an mich zu nehmen.
    »Danke, Dad«, sagte ich.
    »Hör auf, Junge. Nur eines noch. Man sollte seinen Gegner nicht unterschätzen.«
    »Ja, ich weiß.«
    Noch verdammt schlapp, aber mit der Gewissheit, gerettet zu sein, stand ich auf, taumelte wie ein Betrunkener und merkte, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte, denn der Schwindel war verdammt schlimm.
    Vor mir schien die Welt zu kreisen, und ich musste wieder in die Knie. Erst dann ging es mir besser. Zu dem dumpfen Gefühl im Kopf gesellten sich noch die Nachwirkungen des Schocks.
    Ich fluchte vor mich hin, während mein Vater mit einer Hand in die Tasche griff und ein klobiges Handy hervorholte.
    »Ich denke, das brauchen wir jetzt.«
    »Ja!«, stöhnte ich. »Ruf Terrence Bull an. Er soll auch die Sonderkommission

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