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1204 - Der Häuter

1204 - Der Häuter

Titel: 1204 - Der Häuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Art und Weise. Darin bin ich gut, perfekt. Ich hatte einen alten Bauern als Lehrmeister, und ich bin sein bester Schüler gewesen. Darauf kannst du dich verlassen. Und noch etwas, Sinclair. Du hast mich geärgert. Verdammt geärgert sogar. Ich hasse es, wenn sich einer über mich stellt. Du kannst meinetwegen schreien, wenn ich den ersten Schnitt führe. Es wird dich niemand hören. Ich habe mich entschlossen, es dir nicht so leicht zu machen. Und noch etwas muss ich dir zu meiner Sense sagen. Ich habe sie von zwei Seiten perfekt geschliffen. Innen und außen. Ich kann dich killen wie ich will, und ich werde die Außenseite über deinen Körper ziehen.«
    Es machte ihm Spaß, mir dies zu sagen. Er wollte die Angst in mir hochkochen lassen, und verdammt noch mal, ich hatte Angst. Ich hatte sogar Todesangst. Ich war kein Superheld, ich war ein Mensch. Auch wenn es mich drängte, etwas zu sagen, ich hätte es in diesem Augenblick nicht geschafft, denn etwas drückte meine Kehle mit brutaler Macht zu. Das sah er. Er sah auch den Schweiß auf meiner Stirn. Er hörte die hektischen Atemzüge. Er kicherte wie ein Kind, um danach zu flüstern:
    »Wer ist schon Hannibal gegen mich…?«
    Die Sense schwang vor!
    Ich schrie leise, verkrampfte mich automatisch. Rechnete mit dem Zerschneiden der Kleidung und mit der ersten scharfen Berührung auf meiner Haut.
    Das trat nicht ein. Navis hatte die Sense bewusst höher geha lten, sodass sie der Länge nach über meinen Körper hinweggleiten konnte. Ich merkte den Luftzug in der Höhe des Halses, aber meine Haut wurde nicht einmal geritzt.
    Ben Navis hatte seinen Spaß. »Das war nur der erste Gruß, Bulle. Der zweite sitzt.«
    Und diesmal holte er aus. Ich bemerkte, wie die Sense tiefer sackte. So würde er mich erwischen. Ich lag auf dem Rücken, würde ihn nicht mal mit einem Tritt erwischen, und in meinem Kopf baute sich etwas auf wie eine Füllung aus Beton, die alles zu den Seiten hin wegdrückte.
    »Weg mit der Waffe!«
    ***
    Ein Schrei, ein Befehl!
    In der Stille überdeutlich zu hören. Auch wenn die Stimme sich beinahe überschlug, ich wusste, wem sie gehörte.
    Meinem Vater!
    Keine Einbildung. Kein Wunschtraum. Er war es tatsächlich.
    Ich sah ihn zwar nicht, weil er zu weit entfernt stand, aber ich hatte mir sein Eingreifen nicht eingebildet, denn auch Ben Navis hatte die Worte genau verstanden.
    Und er war überrascht worden, denn er vergaß mich. Er schlug nicht zu, die Sense sackte noch tiefer und berührte schließlich den Erdboden. Er gebrauchte sie wohl als Stütze, um sich um- und von mir wegdrehen zu können.
    Auch ich riss mich zusammen, drehte den Kopf, aber der Sichtwinkel war einfach zu flach, um in der Nähe alles überblicken zu können. Ich musste den Kopf schon anheben, was mir auch gelang, denn ich stemmte mich dabei auf den Ellenbogen langsam hoch.
    Jetzt sah ich Horace F. Sinclair!
    Mein Vater hatte es tatsächlich geschafft, sich unbemerkt anzuschleichen. Er musste dabei den Schutz der Häuser und Grabsteine ausgenutzt haben und auch die Tatsache, dass der Killer sich einzig und allein auf mich konzentriert hatte.
    Mein Vater hatte einige Hobbys. Zum Beispiel die Jagd, bei der er sich allerdings an die Gesetze hielt und nicht nur aus reiner Lust am Töten jagte.
    In seinem Haus stand ein Gewehrschrank, in dem mein alter Herr seine Waffen aufbewahrte. Allerdings nahm er hin und wieder ein Gewehr mit, wenn er unterwegs war. Ich wusste nicht, dass er es dabei gehabt hatte. Wahrscheinlich hatte es im Kofferraum gelegen, denn auf dem Rücksitz hatte ich es nicht gesehen.
    Mein alter Herr hielt das Gewehr in Anschlag, als würde er auf einem Hochstand stehen und auf ein Wild zielen. Ich wusste, dass er schießen und auch treffen konnte, und brauchte mir zunächst keine Sorgen zu machen.
    »He, wer bist du?«
    »Weg mit der Sense!«
    Der Killer dachte nicht daran. Er drehte sich zu mir hin. »Wo kommt der Komiker her?«
    »Er ist bestimmt nicht vom Himmel gefallen!«
    »Scheiße, Bulle, kennst du ihn?«
    »Es ist mein Vater.«
    Ob Navis die Antwort überrascht und verunsichert hatte, war nicht so recht klar. Jedenfalls zuckte es um seine Augen herum, aber sehr schnell blickten sie wieder starr, und auf den Lippen war wieder das harte Grinsen.
    »Ziemlich alt, wie?«
    »Jung genug, um die Lage zu verändern«, erwiderte ich.
    »Das glaube ich nicht. Ich werde euch beide töten. So liegen die Dinge.«
    »Hören Sie auf zu reden!«, mischte sich mein Vater ein.

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