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1205 - Wer die Totenruhe stört

1205 - Wer die Totenruhe stört

Titel: 1205 - Wer die Totenruhe stört Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erneut erwischte. Diesmal lauter. Auf seinem Rad schreckte er zusammen und beugte sich nach vorn. Er wurde leichenblass, denn das Geräusch war direkt unter ihm erklungen, als läge dort die Hölle, die ihm einen Gruß zuschicken wollte.
    Hinter ihm hörte er ein lautes und knirschendes Geräusch. Er drehte sich nicht um, weil er nichts mehr sehen wollte. Wichtig war der Weg nach vorn. So schnell wie möglich den verdammten Totenacker verlassen, auf dem ihm die Grabsteine bereits wie Feinde vorkamen. Er sah sie stehen, sie bewegten sich nicht. Er kam auch noch gut auf dem Boden voran, aber bei der nächsten Bodenwelle erlebte er bereits die Erschütterung, die auch ihn erwischte.
    Es war verrückt und nicht zu erklären. Er verriss den Lenker, konnte ihn nicht mehr in die normale Richtung bringen, und so passierte das, was ihm selten widerfahren war.
    Averell stürzte.
    Nun gehörte er zu den routinierten Bikern, die genau wussten, wie sie sich zu verhalten hatten. Kaum hatte er den Boden berührt, da rollte er sich über die rechte Schulter ab. Er hatte auch Glück, dass der Untergrund mit einer dichten Gras- und Pflanzenschicht bewachsen war. So wurde sein Aufprall gedämpft. Er verstauchte und prellte sich nichts, nur die wilden Flüche drangen über seine Lippen, als er sich wieder aufrappelte.
    Sein Bike war weiter nach vorn gerutscht. Es lag auf der Seite. Er brauchte nur hinzugehen, um es aufzuheben, aber er blieb in seiner gebeugten Haltung stehen, und seine Augen weiteten sich vor Schreck und Erstaunen.
    Was er vor sich sah, war einfach unglaublich. Er konnte es sich auch nicht erklären, denn vor ihm hatte sich die Erde geöffnet. In einem fast körperlangen Spalt war sie aufgerissen, und dieser Riss breitete sich immer mehr aus. Aber nicht nur das. Er lief direkt auf das Bike und damit auch auf ihn zu.
    »Nein!«, keuchte Craig. »Nein, verdammt noch mal, das ist nicht möglich…«
    Das Knirschen, Grollen und Donnern verschlang seine Worte.
    Er schnellte auf der Stelle herum. Er hätte vielleicht fliehen können, wenn er sich anders verhalten hätte.
    In seiner Panik beging Craig Averell den Fehler, einfach nur geradeaus zu laufen. Zwar befand sich die Gefahr hinter seinem Rücken, aber sie war ihm auf der Spur, und sie war verdammt schnell.
    Plötzlich erlebte er das Zittern des Bodens dicht hinter sich.
    Keine Chance mehr!
    Er wollte jetzt zur Seite weg. Diesen Befehl gab ihm sein Gehirn zu spät.
    Es war, als hätten zwei verschieden starke Kräfte an seinen Beinen gezerrt. Dabei wurde er nicht festgehalten, die andere Macht riss ihn einfach, und seine Füße traten ins Leere.
    So wurde die breite Spalte zu einer mörderischen Tiefe, an deren Ende nur noch der Tod lauern konnte…
    ***
    Er rutschte, er fiel!
    Craig schlug um sich. Er spürte Widerstand an den Seiten, glitt aber ab. Dabei trat er mit den Beinen um sich, hörte das Grollen aus dem Erdboden wie das Lachen von Höllengeschöpfen und wunderte sich, dass ihn die Spalte noch nicht verschluckt hatte. Dabei gab es keinen Widerstand mehr unter den Füßen. Er trat ins Leere. So sehr er auch versuchte Halt zu finden, es gab ihn nicht mehr. Er schwamm praktisch zwischen Baum und Borke. Erst nach ihm endlos vorkommenden Sekunden fand er zurück in die Realität.
    Intervallweise geriet die Umgebung wieder in sein Blickfeld, und auch sein Gehirn war wieder frei von Panik.
    Ich bin nicht gefallen!? schoss es ihm durch den Kopf. Die Tiefe hat mich nicht verschlungen. Ich lebe noch. Ich kann atmen und auch denken. Es ist alles okay. Ich bin wieder da.
    Ich bin richtig okay. Ich bin …
    Er begann zu lachen. Es war ein grelles und kreischendes Gelächter, das sehr schnell stoppte, weil er auch den Kopf nach vorn gebeugt hatte und sah, was passiert war!
    Averell wunderte sich, dass er nicht laut losbrüllte. Unter seinen zuckenden Füßen öffnete sich die Erde. Dass er nicht dort hinein in die verdammte Spalte gefallen war, lag einzig und allein an seinen Armen. Wie er es geschafft hatte, sie zu spreizen, war ihm selbst ein Rätsel, aber sie stützten ihn tatsächlich an beiden Rändern der verdammten Spalte ab. Und die Erde war dort tatsächlich hart genug, um dem Druck nicht nachzugeben.
    Gerettet?
    Das Wort wirbelte als Frage durch seinen Kopf. Für den ersten Moment schon. Wie lange er sich halten konnte und ob er noch die Kraft hatte, sich in die Höhe zu stemmen, das wusste Craig Averell auch nicht…
    ***
    Vergessen?
    Nein, vergessen konnte ich

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