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1209 - Die grauen Lords

Titel: 1209 - Die grauen Lords Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Aber glaube mir, wenn es den moralischen Kode nicht gäbe - oder wenn die Reparatur nicht gelingt und der Kode weiter beschädigt wird -, dann, mein argloser Freund, wird es bald weder dich, noch mich, noch die Raum-Zeit-Ingenieure geben, weder Planeten, noch Sonnen, keine Galaxien, kein Raum, keine Zeit, nichts, rein gar nichts... Verstehst du? Nichts! Nichts!" Als Oliph-Schakt und der erste Trupp Alai mit dem Tiefenfahrstuhl, einer Sphäre aus Formenergie, hinunter in die Tiefe sanken, gellte noch immer das schreckliche Nichts! Nichts! des Tiefenzöllners in seinen Ohren.
    Der erste Eindruck, den Oliph-Schakt von der Tiefe gewann, war der der Öde. Eine große, konturlose Ebene. Unheimliche Stille. Der Himmel, wenn man ihn so nennen wollte, war eine geschlossene, graue Decke, die homogene, isotrope Helligkeit ausstrahlte. Es würde in der Stadt, die sie errichten sollten, keine Schatten geben. Die Atmosphäre bestand in der Hauptsache aus Stickstoff, Sauerstoff und Argon. Nichts rührte sich. Nirgendwo ein Anzeichen einer Gefahr, einer Bedrohung, und dennoch... Während Oliph-Schakt darauf wartete, dass der Tiefenfahrstuhl die nächsten Alai brachte, beschlich ihn ein Gefühl leiser Panik.
    Erst später entdeckte er die Mauer. Sie umschloss ein etwa 7,7 Millionen Quadratkilometer großes Gebiet und bestand aus einem unbekannten Material. Der Androide machte ihn auf die Mauer aufmerksam. Der Androide tauchte aus dem Nichts auf. Die Raum-Zeit-Ingenieure hatten ihn geschickt, um die Alai zu instruieren und ihnen zu Diensten zu sein, und bis zu seinem Verschwinden blieb er namenlos. Der Androide war klein, humanoid, alaiähnlich. „Die Stadtmauer", erklärte er. „In ihr soll die Stadt entstehen, die ihr planen und bauen werdet. Die Raum-Zeit-Ingenieure wünschen, dass die Stadt den Namen Starsen erhält. Ein Begriff aus ihrer Sprache. Starsen heißt Hoffnung." Der Androide machte eine Pause. „Die Raum-Zeit-Ingenieure sind manchmal sentimental" Oliph-Schakt sagte nichts. „Die Mauer ist exakt 2312 Meter hoch - diese Zahl ist die Tiefenkonstante", fuhr der Androide fort. „Die Tiefenkonstante begrenzt die dritte Dimension auf diese Höhe. Die Gebäude der Stadt, die ihr errichten werdet, müssen noch niedriger ausfallen. Sonst kommt es zu Schwierigkeiten."
    „Was ist der Sinn der Tiefenkonstante?" fragte Oliph-Schakt, aber der Androide gab keine Antwort - er ließ überhaupt viele Fragen unbeantwortet. „Wozu eine Mauer? Was liegt hinter der Mauer?"
    „Hinter der Mauer", erklärte der Androide, „liegt das eigentliche Tiefenland, wo die Wesen und Völker arbeiten werden, die durch die Grube zur Ausbildung nach Starsen kommen. Transmittertore in der Mauer führen von Starsen ins Tiefenland. Die Mauer dient dem Schutz des Tiefenlands - falls Feinde die Wächter der Tiefe überwinden und in Starsen eindringen." Der Androide lächelte. „Seit Ordobans Versagen und dem Aufbruch der alten Wachflotte ist man vorsichtig geworden." Der Androide stattete die Alai mit Baumaschinen, Roboterheeren, Materiekonvertern, Architekturcomputern und detaillierten Aufstellungen über die Bedürfnisse und Eigenarten der Völker aus, die als Hilfskräfte in Frage kamen.
    Während die Städtebauspezialisten, Xenosoziologen und -psychologen der Alai mit der Planung Starsens und des: Ausbildungszentrums begannen, wuchs in Oliph-Schakt das Gefühl des Unbehagens. Der Ort bedrückte ihn. Das graue Tuch des Himmels strahlte Niedergeschlagenheit aus. Die Luft roch schal, obwohl die Zusammensetzung der Atmosphäre einwandfrei war und sie laufend erneuert wurde, wie ihm der Androide versicherte.
    Er fragte den Androiden nach dem Problem, das der Zöllner erwähnt hatte, aber auch der Androide gab eine ausweichende Antwort. Irgendetwas stimmte mit der Tiefe nicht, sagte sich Oliph-Schakt, und er würde es herausfinden... Seine Bitte, eines der Transmittertore zu benutzen und hinaus ins eigentliche Tiefenland zu reisen, um mit den RZI persönlich zu sprechen, wurde vom Androiden abgelehnt. So wanderte Oliph-Schakt, von einer diffusen Unruhe getrieben, über die öde Ebene, die groß wie ein ganzer Kontinent war, und suchte nach einem Hinweis, einem Anhaltspunkt für sein Unbehagen.
    Einer der Esoterik-Spezialisten, denen er bisher aus undefinierbaren Gründen ausgewichen war, kam einige Zeit nach der Ankunft in der Tiefe zu ihm. „Was bedrückt dich?" fragte er. „Ich weiß es nicht genau. Die ganze Szene. Sie ist so... so..."
    „Leblos?"

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