1214 - Ein Raumriese erwacht
leicht.
„Ras, kannst du mich hören?" flüsterte die Kotschistowa dicht über dem Gesicht des Mutanten.
„Sextadimeffekt!" stieß Tschubai verächtlich hervor. „Kosmokratenunfug! Es sind die Träume denkender und fühlender Wesen."
„Shivauc und Nauvoac?" fragte Ellert.
Tschubai stöhnte.
„Gedanken!" flüsterte er, und ein neuer Schweißausbruch überschwemmte sein Gesicht. „Wir hängen in einem Netz aus Gedanken, aber wir dürfen es nicht zerreißen, weil die Gedanken aus den Träumen denkender und fühlender Wesen kommen!"
Er riß die Augen weit auf, packte plötzlich Ellerts Hand mit hartem Griff und sagte: „Hier wird seit undenklichen Zeiten ein grauenhaftes Verbrechen verübt. Sucht das Tier! Ich habe es gesehen, im Traum eines dieser Opfer. Es ist ein Okrill! Sucht den Okrill!"
Er ließ Ellerts Hand los und erschlaffte. Seine Augen drehten sich nach hinten, bis nur noch das Weiße zu sehen war, dann seufzte er tief.
Irmina Kotschistowa beugte sich über ihn, lauschte und richtete sich wieder auf.
„Er ist bewußtlos", sagte sie.
Ellert deutete mit dein Zeigefinger demonstrativ auf das Leuchtfeld der immer noch eingestöpselten Medobox.
Tiefe, aber nicht bedrohliche Bewußtlosigkeit! lautete diesmal die Diagnose.
*
„Ein Okrill", sagte Vishna „Was ist das für ein Tier?"
„Das Virenimperium weiß alles und du warst seine Beherrscherin", spottete die Kotschistowa.
„Wüßte ich alles im Kopf, was das Virenimperium weiß, brauchte ich das Virenimperium nicht", erwiderte die Kosmokratin.
„Sehr einleuchtend, sagte der Müller und badete sich im Schein der Haushaltskerze", zitierte Ernst Ellert.
Irmina lachte belustigt.
„Wieso ausgerechnet ein Müller?" wollte sie wissen.
„Wegen der Wahrscheinlichkeit", antwortete der Metamorpher. „Ich meine die Wahrscheinlichkeit einer Mehlstaubexplosion während der Benutzung von offenem Feuer im Mehlspeicher der Mühle."
„Sehr einleuchtend!" lobte die Metabio-Gruppiererin.
„Ihr geht mir auf den Nerv!" schimpfte Vishna.
„Auf den Nerv?" spöttelte Ellert. „Hast du nur den einen?"
Taurec platzte plötzlich schallend heraus. Er lachte fast eine ganze Minute, dann faltete er seinen „Fächer" zusammen und erklärte: „Es kann herzerfrischend bei euch Primitivlingen sein und beschämend für uns Kosmokraten, weil wir nur zu oft vergessen, daß die einfachsten Hilfsmittel meist die wirkungsvollsten sind."
„Wie meinst du das?" erkundigte sich Vishna.
„Nimm doch nur den Sextadimeffekt, den ich vorhin erwähnte!" sagte Taurec. „Ich wüßte wahrscheinlich noch immer nicht, wo ich ansetzen muß, um die Herkunft dieses Effekts zurückzuverfolgen. Aber Ras Tschubai kommt ohne technische Ausrüstung auf die richtige Idee."
„Die Träume denkender und fühlender Wesen?" fragte Irmina.
„Ja", sagte Taurec. „Ich halte die Namen für unwichtig. Wichtiger erscheint mir die wiederholte Erwähnung von Träumen, von Gedanken und von denkenden und fühlenden Wesen."
„Wir hängen in einem Netz aus Gedanken", zitierte Ellert den Teleporter.
„Das ist wahrscheinlich nur bildlich gemeint", wandte Vishna ein.
„Du vergißt anscheinend, daß Ras, wenn er teleportiert, mit seinem Bewußtsein alle Dimensionen abtastet!" rief die Kotschistowa erregt. „Natürlich vermag sein Bewußtsein das nicht direkt zu tun, aber er verfügt ja über Psi-Fähigkeiten, die das Bewußtsein als seine Werkzeuge benutzt. Als er mit uns teleportierte, fingen sich seine psionischen Kräfte wahrscheinlich in diesem Netz aus Gedanken und Träumen."
„Die Folgen waren Schock und psychischer Blackout", ergänzte Ellert.
Irmina nickte heftig.
„Einverstanden", meinte Vishna. „Aber ich weiß immer noch nicht, was ein Okrill ist."
Ellert erklärte es ihr.
„Scheußlich!" lautete Vishnas Kommentar. „Und eine solche Bestie befindet sich in BRÜTER und verübt seit undenklichen Zeiten grauenhafte Verbrechen?"
„Das hat Ras nicht gesagt", widersprach die Kotschistowa. „Er sagte nur, wir sollten den Okrill suchen."
„Er sagte außerdem, er hätte den Okrill im Traum eines der Opfer dieser Verbrechen gesehen", warf Ellert ein. „Wir müssen also mit dem Schlimmsten rechnen, obwohl ich mir nur schwer vorstellen kann, daß es jemandem gelingen könnte, einen Okrill für verbrecherische Zwecke zu mißbrauchen."
„Einem Oxtorner schon", erklärte Irmina.
Taurec blickte Ellert an.
„Wieso einem Oxtorner, Ernst? Du hast vorhin nichts davon
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