1219 - Die Abrechnung
dunkel, er sah aus wie eine matt angestrichene Platte, die weder einen Anfang noch ein Ende hatte.
»Wichtig ist jetzt John«, sagte Bill, der gedanklich von seinem Freund nicht wegkam.
»Wie meinst du das genau?«, fragte Suko.
»Das will ich dir sagen. Bisher haben wir alles nur aus zweiter Hand gehört. Es wäre gut, wenn ich mit ihm selbst sprechen könnte. Irgendwie will ich ihm auch gratulieren, weil er es geschafft hat. Aber…«
»Kein Aber, Bill.«
»Wieso?«
»Du kannst ihn sprechen.«
»Wann?«
Suko schaute auf die Uhr. »Es ist gleich zweiundzwanzig Uhr dreißig. Ich habe ausgemacht, dass er sich meldet.«
»Warum wir nicht?«
»Es gab im Kloster ein Problem. Die Energieversorgung ist lahm gelegt worden. Und sein Handy hat John leider auch verloren. Er stand wirklich ziemlich allein.«
Bill setzte sich kerzengerade hin. »Dann bin ich gespannt, ob die Templer alles repariert haben.«
»Bestimmt. Und wenn nicht, wird John auch eine Telefonzelle gefunden haben.«
»Ist zu hoffen.« Bill trank sein Glas leer und schenkte Wein nach. Er lächelte Sheila zu, die zurückzwinkerte, und dann warteten sie gespannt auf die Uhrzeit.
Eine Minute kann lang werden, das merkten die Vier, und es vergingen weitere drei Minuten, bis sich Sukos Handy meldete.
»Wetten, dass es John ist?«
»Abwarten«, sagte Sheila.
Es war John Sinclair. Suko brauchte dessen Namen erst gar nicht auszusprechen. Die anderen sahen, dass sich seine Lippen zu einem Lächeln verzogen.
»Dir geht es gut?«
Er hielt das Handy etwas vom Ohr ab. Die Drei beugten sich zu ihm hin, um die Antwort zu verstehen.
»Nachdem was hier alles passiert ist, darf ich mich nicht beschweren, Suko.«
»Wir sitzen bei Bill und Sheila. Du kannst dir vorstellen, worüber wir reden.«
»Ist schon klar.«
»Weißt du inzwischen, wann die Beerdigung des Abbé stattfinden wird?«
»Morgen Abend.«
»Dann schaffe ich es noch.«
»Bitte, Suko, komm allein. Die Templer möchten kein Aufhebens von der Sache machen.«
»Das hatten wir uns schon gedacht. Aber hier möchten dich noch einige andere Personen sprechen, alter Tiger.«
»Gib sie mir.«
Bill schnickte schon mit den Fingern und atmete auf, als er das Handy gereicht bekam.
»Was hört man da nur für Sachen von dir, Alter? Ist ja schlimm. Du raubst uns fast den Schlaf.«
Sinclair lachte. »Das ist vorbei, Bill. Du kannst wieder schlafen. Außerdem bringt mir Suko morgen meine Waffen mit. Dann fühle ich mich wieder super.«
»Um weiterzumachen.«
»Was denkst du denn?«
»Hat sich van Akkeren schon gemeldet? Oder hast du etwas von ihm gehört?«
»Nein, das habe ich nicht, und das haben auch die Templer nicht. Momentan verhält er sich ruhig, was aber kein Omen für die Zukunft sein muss, das weißt du selbst.«
»Ist mir klar, John. Wir sind nur alle froh, dass du wieder so gut wie an Bord bist. Ach, laut Wetterbericht bekommen wir jetzt wunderbare Tage. Du kannst dich schon auf eine tolle Party gefasst machen, die wir bei uns im Garten feiern werden. Aber alle, das sage ich dir. Selbst Sir James muss kommen.«
»Wann?«
»Am nächsten Wochenende.«
»Bis dahin bin ich da.«
»Okay, und halte die Ohren steif, alter Junge. Es gibt tatsächlich noch Menschen, die dich vermissen. Ob du es glaubst oder nicht.«
»Hör auf, das ist…«
»John, ich gebe dir jetzt Sheila. Sie wird dir das sicherlich bestätigen.«
Das tat Sheila auch. Danach sprach Suko noch mit seinem Freund, um einige Einzelheiten wegen des morgigen Tages zu klären. Anschließend steckte er das Handy wieder weg, warf einen Blick in die Runde und fragte: »Zufrieden?«
Sheila und Shao waren es, nur Bill schüttelte den Kopf und presste dabei die Lippen zusammen. »Ich weiß nicht, aber ich werde erst aufatmen, wenn wir hier zusammensitzen. Das ist mir alles zu glatt gegangen, versteht ihr?«
»Nicht unbedingt«, sagte Shao.
Bill zuckte die Achseln. »Erst dieser Horror, den John erlebt hat, und plötzlich ist alles wieder so wie früher?« Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, irgendwie traue ich dem Braten nicht.«
»Dann sollten wir darauf trinken, dass alles glücklich über die Bühne geht«, schlug Sheila vor. »Es gibt schlimme Dinge im Leben, und ich meine, dass es mit zu den schlimmsten Dingen gehört, wenn Menschen ihren Optimismus verlieren.«
Da gab man ihr Recht.
Und wieder wehte der Klang der Gläser durch den Garten, als wollte er eine frohe Kunde verbreiten…
***
Kalt wie der Tod!
Es
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