1224 - Rückkehr in den Frostrubin
haarlos, mit runzligem Gesicht. Die charakteristische Eiform des Schädels verriet, daß es sich bei ihr um einen Ara handelte."
Der Ara hieß Rarp; ein ehemaliger Schönheitschirurg, spezialisiert auf Swoon und Blues, dann von Aralon verbannt, weil er unter dem Einfluß von germanoterranischem Eiswein eine schwerreiche Swoondame für einen an Haarausfall leidenden Blue gehalten und ihr ein superintensives Haarwuchsmittel injiziert hatte. Jetzt war Rarp der beste Informationssammler der Milchstraße und Mitglied von Meysenharts Medien-Crew.
Rarp beugte sich nach vorn, äugte düster in Meysenharts Kamera und verzog die blutleeren Lippen zu einem Lächeln, das jedem Uneingeweihten das Blut in den Adern gefrieren lassen mußte.
„Tretet ein", zischte der Ara. „Und laßt alle Hoffnungen fahren..."
Wonnejunge stieß einen Pfiff aus. „Was für ein Schmierentheater", schimpfte er. „Es ist unfaßbar!"
„Es ist wundervoll", korrigierte Zanc über Funk. „Es ist genau das, was die Leute wollen."
Ohne Wonnejunge eines Blickes zu würdigen, drehte sich Rarp um und schritt durch den kahlen Gang, der wie ein Schlauch ins Innere der Stahlfestung führte. Meysenhart folgte ihm in einigem Abstand. Wonnejunge zögerte und setzte ihm dann nach.
„Ich verlange, daß mein Name aus diesem Machwerk getilgt wird", schrillte er. „Was sollen meine Fans von mir denken, wenn sie sehen, daß ich mein Genie als Medieninterpret..."
„Ruhe!" brüllte Zanc.
Meysenhart sah, daß Wonnejunge vor Empörung die Stielaugen verknotete; ein Anblick, der ihn jedes mal aufs neue mit Grausen erfüllte.
Unbeirrt hastete der Ara weiter. Der Gang knickte nach einer Weile ab und mündete in einen langgezogenen Innenhof mit einer Säule aus blauem Kristall in der Mitte. Sie überquerten den Hof, durchschritten einen Hohlweg, in dem es wie von Myriaden Glühwürmchen glitzerte, dann folgte ein Labyrinth von Tunnelgängen, an das sich mehrere Innenhöfe anschlössen. Sie gelangten schließlich über eine spiralförmige Rampe in ein dämmriges Gewölbe.
Rarp blieb stehen.
Meysenhart ging in die Knie und filmte den Ära von unten. Aus seinem Funkempfänger drang Zancs zufriedenes Brummen.
„Einst", zischte Rarp mit einem häßlichen Lächeln, „vor zweihundert Jahren, hauste Leticron an einem anderen Ort in der Festung. Gutherzige terranische Wissenschaftler wollten ihn aus seinem Kerker befreien, sein Bewußtsein einem gentechnisch erzeugten Androidenkörper einpflanzen. Um diese gute Tat zu vollbringen, schmolzen die Wissenschaftler den Metallsockel ein, in dem Leticron wohnte, und destillierten den Parabio-Emotionalen-Wandelsioff heraus - den Klumpen PEW-Metall, der Leticrons eigentliches Grab ist. Aber der Überschwere weigerte sich, sein Gefängnis zu verlassen.
Er weigerte sich, in die Welt der Lebenden zurückzukehren. So respektierte man seinen Wunsch und brachte die pure PEW-Substanz in dieses Gewölbe.
Kommt!" raunte der Ara. „Tretet näher..."
Er Wirbelte herum und hüpfte mit einem grotesken Satz in das Gewölbe. Meysenhart und Wonnejunge folgten.
Das Gewölbe war bis auf einen hüfthohen Stahlsockel an der Rückwand leer. Auf dem Sockel lag ein kopfgroßer Klumpen eines türkis schillernden Materials.
Die PEW-Substanz mit Leticrons Bewußtsein - oder...?
Langsam ging Meysenhart auf den Sockel zu.
„Sehr schön", meldete sich Tardus Zanc wieder. „Vielleicht könntest du etwas langsa..."
Abrupt brach Zancs Stimme ab. Im gleichen Moment ertönte ein Warnsignal - der Mikrocomputer der Kommunikationsmontur meldete eine Störung des Videosystems.
Verwirrt warf Meysenhart einen Blick auf sein Display-Armband.
Unmöglich!
Alle akustischen und optischen Aufzeichnungs- und Übertragungssysteme der Montur waren blockiert! Keine Funkverbindung mehr mit der KISCH!
„Aber...", begann Meysenhart.
Und die Rückwand löste sich auf. Das scheinbar massive Metall flimmerte - und verschwand. Dahinter lag ein hell erleuchteter Raum. Ein halbes Dutzend Terraner in orangeroten SERUNS standen dort, und einer der Männer klappte seinen Helm zurück und sah Meysenhart mit einem ironischen Lächeln an.
Meysenhart kannte diesen Mann.
Julian Tifflor, Erster Terraner der LFT und einer der Sprecher der Kosmischen Hanse!
„Ich habe einen Auftrag für dich, Krohn Meysenhart", sagte Tifflor. „Ein Auftrag, der nur von dem besten Nachrichtenmann der Milchstraße ausgeführt werden kann. Eine Live-Sendung über die Ankunft der Endlosen
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