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1225 - Bastion im Grauland

Titel: 1225 - Bastion im Grauland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Lethos-Terakdschans Erinnerung projizierten Dom Kesdschan, die Weihe eines Ritters der Tiefe erhalten hatte, stand ihm das Recht zu, sich einen Orbiter zu wählen. Seine Wahl war auf Domo Sokrat gefallen, den Haluter, dem er zum erstenmal in der Kuppelanlage Eugen-17, dem Forschungslabor des Tiziden Lofker, begegnet war. Domo Sokrat, von Atlan Sokrates genannt, hatte die Ernennung zum Orbiter als ehrenvoll empfunden, aber das normale Verhältnis zwischen Ritter und Orbiter, wobei der letztere dem ersteren Gehorsam und Ehrerbietung schuldet, wollte sich zwischen den beiden nicht einstellen. Domo Sokrat war so unabhängig wie eh und je.
    Diesmal mochte er indes spüren, daß es dem Arkoniden bitter ernst war. Er trat auf den Bildschirm zu und musterte ihn aufmerksam, wobei er den mächtigen, halbkugelförmigen Schädel ein wenig kreisen ließ, so daß alle drei Augen sich an der Musterung beteiligen konnten.
    „Ich sehe nichts", knurrte er schließlich. „Nur flaches Land mit grauem Dschungel.
    Korzbranch ist ein Felsplateau, das Weit aus der Ebene hervorragt. Wir sind entweder noch zu weit davon entfernt, oder wir haben einen falschen Kurs eingeschlagen."
    Pas ging Tengri Lethos-Terakdschan, der bisher als Pilot fungiert hatte, gegen die Ehre.
    „Wir sind genau nach den Daten geflogen, die du uns genannt hast", protestierte er.
    Domo Sokrat machte mit den Händen des oberen Armpaars eine Geste, die Gleichgültigkeit zum Ausdruck brachte.
    „Was soll ich dir sagen?" meinte er mit dröhnender Stimme. „Unnötiges Wissen belastet das Gehirn ..."
    Er wurde unterbrochen. Das vierte Mitglied der Expedition meldete sich zu Wort. Jen Salik hatte sich aus seinem Sitz erhoben und war auf die Kontrollkonsole zugetreten. „Mir scheint, man streitet sich hier um des Kaisers Bart", fiel er dem Haluter mit einer jahrtausende alten terranischen Parabel ins Wort. „Wo Korzbranch ist, können wir später ermitteln. Wenn sich die Gondel wirklich nicht mehr halten läßt, haben wir die weitaus unmittelbarere Sorge, wie wir dort unten im Dschungel überleben."
    Atlan nickte kurz.
    „Wahr gesprochen, Ritter", sagte er. „Wir wollen uns auf die Landung konzentrieren."
    Jen Salik wies mit dem Daumen über die Schulter in Richtung des Heckbildschirms.
    Sie alle wandten sich um, mit Ausnahme des fünften Mitglieds der Gruppe, das in einer Ecke der Kommandozentrale friedlich schlief. Das Bild zeigte winzige, graue Punkte, eine ganze Schar, die der Gondel folgten. Es konnte sich nicht um Fahrzeuge handeln, denn der Orter lieferte keinerlei Anzeige.
    „Was ist das?" fragte der Arkonide verwundert.
    „Paladine", ächzte Domo Sokrat. „Paladine und Ratane. Die Soldaten Mhuthans!"
     
    *
     
    Twirl erwachte erst, als die Gondel kräftiger zu schaukeln begann.
    „Was ist los?" fragte er in jener Version des Tiefenslangs, die die Abaker sprachen.
    Niemand antwortete ihm. Er sah Atlan, Lethos-Terakdschan, Jen Salik und den Haluter im Halbkreis um die Kontrollkonsole stehen. Vorsichtig drang er in ihre Gedanken ein. Die Gondel Stürzt ab, glaubte er zu lesen. Gleich darauf mußte er sich korrigieren: Sie sturst nicht ab; sie wird vom Autopiloten zur Landung gezwungen.
    Er räkelte sich und stand auf. Das Schaukeln der Gondel machte ihm nichts aus, im Gegenteil: Er empfand es als amüsant. Er stand 1,70 Meter groß, ein Wesen mit einem Schädel, dessen große, zutrauliche Augen und herabhängende Schlappohren an einen terranischen Bassetts erinnerten. Er war in Wirklichkeit ein äußerst junges Mitglied seiner Spezies, ein Kind noch - mit knapp dreißig Tiefenjahren. Er besaß acht Extremitäten. Das unterste Paar nannte er seine Beine. Es war kräftig ausgebildet und befähigte ihn zu flinker Fortbewegung. Die Füße besaßen jeweils zwei Zehen und einen nach hinten gerichteten Krallensporn. Die Hände der beiden oberen Armpaare waren ebenfalls dreifingrig, mit je zwei taktilen Gliedern und einem Daumen. Twirl war bekleidet mit einem graubraunen Overall, den Borla, seine Mutter, ihm angefertigt hatte. Mit seinen Schlappohren, der platten, breitgedrückten Nase und den buschigen Brauen, deren Haare steil in die Höhe strebten, machte Twirl einen lustigen, unbekümmerten Eindruck. In der Tat waren es diese beiden Eigenschaften, die seinen Charakter kennzeichneten.
    Interessiert musterte er das Bild, das das Bugvideo wiedergab. Er war in den Höhlen der Abaker aufgewachsen, die sich weit unter dem Land dahinzogen. Mit offenem Gelände und

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