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1226 - Das Versteck

1226 - Das Versteck

Titel: 1226 - Das Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich hin. Die getroffene Wange sah ich nicht, denn darauf lag er, aber er drehte sich nach einer Weile um und setzte sich hin.
    »Ich glaube, das hat ihm gefehlt, John.«
    »Denke ich auch.«
    Dennis saß im Gras und rieb seine Wange. Noch bevor die Hand sie verdeckte, hatte ich einen Blick auf sie werfen können und gesehen, dass sie glühte.
    »Das ist es wohl gewesen, Dennis«, sagte ich. »Ab jetzt sollten wir mehr zusammenarbeiten, denke ich. Das ist auch für dich besser. Die Zukunft der Plummers sieht nicht gut aus.«
    »Scheiße, du hast mich geschlagen.«
    »Ja, und es war nötig. Außerdem möchte ich mich nicht mehr mit sinnlosen Dingen aufhalten. Ich will, dass du mich zu dem zweiten Ausgang führst, den es gibt. Ist das klar?«
    Er schwieg.
    »Hast du verstanden?«
    »Ja.«
    »Dann steh auf, damit wir losgehen können. Und versuch unterwegs keine Dummheiten, denn ich bin immer besser als du.«
    In einer derartigen Lage hatte sich Dennis wohl noch nicht befunden. Er war siche rlich verhätschelt und auf seine Aufgabe vorbereitet worden, natürlich immer mit der Prämisse, als Sieger auf dem Podest zu stehen. Das sah jetzt anders aus.
    Dennis hatte verloren. Er befand sich in der zweiten Reihe, und es gab auch niemanden, der ihm hätte helfen können, so sehr er sich auch umblickte und dies nicht einmal heimlich tat. Er war noch nicht auf die Beine gekommen und hockte im Gras wie ein Waldtier, das sich zur Ruhe gelegt hat.
    Rhonda White sprach mich an. »Ist das wirklich der richtige Weg?«
    Ich zerrte Dennis hoch, denn ich wollte nicht so lange warten.
    »Du kennst den zweiten Ausgang?«
    Er spürte den harten Griff meiner Hand auf seiner Schulter.
    Der tückische Ausdruck war aus seinen Augen verschwunden.
    Er nickte wie ein kleiner eingeschüchterter Junge.
    Ich lächelte Rhonda knapp zu. »Sie haben es gesehen, Dennis weiß Bescheid. Ich werde mit ihm losziehen, und Sie bleiben so lange hier, Rhonda. Bitte, nicht weglaufen. Nichts versuchen…«
    »Bei meinen Beinen…«
    »Ich weiß, Rhonda. Aber auch wenn es länger dauert, ich schaffe es.«
    Sie zeigte mir ein schiefes Lächeln. »Ihr Selbstvertrauen möchte ich auch mal haben, John.« Sie hob die Schultern. »Das heißt, ich hatte es. Aber das ist leider vorbei.«
    »Keine Sorge, Rhonda, es wird wieder zurückkehren. Da bin ich völlig sicher.«
    »Viel Glück!«
    Das konnte ich brauchen. Gern ließ ich die Frau nicht allein zurück, aber es gab für mich keine Alternative. Ich musste den zweiten Eingang finden und von dort aus versuchen, den verdammten Ghoul oder was immer sich dort versteckte, zu stoppen.
    Obwohl Dennis sein Verhalten geändert hatte, traute ich ihm nicht über den Weg und hielt ihn fest. Der Druck meiner Hand um sein Gelenk war stark, ähnlich wie bei einem Vater, der seinen Sprössling zu einer Person führt, bei der er sich wegen eines besonders bösen Streichs entschuldigen soll.
    Trotzdem ließ ich mich von Dennis führen, denn nur er kannte den kürzesten Weg zum Ziel. Ich konzentrierte mich nicht nur auf ihn, sondern auch auf die Umgebung, da ich damit rechnen musste, dass Plummer noch weitere Dorfbewohner mobil gemacht hatte, um die Umgebung abzusichern.
    Als ich Dennis danach fragte, hob er nur die Schultern und behauptete, nichts davon zu wissen.
    »Dann ist ja alles klar.«
    Der Weg durch den Wald war recht schwierig. Auch hier gab es keine Wege oder Pfade. Kein Tier hatte eine Bahn erzeugt, wir mussten uns manchmal durch das Unterholz schlagen und auch immer wieder die Köpfe einziehen, weil tief hängende Zweige und Äste unseren Weg behinderten. Auch um gefallene oder halb gestürzte Bäume mussten wir uns herumdrehen, und der Junge blieb brav an meiner Seite. Er zeigte auch keinerlei Anstalten, sich aus meinem Griff zu befreien. Fast willig ging er neben mir her, zog mich weiter, sogar recht schnell, und schien irgendwo froh zu sein, das Schicksal zu erleichtern. Als noch nicht Erwachsener musste er unter einem wahnsinnigen Druck leiden, aber den konnte ich ihm nicht abnehmen. Wenn alles vorbei war und er überlebt hatte, ebenso wie ich, was ich auch hoffte, dann würde er dieses gottverlassene Kaff verlassen müssen, um irgendwo anders die Folgen seiner Kindheit zu überwinden.
    Sehr lange dauerte es nicht, bis sich der Wald lichtete und ich endlich einen etwas freieren Blick bekam. Es wurde heller, denn das Unterholz zeigte Lücken, und ich war jetzt vorsichtiger. Es konnte sein, dass der zweite Ausgang bewacht

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