1228 - Der Monstervogel aus Atlantis
du mich hergeführt hast, Myxin.«
Er blieb gelassen und sagte: »Die beiden haben den Untergang ihrer Heimat überlebt.«
»Ja, wie du.«
»Sehr richtig.«
»Und wie haben sie überlebt?«
Er räusperte sich. »Es gibt Menschen und Wesen, die in einen sehr tiefen Schlaf fielen. Da bin ich das beste Beispiel. Und das ist auch mit den beiden Freunden geschehen. Sie haben einen Ort gefunden, wo sie überleben konnten.«
»Kennst du ihn?«
»Nein, nicht genau.«
»Das he ißt…«
»Ich kann dir nur sagen, dass es so ähnlich gewesen ist wie bei mir, John.«
»Moment mal. Unter Wasser?«
Er nickte und sagte dann: »Ich gehe davon aus, dass es in einer Höhle geschah.«
Ich begriff. »Du meinst, in einer Höhle, die mit Luft gefüllt war?«
»Ja.«
Einzelheiten waren für mich jetzt nicht wichtig. Mich interessierte vielmehr, warum man mich hergeführt hatte, um mir den Vogel und die Frau mit den blonden Haaren zu zeigen. Ich formulierte meine Frage aus und wartete darauf, dass mir der kleine Magier eine Antwort gab, die mich zufriedenstellte.
»Es ist doch ganz einfach, John. Der Vogel hat überlebt. Er hat sich all die Jahre über versteckt gehalten, aber es ist wie bei mir damals gewesen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem er das nicht mehr will. Da ist er dann erwacht und zurückgekehrt. Und das nach einer sehr langen Zeit.«
»Er ist also in meiner Zeit erwacht«, fasste ich das Erfahrene zusammen.
»Du denkst gut mit.«
»Klar, was auch Sinn der Sache ist. Dann muss ich nur noch wissen, wo er wieder aufgetaucht ist.«
Da blieb Myxin zunächst ruhig. »Ich kann es dir nicht genau sagen, es muss auch nicht eine sehr ferne Umgebung sein. Es ist durchaus möglich, dass du ihn auch in deiner Umgebung finden kannst. Wenn Gryx erscheint, wird er Angst und Schrecken verbreiten, das steht fest. Man wird über ihn schreiben. Ich kenne doch eure Welt. Es gibt genug, die auf Sensationen warten, und ich muss dir sagen, dass Gryx eine solche Sensation ist.«
»Nur er?«, fragte ich. »Oder auch diese Blonde?«
»Ich glaube, dass sie ebenfalls überlebt haben wird. Beide sind so etwas wie ein Paar. Da lässt keiner den anderen im Stich. Er wird schon dafür gesorgt haben, dass sie nicht stirbt.«
Ich ließ meinen Blick wieder in die Höhe gleiten. Bisher hatte ich mich ausschließlich auf diese Sina konzentriert, aber ich wollte auch mehr von dem Vogel sehen, der auf mich einen so unnatürlichen Eindruck machte, weil er sich nicht bewegte. Er stand auf dem mächtigen Vorsprung wie ein Gebilde aus Stein, das durch nichts zu erschüttern ist. Es war für mich nicht zu sehen, ob dieser Vogel auch Federn besaß. Seine Farbe zumindest sah braun aus. Da gab es kaum einen Unterschied zu dem Vorsprung, auf dem er hockte.
Der Schnabel stand weit offen. Ob bis zum Anschlag, das wusste ich nicht, aber auch jetzt war die Lücke bereits groß genug, um einen Menschen darin verschwinden zu lassen. Der Vogel hatte seine Schwingen angelegt. Ich stellte mir vor, um wie viel er wachsen würde, wenn er die Flügel ausgefahren hatte. Das würde immens sein, und auf unserer Erde gab es keinen Vergleich.
Ich erinnerte mich an die Urweltvögel, die ich auch hier in Atlantis erlebt hatte. Es waren schon fliegende Drachen mit langen, spitzen Schnäbeln gewesen, auf denen die Skelette ihre Plätze gefunden hatten, die den Schwarzen Tod als kleine Armee begleitet hatten.
Dieser Vogel hier, der den Vergleich mit einem mehrmals so großen Adler aushielt, war sicherlich mächtiger als die Flugtiere mit ihren dunklen Skeletten.
Es war leider nur der Kopf und die Frau zu sehen, denn der größte Teil des Körpers wurde von der Felswand verborgen und lag versteckt in deren Schatten.
»Das also ist der Grund gewesen, weshalb du mich hergeführt hast«, sagte ich zu Myxin.
»Genau.« Er deutete in die Höhe. »Damit du weißt, mit wem du es zu tun bekommst.«
»Dann gehst du davon aus, dass er bereits unsere Welt erreicht hat?«
»Ja, er ist wieder da. Vergiss nicht, dass wir uns in einer Zeit vor dem Untergang aufhalten, John. Er hat noch nicht sein Versteck gefunden, in dem er die Zeit verbringt. Aber du wirst ihn in deiner Zeit bekämpfen müssen.«
»Warum ich?«
Myxin war überrascht, als ich dies fragte: »Augenblick mal, John. Bist du nicht derjenige, der…«
»Ja, ja, ja, ich weiß schon, was du sagen willst. Aber ich bin schließlich nicht allein.«
»Das weiß ich. Es gibt da noch Suko und…«
»Nicht nur, Myxin.
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