123 - Schreckens-Party bei Graf Dracula
weich, und sie gab einen Seufzer von sich. Dann fiel sie
zusammen.
Stanko Evenn,
der ebenfalls zurückgeblieben war, fing die ohnmächtig werdende gerade noch
auf.
●
»Das Blut,
das aus der Wunde sickert, ist nicht sein Blut, sondern das seines Opfers«,
sagte Morna mit belegter Stimme, als Broumsburg sie groß und fragend ansah.
»Ich verstehe
das alles nicht, das ist doch unmöglich, Morna.«
»Du wolltest
mit dem Schrecken und dem Horror spielen, Reg. Aber die Wirklichkeit hat dich
überholt.«
»Aber wie ist
das alles nur möglich.«
»Ich weiß es
noch nicht. Evenn«, wandte sich die Schwedin an den Rumänen, »wie war das, mit
den Schauspielern. Und vor allen Dingen, sehen Sie sich diesen Mann hier mal
genauer an. Kommt er Ihnen irgendwie bekannt vor?«
Die letzte
Frage beantwortete der Geschäftsführer, der die Ohnmächtige vorsichtig auf den
Boden gelassen hatte, zuerst.
»Nein«, sagte
Evenn rauh und bemühte sich tapfer, seine Erregung und Nervosität unter
Kontrolle zu halten, »nein, ich habe den Mann nie gesehen.«
»Er ist also
nicht identisch mit einem Mitglied der Schauspieltruppe, die heute nacht hier
agieren sollte?«
»Nein.«
Stanko Evenn
betrachtete das Gesicht des Toten genau, »mit Sicherheit nicht.«
»Und vorhin,
als es losging, ist Ihnen auch nichts aufgefallen?«
Ein
Kopfschütteln erfolgte.
»Ich dachte
noch, er hat sich verdammt gut und überzeugend geschminkt und im Halbdunkeln
ist es sowieso schwierig, Einzelheiten wahrzunehmen.«
Er erklärte
Morna noch, daß die beiden Schauspielerinnen und der Mann vor etwa zwei Stunden
eintrafen und sich dann in einem Zimmer abseits und unbemerkt von den anderen
Gästen geschminkt hatten. Danach hätte er sie persönlich hier heruntergeleitet.
Auch wiederum so, daß niemand etwas merkte. »Und haben die Leute irgendwelche
Requisiten mitgebracht?«
»Nur das, was
sie für ihre Darstellung brauchten.«
»Und die
Särge?«
»Die habe ich
im Auftrag von Mister Broumsburg schon vor einigen Wochen anfertigen lassen.
Sie wurden absichtlich auf alt getrimmt.«
»Was ist das
für ein Verlies?« fragte Morna mißtrauisch und näherte sich den noch
geschlossenen Behältern. »Es hat keinen normalen Zugang, wie wir alle bemerkt
haben.«
»Es handelt
sich dabei um ein geheimes Gewölbe«, diesmal war es Broumsburg, der matt
antwortete und sich mit einer fahrigen Bewegung den Schweiß von der Stirn
wischte.
»Es ist uns
schon seit Monaten bekannt. Wir haben noch mehr Korridore, Durchlässe und
geheime Verliese gefunden. Sicher nicht alle. Die Kalenkos schienen eine
Schwäche, für solche Spielereien gehabt zu haben. Dieses Verlies haben wir
durch Zufall entdeckt. Beim Reinigen der Weinfässer.
Eines von
ihnen lagert auf zwei großen Rundhölzern, die einen ausgeklügelten Mechanismus
in Gang setzen, der wiederum das Öffnen und Schließen der doppelten Trennwand
besorgt.«
Man merkte
Broumsburg an, daß er noch mehr sagen wollte. Er wagte offensichtlich jedoch
das, was ihn beschäftigte und wie ein Fanal vor seinem geistigen Auge stand,
nicht auszusprechen.
Wenn in den
drei Särgen nicht die Mitglieder der engagierten Schauspieltruppe Unterschlupf
gesucht hatten, konnte es sich nur um den wiedererwachten Cousin der beiden
Kalenko-Töchter und sie selbst handeln.
Der gleichen
Meinung war auch Morna Ulbrandson.
Aber ihre
Überlegungen führten noch weiter.
Für die
kommende Nacht mit all den vielen Gästen auf dem Schloß hatte sich einer etwas
ausgedacht. Oder war es der Zufall, der den Stein ins Rollen gebracht hatte?
Brian Mandell
konnte der auslösende Faktor sein.
Mandell war
mit dem Blut des Vampirgrafen Dracula in Berührung gekommen. Aber hier mußte
jemand die Voraussetzung geschaffen haben. Blut Draculas war nur einem
eingeschenkt worden: Mandell. Dann bestimmt nicht aus der Karaffe, aus der
andere Gäste ihren Wein erhielten. Oder in einem unbeobachteten Augenblick war
Mandells Glas absichtlich vertauscht worden. Das war die einzige logische
Erklärung.
Mandell floh
sofort, nachdem seine Umwandlung begonnen hatte. Mit Draculas Blut waren auch
die Informationen, die diesem besonderen Saft anhafteten, in Brian Mandells Bewußtsein
gedrungen.
Diese
eigensinnige, aber aus Morna Ulbrandsons Sicht einzig vernünftige Überlegung
zwang zu einer weiteren logischen Schlußfolgerung.
Brian Mandell
war von dieser Stunde an darüber unterrichtet, wo die Särge mit den Leichen der
beiden Kalenko-Töchter und deren Cousins
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