123 - Schreckens-Party bei Graf Dracula
warf Iwan seinen Widersacher über sich hinweg in die lodernde
Flammenwand.
Die Kleider
des Vampirs fingen sofort Feuer.
Er schrie
waidwund auf, schlug um sich, die Hände vors Gesicht, und tappte durch das
Flammenmeer, das sich in wenigen Minuten ausgedehnt hatte. In den alten Möbeln,
den ausgetrockneten Dielen und morschen Deckenbalken fanden die Flammen
reichlich Nahrung.
Iwan rollte
benommen und hustend herum. Der Rauch biß in Augen und Lungen.
Hustend, von
einem Erstickungsanfall geplagt, taumelte er auf die Zwischentür zu, die ins
Haus führte und durch die Sztefan die Küche betreten hatte.
Durch den
Rauchvorhang, der ihn von allen Seiten umgab, glaubte Iwan die Umrisse des
Korridors und der nach oben führenden Holztreppe zu erkennen.
Er warf einen
letzten Blick in die prasselnde Feuersbrunst, in der der Vampir brennend
zusammensackte.
Er war keine
Gefahr mehr!
Aber Janosz
Horla mußte noch im Haus sein. Wo hielt er sich auf?
Und während
in den anderen unten liegenden Räumen noch alles drunter und drüber ging,
liefen aus eigener Initiative die ersten Löschversuche an. Eimer wurden
herbeigeschafft, durch einen Wasserhahn außerhalb des Hauses gefüllt und ihr
Inhalt auf anbrennenden Balken und Einrichtungsgegenstände geschüttet, um eine
weitere Ausdehnung des Feuers zu verhindern. Bis zum Eintreffen der Feuerwehr
konnte so wertvolle Zeit gewonnen werden, obwohl mit den primitiven Mitteln,
mit denen die vor dem Feuer geflohenen Menschen den Flammen zu Leibe rückten,
kaum etwas auszurichten war.
Wo war Janosz
Horla?
Wie von einem
Magneten angezogen, stolperte Iwan Kunaritschew die Treppe hoch. Irgendwo dort
oben befand sich Janosz’ Zimmer. Er wußte es aus dem, was der Wirt ihm gesagt
hatte. Wenn auch Janosz Horla ein Vampir war, durfte er keine Gelegenheit
haben, in der allgemeinen Verwirrung und Aufregung unterzutauchen. Ihm mußte
das Handwerk gelegt werden, ehe andere Menschen seiner tödlichen Gier zum Opfer
fielen.
Die hölzernen
Stufen unter Kunaritschews schweren Schritten ächzten, und das Geländer
wackelte bedrohlich, als er sich daran hochzog.
Im Prasseln
und Knistern, im Knacken und Knirschen, das durch Boden, Decke und Wände lief,
entging ihm ein anderes, viel leiseres Geräusch.
Schritte.
Sie kamen aus
dem Dunkeln unter dem Treppenabsatz, wo der Eingang zum Keller lag.
Eine
schattenhafte Gestalt löste sich aus der Finsternis und huschte fast lautlos in
den Hof.
Dies
ereignete sich im gleichen Augenblick wie die Flucht der letzten Person, die
sich noch in der verräucherten Kneipe aufhielt und in der Toilette vom Ausbruch
des Feuers überrascht worden war.
Jutta, die
junge, lebenslustige Rumänin, mit der Iwan eine heiße Sohle aufs Parkett gelegt
hatte, sah, daß ihr der Fluchtweg durchs Lokal abgeschnitten war.
Sie lief
durch den Korridor zum Hintereingang, durch den ebenfalls schon einige Gäste
geflohen waren. Alle hatten sich inzwischen vor der Ostseite des alten
Dorfwirtshauses versammelt, wo das Feuer am stärksten wütete. Dort lag auch die
Küche.
Jutta
taumelte in den dunklen Innenhof.
Diese Seite
des Hauses war noch nicht betroffen, wenn auch dicke Rauchschwaden über die
niedrige Umzäunung hinwegzogen. Jutta brannten die Augen vom Rauch, und sie
rieb sie heftig, bis sie rot waren.
Sie hörte
knirschende Schritte neben sich.
Als sie
aufblickte, stand sie Janosz Horla gegenüber.
»Komm
schnell«, stieß der junge bleiche Mann erregt hervor. »Ich bringe dich in
Sicherheit.«
Er faßte sie
am Arm und zog sie mit sich.
●
Erkennen und
handeln war eines. Dies erwartete man von einem PSA-Agenten, und Morna
Ulbrandson trug nicht umsonst die begehrte Bezeichnung X-GIRL.
»Unsinn!«
lachte Broumsburg noch. »Morna, ich habe es dir doch eben erklärt. Ein Spiel
... Stanko hat mit meinem Wissen Schauspieler angeheuert und .«
Mehr bekam
die Schwedin nicht mehr mit.
Mit schnellen
Schritten war sie an der Stelle, wo der angeblich >falsche< Vampir sich
von seinem Opfer löste.
Mornas
Annäherung alarmierte den Blutsauger. Er reagierte sofort, hatte aber die
Wendigkeit, Kraft und Geschicklichkeit der Schwedin unterschätzt. Sie riß den
Vampir an dem ihr entgegengestreckten Arm herum und sah dabei aus der Nähe noch
deutlicher die rotunterlaufenen Augäpfel und das dünne Rinnsal in den
Mundwinkeln. X-GIRL-C schleuderte den Vampir kraftvoll herum und ließ ihn dann
los.
Durch den
Schwung wurde der vermeintliche Schauspieler quer durch das
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