1231 - Im Würgegriff des Grauens
Probleme. Ich hatte über ihn auf seiner Internetseite einfach zuviel gelesen, als dass ich ihn als einen normalen Gegner einstufen konnte.
Er war schlau, er war raffiniert. Er hatte es gelernt, Menschen zu durchschauen. Auch für Jane würde es nicht leicht sein, ihre Rolle so zu schauspielern, dass er sie ihr auch abnahm.
Meine Sorgen waren nicht unbegründet, und daraus resultie rte eben die Nervosität.
Das merkte auch Suko, der mich fragte: »Willst du schon vor der verabredeten Zeit los?«
»Wäre mir am liebsten.«
Er blickte auf die Uhr. »Noch zehn Minuten.«
»Lass uns trotzdem gehen.«
Dass er nickte, sagte mir, dass er einverstanden war.
Bevor ich die Wagentür öffnete, warf ich noch einen Blick hoch zum Penthouse.
Dort tat sich nichts. Es gab keine Bewegungen hinter den großen, fast bis zum Boden reichenden Fenstern. Sogar ein paar Sonnenstrahlen verloren sich auf der Scheibe.
Zwei Rollerfahrer rauschten dicht an uns vorbei. Autos folgten, und schließlich gab es eine Lücke, durch die wir auf die andere Straßenseite huschen konnten.
Jane Collins war eine Frau, die schon durch verdammt viele Höllen ge gangen war. Ich brauchte mir im Prinzip keine Sorgen um sie zu machen. Trotzdem war das Gefühl der Bedrückung da, und es blieb auch weiterhin in mir…
***
Barnabas Barker bewegte sich nicht. Er hatte auch nicht die Arme angehoben, sondern nur den Blick ein wenig gesenkt, sodass er die Waffe anschaute.
»Ich werde hier herauskommen«, flüsterte Jane, »Und ich werde Ihnen die verdammte Maske des seelischen Wohltäters vom Gesicht reißen. Darauf können Sie sich verlassen.«
»Dann war das also der Grund Ihres Kommens?«
»Ja, Doktor, das war er. Das war er sogar hundertprozentig. Ich wollte den Menschen erleben, der es geschafft hat, eine normale Frau zur Mörderin ihres Mannes zu machen. Und ich bin gekommen, um ihm das Handwerk zu legen.«
»Lehre Worte.«
»Nicht nur Worte, Barker. Ich bin es gewohnt, sie auch in die Tat umzusetzen.«
Er hob den Kopf wieder an, damit er ihr ins Gesicht schauen konnte. »Ja, Jane, das scheint mir auch so. Schon als sie mein Büro betraten, damit meine ich das Vorzimmer, das ich überwache, fiel mir auf, dass Sie keine normale Patientin sind. So gut kann niemand schauspielern, als dass ich es nicht durchschaut hätte. Ich wusste, dass Sie einen anderen Grund hatten, und war auf ihn gespannt. Sie haben mich neugierig gemacht, denn ich mag Frauen mit Courage, und die haben Sie ja zweifelsohne, Jane. Deshalb war ich sehr neugierig auf Sie. Deshalb habe ich mich eingemischt und Sie persönlich geholt.«
Er legte den Kopf etwas schief und lächelte wieder so dünn.
»Ich weiß vieles, Jane, aber ich weiß leider nicht, wer Sie wirklich sind. Wollen Sie mich nicht aufklären?«
»Sie kennen meinen Namen, und das muss reichen.«
»Gut, wie Sie meinen. Kommt Zeit, kommt Rat.«
»Für Sie nicht, Barker. Außerdem bin ich nicht allein gekommen, ich habe mir eine Rückendeckung besorgt.«
»Gut geplant.«
»Ja.«
Er räusperte sich. Wieder bewegten sich seine Augenbrauen in die Höhe. »Und was haben Sie jetzt mit mir vor, Jane? Wollen Sie mich erschießen?« Nach der Frage begann er zu lachen.
»Wenn es sein muss, schon. Es sei denn, Sie tun genau das, was ich von Ihnen verlange.«
»Sie haben die Argumente.«
»Erfasst.«
»Dass Sie mit einer Waffe umgehen und auch schießen können, das sehe ich Ihnen an, Jane. Die Haltung ist perfekt. Ich muss Ihnen ein Kompliment machen. Sie brauchen keine Angst zu haben, dass ich mich wehre, denn…«
»Angst?«, unterbrach sie ihn. »Sollte ich jetzt tatsächlich vor Ihnen noch Angst haben?«
»Man kann es nicht wissen, wie das Schicksal seine Karten gemischt hat, Jane. Manches sieht so einfach aus, aber in der Realität ist es dann sehr schwer. Manches, was ein Problem sein kann, ist möglicherweise sehr schwierig.«
»Danke für die Belehrung, aber ich komme auch so zurecht.«
»Das war es dann wohl - oder?«
»In dieser Umgebung schon.«
Der Arzt lächelte wieder, und Jane fragte sich nach dem Grund. Für sie gab es keinen. Bei seiner nächsten Frage traf er bei ihr einen wunden Punkt. »Haben Sie eigentlich schon vergessen, was hier geschehen ist, Jane? Hier, in Ihrer unmittelbaren Nähe?«
»Das habe ich nicht.«
»Dann denken Sie auch an die beiden Existenzen. Sie denken daran, wen Sie im Spiegel gesehen haben, gegen den Sie jetzt nicht schauen. Können Sie sich vorstellen, dass dieses
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