1232 - Ihr Albtraum war der Teufel
geschlossen, doch hinter den Lidern entstand eine gewisse Unruhe.
Der Schlaf war noch tief, aber er hatte seine große Ruhe verloren und dann hörte Barker ein leises Stöhnen, das über ihre Lippen wehte.
Er war zufrieden. Das Gift war gespritzt. Zwischen ihm und ihr war die Verbindung stark genug und sie würde nie mehr so locker träumen wie zuvor.
Auch ihre Bewegungen zeigten keine Zufriedenheit mehr.
Jane wälzte sich von einer Seite auf die andere. Sie bewegte ihre Arme, und die Hände fuhren an ihrem Körper hoch und nieder.
Die Angst war gesät worden. Sie blieb wie ein Stachel, und Jane, die sich noch immer auf der Liege sah, hörte die erneuten Worte des Psychologen.
»Jeder hat die Hölle in sich. Jeder Mensch. Auch du machst da keine Ausnahme. Die Hölle ist einfach da. Sie schläft nur, aber man kann sie auch wecken, und das werde ich jetzt tun. Diese Kräfte sollen nicht mehr in den Tiefen der Seele verborgen bleiben. Sie sollen hochsteigen und die große Angst bringen und sich dann darauf konzentrieren, wovor der Schläfer am meisten Angst gehabt hat…«
Jedes Wort war wie ein Tropfen, der in die Decke des positiven Traums hineindrang und sie löchrig machte.
Für Jane war die Welt nicht mehr so bunt. Sie sah sich noch als ein Teil dieser Traumlandschaft, aber auch sie verschwand allmählich in den Hintergrund. Sie tauchte einfach weg und schob durch ihr Abtauchen die neue Welt in die Höhe, die direkt neben der alten gelegen hatte und von der auch gesprochen worden war.
Das Licht strahlte nicht mehr so hell. Das Meer verwandelte sich in einen grauen Ozean. Das Wasser dunkelte ein. Die Menschen, die sich auf ihm befanden, bekamen es mit der Angst zu tun.
Jane, die noch immer am Strand lag, hörte die ersten Schreie, die ihr entgegengellten. Das Wasser war aufgewühlt. Die Wellen verwandelten sich in Todfeinde. Sie wurden zu hohen Wasserbergen mit langen Zungen, die zuerst nach den Surfern schnappten und sie von ihren Brettern holten.
Jane erlebte, wie die Körper durch die Luft wirbelten, eingefangen in grotesken Bewegungen. Plötzlich wurden aus ihnen menschliche Schmetterlinge, bevor sie im Wasser verschwanden und wahrscheinlich nie mehr auftauchen würden.
Mit Donnergetöse jagten die Wellen der aufgewühlten See an den Strand. Menschen gerieten in Panik. Schwimmer wurden verschluckt wie Puppen. Mütter und Väter schrien nach ihren Kindern, rannten in wilder Panik ziellos umher.
Die Menschen suchten Schutz vor dem Grauen, - das plötzlich über sie hereingebrochen war.
Schreie zerschnitten das mächtige Tosen. Am Himmel war die Sonne längst verschwunden und hatte einer dunkel Wolkenmasse Platz geschaffen, die vor sich hinbrodelte.
Die Apokalypse war über die Menschen am Strand hereingebrochen. Es gab niemand, der ihnen Hilfe brachte. Hier tobten sich die Elemente aus, und die packten sich alles, was sich auf dem Wasser befand und sich nicht früh genug an den Strand retten konnte.
Am längsten hatte sich noch das Drachenboot aus Gummi auf den Wellen halten können. Es war voll mit Jugendlichen besetzt, die sich in wilder Panik an dem Material festklammerten und keine Chance mehr hatten, ihr Reittier zu verlassen.
Ihre Schreie wurden vom Tosen der Elemente verschluckt und vom Meer her rollte eine riesige Welle heran. Sie war ein gewaltiges Monster, das keine Gnade kannte und dem Drachenboot sowie seinen Besetzern keine Möglichkeit zur Flucht ließ.
Das Wellenmonster war plötzlich da. Kurz vor dem Erreichen des Ziels schien es sich nochmal aufrichten zu wollen, dann kippte es nach vorn und packte zu.
Plötzlich waren alle Urlauber auf dem Drachenboot verschwunden. Das Boot selbst tauchte auch nicht mehr auf. Die Welle hatte es zusammen mit den mörderischen Strudeln in die Tiefe gerissen und es waren die letzten Menschen gewesen, die sich noch auf dem Wasser befunden hatten, denn jetzt war die See leer.
Nur am Strand hielten sich noch Personen auf. Sie rannten hin und her, als hätten sie vergessen, dass sie auch nachdenken konnten. Die Panik war überall vorhanden. Männer, Frauen und Kinder waren von der gewaltigen See verschlungen worden und würden nie mehr freigegeben. Schlimmer konnte ein Albtraum kaum sein, aber er hatte noch nicht sein Ende erreicht, denn aus den Toren der Hölle waren erst die Vorboten entlassen worden. Das Schlimmste stand noch bevor. Das wusste auch Jane Collins, der plötzlich klar geworden war, dass sie in ihrem Traum so etwas wie ein Kapitel der
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