1232 - Ihr Albtraum war der Teufel
ihn gewöhnen, man konnte fast darin baden.
Jane sah einen herrlichen Strand, gegen den das türkisfa rbene Meerwasser in sanften Wellen schlug. Sie genoss die Sonne und lag dabei selbst in einem Liegestuhl. Über ihr zitterten die Blätter eines Sonnenschutzdachs, das aus Palmenblättern errichtet worden war.
Kinder spielten im Sand. Die Eltern schauten ihnen zu.
Menschen spazierten am Meer entlang. Frauen in Bikinis, viele auch ohne Oberteil und die jungen männlichen Machos, die sich ebenfalls produzierten und den Latin Lover spielten, trugen Badeslips wie sie enger nicht sein konnten.
Es war eben das berühmte Schaulaufen am Strand. Harmlos.
Richtig Urlaub, denn auch Jane genoss. Nur hatte sie den Eindruck, nicht richtig dabei zu sein. Sie war mehr die Person, die einfach nur beobachtete und selbst nicht aktiv wurde.
Die Pracht der Sonne bräunte die Körper. Sie machte den Kindern Spaß. Auf den Wellen fuhren die Boote, da wurde gesurft, gesegelt oder auf einem riesigen Gummidrachen geritten.
Spaß für die Familie. Niemand dachte an etwas Böses, auch Jane träumte weiter.
Der Mann, der sie beobachtete, sah das Lächeln auf ihren Lippen und nickte ihr zu. Auch er lächelte plötzlich, doch seine Reaktion war als eisig zu bezeichnen. Das Lächeln war einfach nur wissend, weil er derjenige war, der es verstand, die Träume zu lenken. Noch ließ er Jane die angenehmen, aber das war bald vorbei. Schließlich gab es zwischen ihr und ihm eine Verbindung, und die wollte er nutzen.
Barnabas Barker griff zum Pendel. Es war für ihn jetzt der wichtigste Gegenstand, denn durch die Schwingungen des Pendels sollte die Verbindung noch enger werden.
Nackt wie er war trat er dicht an die Liege heran. In Kopfhöhe blieb er stehen. Das wenige Licht strahlte an seinem Körper in die Höhe und erreichte das Gesicht, dessen Haut so kalkweiß geworden war. Ebenso wie die des Körpers. In den letzten Minuten hatte sie die normale Farbe einfach verloren.
Das kalte Lächeln blieb, als sich das Pendel über Janes Gesicht bewegte. Wieder schwang es lautlos von einer Seite zur anderen, und der Mann, der es hielt tat zunächst nichts. Er ließ einige Sekunden verstreichen, bis er den Mund öffnete und seine Patientin ansprach.
»Wie geht es dir jetzt, Jane?«
Sie lag im Tiefschlaf, aber die Stimme des Psychologen und Hypnotiseurs war so intensiv, dass sie sogar diese dunkle Welt durchdrang und Janes Sinne erreichte.
»Mir geht es gut.«
»Sehr schön. Freust du dich?«
»Ja.«
»Du träumst, nicht?«
»Sicher, ich träume.«
Jane sprach jedes Wort sehr leise aus und zugleich monoton.
Gefühle schwangen in ihren Antworten nicht mit, und das nahm Barker auch hin. Er sah sie höchstens in Janes Gesicht, das sich im schwachen Licht abmalte und in seiner Ruhe kaum noch lebendig wirkte, sondern sehr starr. Bis auf die Mundpartie, da entdeckte er hin und wieder das freudige Lächeln, das die Träume verursachten.
»Ist es ein schöner Traum?«
»Sehr schön«, flüsterte Jane.
»Willst du ihn mir erzählen?«
»Gern.«
Er ließ das Pendel weiterhin schwingen und hörte zu, wie Jane vom bunten Strandleben berichtete. Dass er wieder so kalt lächelte, sah sie nicht, sie blieb auch weiterhin in ihrer eigenen Welt versunken, die so intensiv war, dass sie all ihr Fühlen überdeckte, so dass sie an nichts anderes denken konnte.
»Auch Kinder sind dort, nicht wahr?«
»Sie fühlen sich so wohl. Sie haben Freude, Ferien. Mir geht es auch gut. Ich liege und sonne mich. Manchmal lese ich auch oder nehme einen Schluck aus meinem Glas.« Um zu demonstrieren, was sie meinte, bewegte sich Jane auf der Liege wie eine Person, die am Strand liegt und sich der Sonne entgege nstreckt.
»Möchtest du auch weiterhin träumen, Jane?«
»Gern.«
»Das sollst du auch«, flüsterte er ihr zu. »Aber jetzt wirst du etwas anderes träumen, das vespreche ich dir. Oder muss ich dir noch sagen, dass die Welt nicht nur aus positiven Dingen besteht, sondern auch aus den negativen? Wo Licht ist, da lauert der Schatten. Schau in den Himmel, aber nebenan wirst du die Hölle sehen, die nur darauf wartet, ihre Tore zu öffnen, um den Menschen das zu schicken, das sie am allermeisten quält. So ist das Leben…«
Jane schwieg. Aber es war zu sehen, dass diese Worte tief in ihre Träume eingedrungen waren, denn sie zeigte trotz allem eine Reaktion. Ihre Lippen bewegten sich, ohne dass sie den Mund öffnete. Sie kaute, sie schluckte, die Augen blieben
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