1234 - Totensuche
er. Das heißt, er hatte sie geliebt. Damals, als in diesem Gebiet noch Aufbruchstimmung geherrscht hatte, doch davon war nicht mehr viel übrig geblieben, denn es hatten einfach zu viele Firmen dichtmachen müssen. Die Räume in den Häusern standen leer, es kamen keine Mieten mehr herein, und auch die Besitzer der In-Lokale stöhnten über den Gästeschwund. Einige hatten sogar schon Pleite gemacht, und auch die Bank zeichnete die ersten Verluste.
Trotzdem sollte noch ein zweites Haus finanziert werden.
Einfach um ein Zeichen zu setzen. Besonders jetzt war es wichtig, da das Blutschwert des Terrors über der Welt schwebte.
Wenn es nach dem Verkehr in den Docklands ging, hätte dieses Gebiet boomen müssen, doch das war leider nicht so.
Trotzdem kam Preston voran und sah sehr bald das von seiner Bank finanzierte Hochhaus vor sich. Aber er sah noch mehr, denn als er ankam und Kurs auf die Tiefgarage nahm, da sah er die Polizeiwagen, die soeben abfuhren.
Preston fuhr langsamer, weil er sonst den Weg der anderen Fahrzeuge gekreuzt hätte. Er hielt sogar kurz an, um die Autos vorbeizulassen. Fast geduckt hockte er hinter dem Steuer, die Augen verengt, die Lippen zusammengekniffen.
Wieder kam ihm der Grund seiner Fahrt in den Sinn. Es musste etwas passiert sein, sonst wären die Bullen nicht aus diesem Haus gekommen. Also war es kein Gerücht.
Preston spürte, wie die Nervosität in ihm hoch stieg. Eisige Finger strichen über seinen Rücken hinweg und sorgten dafür, dass sich dort die Haut zusammenzog. Er war kein Schwarzseher, erst recht im Geschäftsleben nicht, aber in diesem Fall befürchtete er, dass die Bank Schaden nehmen könnte, und genau das war es, was er nicht wollte. Er kannte seine Chefs, sie konnten gnadenlos sein, wenn es um das Geschäft und vor allen Dingen um den Profit ging.
Als er freie Fahrt hatte, war er noch so in Gedanken versunken, dass ihn erst das Hupen der hinter ihm stehenden Fahrer aufschreckte, ehe er wieder anfuhr und den Weg zur Tiefgarage nahm, in dem bestimmte Parkplätze reserviert waren.
Für Sam Preston war immer einer frei. Er tippte in die Tastatur Codezahlen ein, dann fuhr er an und rollte den geschwungenen Weg hinab auf das offene Tor zu.
Die Garage gehörte zu denen, in denen selbst Frauen kaum Angst bekamen, weil sie sehr hell war. Nicht mal die Scheinwerfer musste Preston einschalten, als er mit seiner silbergrauen flachen Flunder den roten Pfeilen auf dem grauen Boden folgte, dann nach rechts abbog und seiner Parktasche entgege nfuhr, die wie immer leer auf ihn wartete.
Anhand der hellen Kreise an der Wand wusste er genau, wie weit er fahren mus ste, um nicht gegen das Hindernis zu stoßen.
Rechtzeitig genug stoppte er ab und stellte den Motor aus.
Auch das Licht der beiden Scheinwerfer erlosch.
So ganz unvorbereitet wollte er doch nicht bei seiner Mitarbeiterin eintreffen. Deshalb holte er sein Handy hervor, um sie anzurufen, aber dazu kam es nicht mehr, denn Sam Preston erlebte plötzlich eine Veränderung.
Übergangslos wurde ihm kalt!
Im ersten Moment bewegte er sich nicht. Er saß da, wie jemand, der lauscht. Dann legte er das Handy auf den Beifahrersitz und runzelte die Stirn. Er überlegte. Woher kam die Kälte? Strömte sie aus dem Wagen? Bestimmt nicht. Dann hätte er sie bereits auf der Fahrt gespürt, aber das war nicht der Fall gewesen. Es musste einen anderen Grund geben, denn er bildete sie sich nicht ein.
Preston schnallte sich los. Die Kälte drang praktisch von allen Seiten gegen ihn.
Dann sah er den Nebel, der draußen an seinem Porsche vorbeizog. Seine Gedanken stockten. Es war für ihn nicht erklärbar. Er saß auf dem Sitz, schaute nach vorn und schüttelte den Kopf, als er mit seinen Blicken den dünnen Schwaden folgte, die zwischen der Frontscheibe und der Wand entlangtrieben und dabei sehr dünn und flattrig aussahen.
Ein Gedanke riet ihm, den Wagen zu verlassen und aus der Tiefgarage zu verschwinden, aber Preston blieb sitzen, weil er diesem Phänomen einfach auf den Grund gehen wollte. Er suchte nach einer Lösung und kam auf den Gedanken, dass möglicherweise Auspuffgase durch die Tiefgarage trieben. Auf der anderen Seite kam das nicht in Betracht, denn die heutigen Autos waren mit Katalysatoren ausgerüstet, so dass keine dicken Schwaden mehr aus den Auspuffrohren quollen.
Je länger er im Porsche saß, desto stärker wurden die Fragen und um so weniger Antworten fand er. Sein Gesicht wies ein Erstaunen auf, das schon dem
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